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Ernährung aktuell
Nickelkontaktallergie: Eine nickelarme Diät ist nicht generell gerechtfertigt
Nickel steht weltweit an erster Stelle der "Hitliste der Kontaktallergene". Nach Untersuchungen des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) an Hautkliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz waren 1992 37 Prozent der Frauen und 9 Prozent der Männer unter 31 Jahren gegen Nickel sensibilisiert.
Nach Änderung der Bedarfsgegenstände-Verordnung im Sinne einer Höchstmengenregelung für die Freisetzung von Nickel aus Gegenständen, die unmittelbar und über längere Zeit mit der Haut in Berührung kommen (z. B. Ohrclips, Armbänder, Brillenbügel) sanken die Zahlen 2001 auf 26 Prozent der Frauen bzw. 5 Prozent der Männer.
Nickel steckt nicht nur in Schmuck und Münzen
Zu den häufigsten Nickelquellen im Alltag zählen neben Mode-, Silber- und Weißgoldschmuck, Knöpfen, Brillengestellen und Euro-Münzen auch Zigarettenrauch, Kochgeschirr und Lebensmittel. Die orale Zufuhr von Nickel mit der Nahrung kann bei Personen, die bereits länger und sehr stark mit Nickel sensibilisiert sind, ein so genanntes hämatogenes (systemisches) Kontaktekzem auslösen. Hierbei handelt es sich um ein chronisches allergisches Kontaktekzem, bei dem es u. a. an Körperstellen wie den Augenlidern, den Ellenbogen und dem Nacken zu Streureaktionen kommt, ohne dass dort ein unmittelbarer Kontakt mit Nickel stattgefunden hat.
Beschrieben werden auch chronische Handekzeme, Gehörgangsekzeme, Kopfjucken, Haarausfall, Gelenkschmerzen, Migräne und Müdigkeit. Über die Häufigkeit der betroffenen Personen, die auf die orale Zufuhr von Nickel reagieren, gibt es sehr unterschiedliche Angaben. Die Spanne reicht von zwei bis über 50 Prozent der Nickelallergiker.
Nickelarme Diät und Provokationstest zur Diagnose
Um herauszufinden, ob jemand auf die orale Zufuhr von Nickel reagiert, wird folgendes Prozedere durchgeführt: Nach ausführlicher Anamnese und positivem Epikutantest erhält der Patient eine sechswöchige nickelarme Diät unter begleitender Führung eines Ernährungs- und Symptom-Protokolls. Bei Erscheinungsfreiheit oder deutlicher Besserung der Beschwerden wird dann ein Provokationstest (doppel-blind, plazebokontrolliert) mit 2,5 mg Nickelsulfat durchgeführt, um zu prüfen, ob diese Kostform auch therapeutisch weitergeführt werden soll.
Ist der Provokationstest positiv, beginnt man anschließend mit dem individuellen Kostaufbau in Absprache mit einer Ernährungsfachkraft. Dabei sollten bisher gemiedene, jedoch ernährungsphysiologisch wertvolle Nahrungsmittel (z. B. Vollkornprodukte, Brokkoli) auf ihre individuelle Verträglichkeit überprüft werden. Des Weiteren ist eine bedarfgerechte Steigerung der bisher mengenbegrenzten Lebensmittel anzustreben. Ziel des Kostaufbaus ist die Ermittlung der individuellen Toleranzschwelle, unterhalb der keine Symptome mehr ausgelöst werden.
Nickel ist in Lebensmitteln weit verbreitet
Da Nickel als Spurenelement in pflanzlichen und tierischen Lebensmitteln weit verbreitet ist, ist eine völlig nickelfreie Kost nicht möglich. Im Rahmen einer nickelarmen Kost wird empfohlen, zunächst auf die Lebensmittel zu verzichten, die Nickel besonders gut anreichern bzw. überdurchschnittlich zur Nickelaufnahme beitragen können (s. Tabelle).
Grundsätzlich enthalten pflanzliche Produkte mehr Nickel als tierische, wobei der Nickelgehalt vom Standort (Zusammensetzung des Bodens, Ausmaß industrieller Luftverschmutzung), von Pflanzenart sowie von der Verarbeitung der Lebensmittel abhängig ist. Empfohlen wird, Obst, Gemüse, Kartoffeln und Getreideprodukte nur bis zu 200 g/Tag geschält zu verzehren, da sich Nickel besonders stark in der Haut bzw. in den Schalen anreichert.
Empfehlungen für eine nickelarme Diät berücksichtigen auch die mögliche Erhöhung des Nickelgehaltes der Lebensmittel während der Verarbeitung und Lagerung in Behältnissen aus Chrom-Nickel-Stahl. Das Ausmaß der Nickelfreisetzung ist dabei abhängig von der verwendeten Stahllegierung sowie dem Säuregehalt, der Temperatur und der Einwirkzeit der Lebensmittel auf das Metall.
So sollte insbesondere bei der Zubereitung säurehaltiger Speisen wie Rhabarber, Spinat, Sauerkraut, Zitronen oder Johannisbeeren auf älteres Kochgeschirr aus rostfreiem Stahl verzichtet und Geschirr aus Emaille, Glas, Glaskeramik, Ton, Teflon oder spezielles nickelfreies Kochgeschirr bevorzugt werden.
Das gilt auch für die Heißwasserzubereitung. Wasserkocher sollten nicht verwendet werden, da besonders beim Entkalken der Geräte der Nickelwert im Wasser auf mehrere hundert Mikrogramm ansteigen kann. Kaffee sollte besser im Plastikfilter selbst aufgebrüht werden, da Kaffee aus der Kaffeemaschine bis zu zehnmal mehr Nickel enthalten kann.
Unter besonders ungünstigen Bedingungen (Korrosion) kann auch Trinkwasser den in der novellierten Trinkwasserverordnung festgelegten Grenzwert von 20 µg/l um ein Vielfaches überschreiten. Etwa der erste halbe Liter des Wassers, das über längere Zeit in der Leitung gestanden hat, sollte deshalb verworfen werden.
Quelle:
DGE-Info, Februar 2003
Bei einer Nickelallergie muss ein länger andauernder Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen, z. B. Modeschmuck oder Euro-Münzen, gemieden werden. Der Verzehr nickelreicher Lebensmittel führt jedoch nur bei einem Teil der Nickelallergiker zu Hautreaktionen. Betroffen sind meist nur diejenigen, die bereits länger und sehr stark mit Nickel sensibilisiert sind. Ihnen kann eine nickelarme Diät helfen – sie ist jedoch nicht generell gerechtfertigt.
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