Arzneimittel und Therapie

Antibiotische Therapie von Atemwegsinfekten: Ketolide mit passgenauem Wirkungssp

Atemwegsinfekte sind der häufigste Grund für die Verordnung eines Antibiotikums. Dass sich hier die Resistenzsituation verschärft, liegt auf der Hand. Mit Ketoliden lassen sich zusätzlich zu Erythromycin-empfindlichen Keimen auch Pneumokokken erfassen, die gegen Makrolide resistent sind. Das erste Ketolid, Telithromycin (Ketek®), ist nun seit etwa einem Jahr auf dem Markt.

Pneumokokken und atypische Keime (Chlamydien, Moraxellen, Legionellen) sind die hauptsächlichen Erreger ambulant erworbener Pneumonien. Mittel der Wahl bei dieser Indikation waren seit 1998 laut Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft und Internationaler Gesellschaften die Makrolidantibiotika. Die Folgen: Erythromycin & Co. wurden zunehmend häufiger eingesetzt, die Resistenzsituation verschärfte sich.

Die dramatische Entwicklung zeigt die PROTECT (Prospective Resistant Organism Tracking and Epidemiology for the Ketolide Telithromycin)-Studie, die in 26 Ländern die Verbreitung resistenter Stämme der wichtigsten atemwegspathogenen Bakterien bestimmt (s. Abb.). In Frankreich und Ungarn sind bereits über 55 Prozent der Pneumokokken gegen Erythromycin A resistent.

In Deutschland liegt die Zahl bei 15,7 Prozent. Dabei machen vor allem die schwer Kranken mit systemischen Pneumokokkeninfekten (Nachweisbarkeit des Erregers im Blut) Probleme. Bei 22 Prozent finden sich hier resistente Erreger. Diese Entwicklung hat zu einem Überdenken der Therapieempfehlungen geführt. Seit 2002 gelten Makrolide laut Paul-Ehrlich-Gesellschaft nur noch begrenzt als Mittel der Wahl für die kalkulierte Therapie von Atemwegs- und HNO-Infektionen.

Ketolide erfassenauch Makrolid-resistente Pneumokokken

Eine neue Gruppe in der Antibiotikapalette sind die Ketolide, deren erster Vertreter, das Telithromycin, vor etwa einem Jahr auf den Markt kam. Sie gehören zur Makrolid-Lincosamid-Streptogramin-Gruppe und greifen auch bei den Keimen, die sich erfolgreich gegen Makrolidantibiotika wehren können. Das Wirkungsspektrum umfasst damit die relevanten grampositiven, gramnegativen und atypischen Erreger ambulant erworbener Atemwegsinfektionen, einschließlich der Makrolid-resistenten Pneumokokken. Umgekehrt greift Telithromycin die körpereigene Bakterienflora dagegen kaum an. Dies ist abgesehen von möglichen Nebenwirkungen auch deshalb von Bedeutung, weil aus der Standortflora auch resistente Bakterien hervorgehen können.

In einer kleinen Studie mit 20 Probanden trat Telithromycin im Vergleich mit Clarithromycin den Beweis an. Die Probanden erhielten zwei Mal täglich entweder Telithromycin 800 mg oder Clarithromycin 500 mg. Beide Antibiotika zeigten keinen Einfluss auf aerobe und anaerobe Erreger. Unter Clarithromycin entwickelten sich jedoch resistente A-Streptokokken, die unter Telithromycin nicht auftraten.

Nach acht Tagen wieder fit

In einer Studie an über 25 000 Patienten mit ambulant erworbenen Atemwegsinfekten wurden Telithromycin unter Praxisbedingungen geprüft. Patienten mit Pneumonie wurden über sieben Tage behandelt, Patienten mit exazerbierter Bronchitis, Sinusitis oder Tonsillitis über fünf Tage. Innerhalb von vier bis fünf Tagen waren die Beschwerden weitgehend verschwunden und die Patienten konnten ihren häuslichen Tätigkeiten nachgehen. Nach acht Tagen waren sie wieder voll fit. 97,7 Prozent der Patienten hatte keine Nebenwirkungen. Unter den Nebenwirkungen dominierten wie bei zahlreichen anderen Antibiotika erwartungsgemäß gastrointestinale Störungen wie Diarrhö und Übelkeit.

Typische Nebenwirkung: verschwommenes Sehen

Eine für Telithromycin dagegen typische Begleiterscheinung ist verschwommenes Sehen. In einer Phase-III-Studien mit 3265 Patienten klagten 0,5 Prozent der Probanden darüber. Es tritt bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Therapie auf, ist reversibel und verschwindet im Laufe der Behandlung wieder.

Quelle

Priv.-Doz. Dr. med. Ralf Reinert, Aachen, Dr. Michael Kresken, Köln, Prof. Dr. med. Joachim Lorenz, Lüdenscheid, Dr. med. Manfred Möller, Hanau; Fachpressekonferenz "Die richtige Wahl – Ketek® bei Atemwegsinfektionen", München, 20. September 2002, veranstaltet von der Aventis Pharma Deutschland GmbH.

Atemwegsinfekte sind ein häufiger Grund für die Verordnung eines Antibiotikums. Allerdings verschärft sich die Resistenzsituation bei den Antibiotika nicht nur in Deutschland zunehmend. Mit Ketoliden lassen sich zusätzlich zu Erythromycin-empfindlichen Keimen auch Pneumokokken erfassen, die gegen Makrolide resistent sind. Das erste Ketolid, Telithromycin (Ketek), ist nun seit etwa einem Jahr auf dem Markt.

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