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- DAZ 47/2002
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Arzneimittel und Therapie
Aus der Forschung: Schutz vor Osteoporose ohne erhöhtes Krebsrisiko?
In ihren Versuchen mit Labormäusen, denen die Keimdrüsen entfernt worden waren, zeigte sich, dass Estren ebenso gut auf die Knochen wirkt wie das männliche Geschlechtshormon Testosteron und dem natürlichen Östrogen in der Wirkung sogar überlegen ist. Dagegen zeigte es keinerlei Wirkung auf die verbliebenen Geschlechtsorgane wie etwa die Gebärmutter. Diese wurden mangels des richtigen Sexualhormons zurückgebildet.
Bei einer Vergleichsgruppe, die statt Estren eine übliche Hormonersatztherapie erhalten hatte, blieben die Geschlechtsorgane dagegen erhalten. Studienleiter Stavros C. Manolagas vermutet sogar, dass Estren auch bei anderen Organen wie Herz oder Nervensystem positiv wirkt.
Bei einer abgebrochenen Hormonersatztherapie-Studie (Womenęs Health Initiative, s. DAZ 29/2002, S. 35) hatte sich gezeigt, dass die Hormonersatztherapie offenbar zu einem erheblich höheren Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfällen führt. Manolagas führt das auf die Kombination von Östrogen und Progesteron zurück, die sich mit dem Einsatz von Estren vermeiden ließen.
Kein Einfluss auf reproduktives Gewebe
Estren zählt zur Gruppe von Substanzen, die als ANGELS "Activators of Non-Genomic Estrogen-Like Signaling" (Verbindungen zur Anregung nicht-genomischer östrogenartiger Signale) bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass die Substanz nicht wie Östrogen neben Knochenzellen auch das reproduktive Gewebe in der Gebärmutter und die weibliche Brust beeinflusst. Es wird nur das Knochenwachstum gefördert, da die Lebensdauer der Knochen bildenden Zellen (Osteoblasten) verlängert und die der Knochen abbauenden Osteoklasten verkürzt wird.
Positiv sei dabei, dass Estren auch Männer vor Knochenschwund bewahren könne, ohne dass diese sich wegen des Krebsrisikos ihre Prostata entfernen lassen oder Mittel gegen das tumorfördernde Hormon Androgen einnehmen müssten. Die Therapie könnte damit geschlechtsneutral sein. Bestätigen sich diese Vorteile beim Menschen, könnte dies eine zukünftige Alternative zur umstrittenen Hormontherapie mit Progesteron und Östrogen bei Frauen in den Wechseljahren und mit Androgen bei älteren Männern werden. Allerdings können die Forscher derzeit weder etwas über die Langzeitfolgen von Estren sagen noch darüber, ob sich der Erfolg bei Mäusen auf Menschen übertragen lässt. ck
Quelle
Kousteni, S., et. al.: Reversal of bone loss in mice by nongenotropic signaling of sex steroids. Science 298, 843 – 846 (2002).
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