Prisma

Fluoreszenz entlarvt Gendefekt: Krebs leuchtet

Nach wie vor werden viele Krebserkrankungen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Teilweise liegt das daran, dass Vorsorgeuntersuchungen zu wenig wahrgenommen werden, teilweise fehlen jedoch auch schnelle, einfache und kostengünstig durchführbare Routinemethoden zur Früherkennung von Krebs. Ein von Heidelberger Wissenschaftlern entwickeltes Diagnoseverfahren könnte hier möglicherweise Abhilfe schaffen.

Bei dem Verfahren kommen fluoreszierende Moleküle zum Einsatz, die Defekte auf dem Gen p53 entlarven. p53 fungiert in der Zelle als so genanntes Tumorsuppressorgen: Wird das Erbgut beschädigt, "liest" die Zelle dieses Gen vermehrt ab. Das resultierende Genprodukt hemmt die Zellteilung so lange, bis der Schaden repariert ist. Ist er so groß, dass eine Reparatur unmöglich ist, wird die Apoptose – der programmierte Selbstmord der Zelle – eingeleitet. Über diesen Mechanismus soll verhindert werden, dass die defekte Zelle sich unkontrolliert vermehrt.

Ist p53 selbst beschädigt, kann es seine "Wächter-Funktion" also nicht mehr erfüllen, besteht jedoch die Gefahr, dass sich ein Tumor entwickelt. Man geht heute davon aus, dass Defekte an p53 bei 60 bis 80 Prozent aller Tumore vorhanden sind. Diagnoseverfahren wie das hier vorgestellte, das Mutationen auf dem p53-Gen erkennen kann, wären somit für einen breiten Einsatz geeignet. Die von den Heidelberger Wissenschaftlern entwickelte Methode stellt jedoch nicht nur deshalb einen reizvollen Ansatz dar.

Die Methode arbeitet mit einer winzigen Menge Blut und zeigt p53-Defekte innerhalb von Minuten in Form eines Leuchtens an. Die Entwickler erhoffen sich von dem neuen Verfahren weniger falsch-positive Ergebnisse und neue diagnostische Wege zur Früherkennung von Krebs und der Verlaufskontrolle von Tumortherapien. ral

Quelle: Angewandte. Chemie 2002, Vol. 41, Nr. 24, S. 4769-4773

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