Arzneimittel und Therapie

Staphylococcus aureus: Schützt Mupirocin-Nasensalbe vor postoperativen Infektio

Mupirocin-Nasensalbe, präoperativ angewendet, senkte die Rate nosokomialer Staphylococcus-aureus-Infektionen bei nasalen Keimträgern. Insgesamt konnte die Prophylaxe die Rate von S.-aureus-Wundinfektionen nicht verringern.

Staphylococcus aureus verursacht rund ein Viertel der im Krankenhaus erworbenen (nosokomialen) Infektionen. Als ökologische Nische dienen dem Keim die Nasenvorhöfe (vorderen Nasenöffnungen). 25 bis 30% der Bevölkerung sind nasale Staphylococcus-aureus-Keimträger. Die Keimträger haben ein erhöhtes Risiko für Staphylokokken-Infektionen nach invasiven chirurgischen Eingriffen. Ihr Risiko für postoperative Wundinfektionen ist auf das Zwei- bis Neunfache erhöht.

Um Staphylococcus aureus aus der Nasenschleimhaut zu eliminieren, wird das bakeriostatische Lokalantibiotikum Mupirocin in Form einer 2%igen Nasensalbe (Turixin® Salbe) mit einem Watteträger intranasal angewendet. In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde untersucht, ob Mupirocin-Nasensalbe tatsächlich die Rate des nasalen Befalls verringern und darüber hinaus postoperative Infektionen mit Staphylococcus aureus verhindern kann.

Präoperativ Mupirocin-Nasensalbe oder Plazebo

An der Studie nahmen Erwachsene teil, die sich zwischen April 1995 und Dezember 1998 an einem von zwei Krankenhäusern in Iowa, USA, einer allgemeinen, gynäkologischen, onkologischen, kardiothorakalen oder neurologischen Operation unterzogen. Notfalloperationen waren ausgeschlossen.

Randomisiert und doppelblind bekamen die Patienten entweder eine 2%ige Mupirocin-Nasensalbe oder eine identisch aussehende wirkstofffreie Nasensalbe. Diese trugen sie selbst oder Pflegepersonal bis zu fünf Tage lang vor der Operation zweimal täglich mit einem Watteträger im Inneren beider Nasenöffnungen auf. Die sonstigen Maßnahmen, einschließlich einer eventuellen Antibiotikaprophylaxe, entsprachen dem klinischen Standard.

Die Patienten wurden durchschnittlich 30 Tage lang beobachtet. Stationäre Patienten wurden untersucht und ihre Krankenakten alle 3 bis 5 Tage durchgesehen. Nach der Entlassung wurden die Patienten wöchentlich angerufen und nach Infektionszeichen gefragt. Sie waren aufgefordert, sich bei Anzeichen einer Infektion sofort telefonisch zu melden.

Primärer Studienendpunkt war die Rate von Staphylococcus-aureus-Infektionen an der Operationsstelle (S.-aureus-Wundinfektionsrate).

Nasaler Befall reduziert

4030 Patienten wurden randomisiert, 3864 davon in der Intention-to-treat-Analyse berücksichtigt. Von ihnen bekamen 1933 Patienten Mupirocin-Salbe und 1931 Plazebo-Salbe. Zu Beginn waren in beiden Gruppen 23% nasale Keimträger, postoperativ knapp 5% der Mupirocin-Gruppe und 21% der Plazebo-Gruppe. Die Rate des nasalen Befalls sank also signifikant in der Mupirocin-Gruppe, während sie in der Plazebo-Gruppe praktisch unverändert blieb.

Ingesamt vergleichbare Infektionsraten

Insgesamt erlitten jeweils 11% der Mupirocin-Gruppe und der Plazebo-Gruppe nosokomiale Infektionen. 7,9% der Mupirocin- und 8,5% der Plazebo-Gruppe wiesen Infektionen an der Operationsstelle auf. In drei Viertel dieser Fälle wurden aus Tupfern infizierter Wunden Kulturen angelegt. Nach Ausschluss der Fälle ohne Erregernachweis ergab sich insgesamt eine Rate von 2,3% S.-aureus-Wundinfektionen in der Verumgruppe und von 2,4% in der Plazebo-Gruppe.

Verringerte Infektionsrate bei Keimträgern

In der Untergruppe der nasalen S.-aureus-Keimträger war die Situation anders: Von 444 Keimträgern, die mit Mupirocin behandelt wurden, erlitten 4,0% eine nosokomiale S.-aureus-Infektion, von 447 Keimträgern, die mit Plazebo behandelt wurden, 7,7% (Odds-Ratio 0,49). S.-aureus-Wundinfektionen waren für 3,7% der mit Mupirocin behandelten Keimträger und für 5,9% der mit Plazebo behandelten Keimträger bekannt. Allerdings waren auch hier nicht bei allen Patienten Kulturen aus der infizierten Wunde angelegt worden.

Insgesamt meldeten in beiden Gruppen 4,8% der Patienten Nebenwirkungen der Medikation. Insbesondere wurde über "laufende Nasen" und Juckreiz an der Applikationsstelle berichtet. Ein Patient mit Mupirocin und vier mit Plazebo brachen die Therapie wegen Nebenwirkungen vorzeitig ab.

Die präoperative Mupirocin-Prophylaxe senkte in dieser Studie zwar die Gesamtrate von S.-aureus-Wundinfektionen nicht, verringerte aber die Rate nosokomialer S.-aureus-Infektionen bei nasalen Keimträgern signifikant. Es gab keinen Hinweis darauf, dass die Therapie die Resistenzentwicklung fördert.

Mupirocin wirkt bakteriostatisch

Mupirocin (Pseudominsäure A), ein Stoffwechselprodukt von Pseudomonas fluorescens, ist ein topisch anzuwendendes Antibiotikum mit einem unter den klinisch relevanten Antibiotika einzigartigen Wirkungsmechanismus. Die Wirkung von Mupirocin beruht auf einer kompetitiven Hemmung der bakteriellen Isoleucin-tRNA-Synthetase. Über die Hemmung der Proteinbiosynthese kommt es zum Zelltod der Bakterienzelle.

Aufgrund dieses besonderen Wirkmechanismus und seiner chemischen Struktur zeigt Mupirocin keine Kreuzresistenzen gegenüber anderen verfügbaren Antibiotika. Mupirocin hat sich in vivo gegenüber Staphylococcus aureus (einschließlich Methicillin-resistenter Stämme), Staphylococcus epidermidis und beta-hämolysierenden Streptokokken als wirksam erwiesen.

Von der intakten Haut wird Mupirocin zu weniger als 1% resorbiert. Im Plasma wird der resorbierte Wirkstoff rasch hydrolysiert, die entstehenden Spaltprodukte sind nicht antibakteriell wirksam, daher ist Mupirocin nicht für eine systemische Anwendung geeignet.

Quelle

Perl, T. M.; et al.: Intranasal mupirocin to prevent postoperative staphylococcus aureus infections. N. Engl. J. Med. 346, 1871 – 1877 (2002).

Mupirocin mit neuer Indikation Zum 1. März 2003 führte die Infectopharm GmbH das Lokalantibiotikum Mupirocin erstmals als freie Säure (Infectopyoderm®) mit neuer Indikation auf den deutschen Markt ein. Infectopyoderm® wird angewendet bei bakteriellen Hautinfektionen mit mupirocinempfindlichen Erregern, wie:
  • Primärinfektionen: Impetigo, Follikulitis, Ekthyma
  • Sekundärinfizierte Hautkrankheiten: infizierte kleinflächige Ekzeme und infizierte Hautverletzungen
  • Zusatzbehandlung bei Furunkeln und Karbunkeln. Bisher stand Mupirocin (als Calciumsalz) in Form einer Nasensalbe (Turixin®, Glaxo Wellcome bzw. Bactroban®, Emra-Med) zur Elimination von Staphylokokken aus der Nasenschleimhaut zur Verfügung.
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