Arzneimittel und Therapie

Schizophrenie: Einfacher Vertriebsweg für Clozapin

Das atypische Neuroleptikum Clozapin gehört zu den am häufigsten verordneten Medikamenten gegen Schizophrenie. Aufgrund des Agranulozytoserisikos war der Vertriebsweg über lange Jahre kompliziert. Das hat sich geändert. Clozapin Hexal® kann ab sofort ohne besondere Regelungen über Verschreibung und Abgabe vertrieben werden - eine wesentliche Erleichterung für Patient und Apotheker.

Der gleichermaßen gute Effekt auf Positiv- und Negativsymptomatik bei Schizophrenen kennzeichnet das atypische Neuroleptikum Clozapin. Es ist wirksam gegen Wahn und Halluzinationen, bekämpft aber im Gegensatz zu klassischen Neuroleptika auch effektiv Apathie und Antriebsarmut. Diese Symptome sind zwar nach außen hin weniger dramatisch, für den Verlauf der Erkrankung aber eben so wichtig. Als besonders günstig gilt zudem die antidepressive Wirkung, die die Suizidalität deutlich senkt. Bislang völlig vernachlässigt wurden bei Schizophrenen die kognitiven Störungen. Auch hier ist für Clozapin ein positiver Effekt dokumentiert.

Keine Wartezeiten mehr

Der Blick auf die Nebenwirkungen zeigt ein zweigeteiltes Bild. Der positive Aspekt: Clozapin verursacht keine extrapyramidal-motorischen Störungen, die nicht nur äußerst unangenehm sind, sondern häufig auch die Compliance reduzieren. Der negative Aspekt: Das Agranulozytoserisiko ist hoch und erfordert regelmäßige Blutbildkontrollen. Dies war auch der Grund dafür, dass Clozapin seit seiner Erst-Registrierung im Jahr 1972 nur über einen komplizierten Vertriebsweg gehandelt werden konnte.

Für Patient und Apotheker oft ein nervenaufreibendes Unterfangen, vor allem, wenn es wieder einmal eilig war. Damit ist es jetzt vorbei: Als erster Hersteller hat die Neuro Hexal GmbH die Zulassung erhalten, Clozapin Hexal® ohne besondere Regelungen über Verschreibung und Abgabe zu vertreiben. Es darf auf ärztliche Verordnung hin direkt vom Apotheker an den Patienten abgegeben werden. Dies bedeutet auch, dass der Apotheker Clozapin Hexal® bevorraten darf. Was also wegfällt, ist die Einverständniserklärung des Arztes, die Einzelbestellung durch die Apotheke und damit letztlich auch die Wartezeit für den Patienten.

Für Blutbildveränderungen sensibilisieren

Was bleibt, ist die Notwendigkeit von Blutbildkontrollen vor und während der Behandlung. Um auch den Patienten maximal für Blutbildveränderungen zu sensibilisieren, sind entsprechende Hinweise nicht nur in der Gebrauchsinformation, sondern auch auf der Faltschachtel zu finden. Er wird dort darüber informiert, dass er bei grippeähnlichen Erscheinungen, Fieber, Schüttelfrost, Halsschmerzen sowie Mundschleimhautentzündungen und gestörter Wundheilung sofort seinen Arzt aufsuchen soll.

Dass ein einfacherer Vertriebsweg nun erstmals zugelassen wurde, hat verschiedene Ursachen. So sind inzwischen längst weitere Arzneimittel mit vergleichbar hohem Agranulozytoserisiko auf dem Markt. Zudem waren zum Zeitpunkt der Erst-Registrierung von Clozapin Arzneimittelsicherheit und Arzneimittelinformation noch nicht gesetzlich geregelt.

Unerwünschte Arzneimittelwirkung Agranulozytose

Eine Agranulozytose ist eine Verminderung einer Teilgruppe der weißen Blutkörperchen, der so genannten Granulozyten. Diese Blutzellen haben wichtige Funktionen bei der Abwehr körperfremder Stoffe und stellen eine Schlüsselrolle in der Abwehr von Krankheitserregern und bei Immunantworten dar. Die Agranulozytose kann sich unter Umständen innerhalb von Stunden entwickeln und wird so gut wie immer durch eine allergische Überempfindlichkeitsreaktion auf Medikamente ausgelöst.

Bei der akuten Agranulozytose (Amidopyrin-Typ) kommt es wenige Stunden nach Einnahme bestimmter Medikamente zu Schüttelfrost, Gliederschmerzen und Absinken der Granulozytenzahl im Blut. Bei der schleichenden Agranulozytose (Phenothiazin-Typ) erfolgt die Abnahme der Zellen über einen längeren Zeitraum. Das Auftreten ist nicht immer vorhersehbar und oft unabhängig von der Dosierung der Medikamente.

Diese Erkrankung kommt extrem selten vor, verläuft jedoch oft tödlich, da die Symptome selten schnell genug erkannt werden. Die akute Agranulozytose ist in ihrer Therapierbarkeit stark vom Zeitpunkt des Erkennens und dem Einsetzen der adäquaten Therapie abhängig - die Letalität betrug früher 50 bis 90% infolge septischer Komplikationen. Bei dem Verdacht auf eine Agranulozytose besteht eine absolute Notfallsituation. Die Therapie stellt den sofortigen Stopp der Einnahme des Medikaments dar. Der Pathomechanismus der Clozapin-induzierten Agranulozytosen ist trotz vielfältiger Bemühungen der letzten Jahre noch ungeklärt.

Quelle

Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Möller, München, Priv.-Doz. Dr. Albert Zacher, München, Dr. med. Petra Schoettler, Holzkirchen; Pressegespräch "Clozapin - bewährte Substanz auf neuem Weg", München, 17. Juli 2002, veranstaltet von der Hexal AG, Holzkirchen.

Das atypische Neuroleptikum Clozapin gehört zu den am häufigsten verordneten Medikamenten gegen Schizophrenie. Aufgrund des Agranulozytoserisikos war der Vertriebsweg über lange Jahre kompliziert. Das hat sich geändert. Clozapin Hexal kann ab sofort ohne besondere Regelungen über Verschreibung und Abgabe vertrieben werden – eine wesentliche Erleichterung für Patient und Apotheker. 

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