Arzneimittel und Therapie

Koronare Herzkrankheit: Fischkonsum schützt auch Frauen

Studien haben ergeben, dass Männer, die viel Fisch und die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren konsumieren, ein geringeres Risiko für die koronare Herzkrankheit haben. Für Frauen lagen bisher keine vergleichbaren Untersuchungen vor. Eine Langzeitstudie an über 80 000 Krankenschwestern hat jetzt gezeigt, dass eine gute Versorgung mit Fisch und Omega-3-Fettsäuren auch Frauen vor koronaren Herzkrankheiten schützt, besonders vor einem tödlichen Herzinfarkt. Vermutlich sind die Omega-3-Fettsäuren für den Effekt verantwortlich.

Einwohner Alaskas oder die Eskimos in Grönland, die sehr viel Fisch essen, erleiden seltener einen Herzinfarkt als Bevölkerungsgruppen, bei denen Fisch selten auf dem Speiseplan steht. Aufgrund dieser Tatsache wurde vermutet, dass eine gute Versorgung mit Fisch möglicherweise vor Arteriosklerose schützt.

Einige prospektive Kohortenstudien konnten tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Fischkonsum und koronaren Herzerkrankungen nachweisen. Auch zwei Präventionsstudien ergaben, dass durch den häufigen Verzehr von Fisch oder durch eine Fischöl-Ergänzung die koronare Sterblichkeit bei Patienten mit schon existierenden koronaren Krankheiten reduziert wird.

Fast alle Studien zum Thema Fischkonsum und koronare Herzerkrankungen wurden allerdings mit Männern durchgeführt. Ob diese Ergebnisse auch auf Frauen übertragbar sind, blieb ungeklärt. Aus diesem Grund wurde jetzt der Zusammenhang zwischen der Versorgung mit Fisch beziehungsweise Omega-3-Fettsäuren und dem Auftreten von koronaren Herzkrankheiten bei Krankenschwestern untersucht.

Große prospektive Kohortenstudie

1980 wurde diese Studie über das Ernährungsverhalten von über 80 000 Krankenschwestern im Alter von 34 bis 59 Jahren gestartet. Alle Teilnehmerinnen wiesen zu Studienbeginn keine kardiovaskulären Krankheiten oder Krebs auf. Alle zwei bis vier Jahre wurden sie über ihre Essgewohnheiten befragt. Anhand von Fragebögen wurde auch der durchschnittliche Fischkonsum ermittelt. Von Interesse war auch, welche Fischart gegessen wurde.

Da bekannt ist, wie viele Omega-3-Fettsäuren die verschiedenen Fischarten durchschnittlich enthalten, konnten Rückschlüsse gezogen werden, wie viele Omega-3-Fettsäuren jede Studienteilnehmerin aufgenommen hatte. Während der Studiendauer wurden alle Fälle von koronaren Herzerkrankungen, dazu zählen sowohl tödliche als auch nicht tödliche Herzinfarkte, ermittelt.

Risiko reduziert bei einem hohen Fischkonsum

Eine Auswertung der Studiendaten nach 16 Jahren ergab insgesamt 1513 Fälle von koronaren Herzkrankheiten – 1029 Krankenschwestern erlitten einen nicht tödlichen Herzinfarkt, während 484 Krankenschwestern an einem Herzinfarkt starben. Im Vergleich zu Frauen, die weniger als einmal im Monat Fisch essen, haben Frauen mit einem höheren Fischkonsum ein geringeres Risiko für die koronare Herzkrankheit.

Nach Korrektur der Studiendaten in Bezug auf das Alter, Rauchen und anderer möglicher Risikofaktoren liegt das relative Risiko einer koronaren Herzerkrankung bei einem Fischkonsum von ein- bis dreimal pro Monat bei 0,79. Im Gegensatz dazu beträgt das relative Risiko 0,66, wenn mehr als fünfmal pro Woche Fisch gegessen wird.

Eine Analyse der Studiendaten, die den Zusammenhang zwischen der aufgenommenen Menge an Omega-3-Fettsäuren und dem kardiovaskulären Risiko untersuchte, kam zu ähnlichen Ergebnissen: Je mehr Omega-3-Fettsäuren mit der Nahrung aufgenommen werden, desto geringer ist das Risiko einer Erkrankung. Weiterhin zeigten die Studiendaten, dass eine gute Versorgung mit Fisch und Omega-3-Fettsäuren besonders vor einem tödlichen Herzinfarkt schützt. Steht Fisch fünfmal pro Woche auf dem Speiseplan, beträgt das relative Risiko eines tödlichen Herzinfarktes 0,55 – für einen nicht tödlichen Herzinfarkt dagegen 0,73.

Besser irgendein Fisch als gar kein Fisch!

Ein Fazit dieser Studie ist die Empfehlung, wenigstens zweimal pro Woche Fisch zu essen, um koronaren Herzerkrankungen vorzubeugen. Zwar scheint fetter Meerfisch das kardiovaskuläre Risiko in größerem Ausmaß zu senken als magerer Fisch, aber auch fettarme Fischsorten wie Kabeljau oder Schellfisch werten die Ernährung auf. Besser irgendein Fisch als gar kein Fisch. Allerdings verändern die Herstellungsmethoden die Zusammensetzung von Fischprodukten stark, sodass verarbeiteter Fisch nur wenige Omega-3-Fettsäuren enthält.

Omega-3-Fettsäuren schützen die Gefäße

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, warum Fisch so gesund ist? Eine Hypothese geht davon aus, dass die Omega-3-Fettsäuren im Fisch primär für den schützenden Effekt verantwortlich sind. Sie reduzieren koronare Herzkrankheiten vermutlich über viele Mechanismen: Sie hemmen die Verklumpung der Blutplättchen, senken die Serum-Triglyceride und wirken sogar Herzrhythmusstörungen im Rahmen eines Herzinfarktes entgegen.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Fischöl endotheliale Dysfunktionen verbessert. Diese Funktionsstörungen sind erste Anzeichen für Arteriosklerose. In-vitro-Studien haben auch gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren die Expression von Adhäsionsmolekülen des Endothels vermindern. Zusätzlich weisen auch klinische experimentelle Studien darauf hin, dass eine Nahrungsergänzung mit Omega-3-Fettsäuren die endothelabhängige vasomotorische Funktion verbessert.

Langkettige Omega-3-Fettsäuren interagieren auch mit Cyclooxygenasen, die den ersten Schritt der Umsetzung von Arachidonsäure zu Thromboxan katalysieren und somit die Verklumpung der Blutplättchen reduzieren. Omega-3-Fettsäuren sind Substrate für diese Enzyme und führen zur Produktion einer inaktiven Thromboxan-Untereinheit in den Blutplättchen und einem aktiven Prostaglandinmolekül in Endothelzellen. Das Ergebnis ist eine Abnahme der Plättchenaggregation und eine zunehmende Erweiterung von Blutgefäßen.

Kastentext: Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren sind langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die vom menschlichen Organismus nicht synthetisiert werden, sie müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Nach ihrem Vorkommen werden sie in zwei Gruppen unterteilt: solche maritimen Ursprungs, die sich vornehmlich in Kaltwasserfischen, wie Lachs, Makrele oder Hering, finden.

Zu diesen marinen Omega-3-Fettsäuren gehört die Eicosapentensäure (EPA) und die Docosahexensäure (DHA). Außerdem kommen Omega-3-Fettsäuren auch in Pflanzen vor, diese sind aber im Vergleich zu den marinen Omega-3-Fettsäuren kürzer-kettig. Besonders bekannt ist die α-Linolensäure, die reichlich in Leinsamen oder auch in Lein-, Walnuss-, Raps- und Sojaöl vorkommt.

Literatur

Hu, F. B., et al.: Fish and Omega-3 Fatty Acid Intake and Risk of Coronary Heart Disease in Women. J. Am. Med. Assoc. 287, 1815 – 1821 (2002). Suter, P. M.: Fisch ist gesund. Neue Züricher Zeitung, 26. 6. 2001.

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