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Berichte
Phytopharmaka: Werden Phytos diffamiert?
Die Akzeptanz pflanzlicher Arzneimittel bei der Bevölkerung ist hoch und sogar weiter steigend. Die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten EMNID-Umfrage zeigen: 77% der Befragten verwenden pflanzliche Arzneimittel; 89% der Verwender gaben dazu auch an, mit diesen Produkten "zufrieden" bzw. "sehr zufrieden" zu sein.
Phytos erwünscht
Unabhängig vom Anwendungsbereich werden Phytos heute schon in knapp 60% aller Fälle selbst gekauft. Viele solcher Phytopharmaka waren bislang noch auf Kassenrezepte zu erhalten gewesen. Die erwähnten "guten Erfahrungen" dürften wohl die Ursache sein, dass viele Bürger sich diese Mittel auch auf eigene Kosten besorgen. Mit wachsendem Unmut jedoch!
Klar fordern 93% der Befragten die Erstattung pflanzlicher Medikamente und erwarten eine gleichwertige Behandlung pflanzlicher und chemisch-synthetischer Arzneimittel als Kassenleistung. 31% wären sogar bereit, dafür eine höhere Selbstbeteiligung zu tragen. Die Ergebnisse einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 2001 wurden somit wieder voll bestätigt; damals äußerten 85% der Bundesbürger den Wunsch, pflanzliche Arzneimittel in der Positivliste zu sehen.
Phyto-Verordnungen rückläufig
Aber die Wirklichkeit schaut anders aus. Der Anteil pflanzlicher Arzneimittel an den Ausgaben der Kassen sinkt von Jahr zu Jahr. Haben sie 1998 noch 4,2% des Gesamtumsatzes ausgemacht, ging ihr Anteil auf nur noch 2,6% im Jahr 2001 zurück. Diese Entwicklung steht im krassen Gegensatz zur Bedeutung, die die Bevölkerung den Phytopharmaka beimisst.
Dabei verordnen Ärzte mehr Arzneimittel denn je – so die Schlagzeilen und die Statistiken! Die Ausgabensteigerung für Arzneimittel insgesamt betrug gegenüber dem Vorjahr 10%. Die rezeptpflichtigen Präparate haben um 12% zugelegt, die Verordnung der rezeptfreien, oft pflanzlichen Arzneimittel stieg aber lediglich um 1%. Der Selbstkauf dieser Medikamente legte jedoch um 3% zu. Also geht die Ausgabensteigerung der Kassen für Medikamente eindeutig auf das Konto der rezeptpflichtigen Arzneimittel, auch wenn pflanzliche Medikamente fast durchwegs zur günstigen Preiskategorie zählen.
So fragt man sich beim derzeitig so vieldiskutierten Krankenkassendefizit, warum ausgerechnet dort Einsparungen gemacht werden sollen. (Entsprechend wurden in München auch Zweifel geäußert, ob die Verwaltungskosten der Krankenkassen noch im richtigen Verhältnis zu den Aufwendungen für die Patienten stehen: In den ersten 6 Monaten dieses Jahres sollen die Verwaltungskosten der GKV rund 3,6 Milliarden Euro, die Ausgaben für pflanzliche Arzneimittel für ihre Versicherten nur 0,6 Milliarden Euro betragen haben.)
Phyto-Zulassungen oft erschwert
Aber nicht nur auf der Patientenebene ist eine Diskriminierung von Phytos zu verspüren! Immer wieder hört man die Klagen von Herstellerfirmen, wie auf unverständliche, ja geradezu boykottierende Weise die Zu- und Nachzulassungen von pflanzlichen Arzneimitteln von obersten Stellen erschwert oder zumindest retardiert werden. Trotz anders lautender Meldungen in der Fachpresse!
Phytopharmaka-Negativstudien angreifbar
Dr. Klaus Linde, Zentrum für naturheilkundliche Forschung der TU München, hat die Phytopharmaka-Studien, die in den vergangenen zwei Jahren in den vier renommiertesten internationalen medizinischen Zeitschriften (New England Journal of Medicine, Journal of the American Medical Association JAMA, Lancet und British Medical Journal BMJ) publiziert wurden, ausgewertet und fragte provozierend: "Internationale Negativstudien zu Phytopharmaka: Politik oder mangelnde Sachkenntnis?"
Als Beispiele griff Linde drei in JAMA veröffentlichte große randomisierte klinische Studien heraus: Zwei Studien untersuchten den Effekt von Johanniskrautextrakten bei Patienten mit Depressionen, die dritte Studie den Effekt eines Ginkgoextraktes auf die kognitive Leistungsfähigkeit.
Alle drei Studien sind "negativ", d. h., in keiner Studie war das Phytopharmakon einem Plazebo überlegen – obwohl auch zahlreiche "positive" Ergebnisse von Studien mit derselben oder ähnlicher Themenstellung bereits existieren.
Linde erklärt sich die Ballung der Negativergebnisse in JAMA mit
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