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Arzneimittel und Therapie
Chronische Schmerzen: Bei älteren Patienten haben transdermale Systeme Vorteil
Leiden ältere Menschen an chronischen Schmerzen zum Beispiel infolge einer Arthritis oder einer Osteoporose, so müssen bei der Schmerztherapie einige Besonderheiten berücksichtigt werden. Denn im Alter kommt es zu physiologischen Veränderungen im Organismus, die die Wahl des Analgetikums beeinflussen sollten.
In erster Linie betrifft dies die Verminderung der Muskelmasse und der elastischen Fasern sowie die Reduktion des Körperwassers zugunsten des Körperfetts. Die Nervenleitgeschwindigkeit lässt im Alter nach, was inadäquate Reaktionen auf Schmerzreize zur Folge haben kann. Bei der Therapie müssen dann auch veränderte Rezeptorfunktionen sowie ein veränderter Metabolismus und eine veränderte Elimination in Betracht gezogen werden.
Ein besonderes Problem im höheren Lebensalter ist die meist vorliegende Multimorbidität, die zur Folge hat, dass oft mehrere Medikamente nebeneinander eingenommen werden müssen. Es gilt, ein Analgetikum auszuwählen, das seinerseits keine Organschäden provoziert, das möglichst keine Interaktionen mit anderen Arzneimitteln eingeht, das auch bei einer eingeschränkten Nierenfunktionsleistung nicht akkumuliert und das generell den altersphysiologischen Besonderheiten Rechnung trägt.
Neben den physiologischen Parametern muss aber auch bedacht werden, dass das System von den älteren Menschen leicht zu handhaben und die Behandlung auch bei kognitiven Defiziten gut praktizierbar ist.
Starke und anhaltende Analgesie für 72 Stunden
Eine gute Behandlungsoption bei starken chronischen Schmerzen im Alter sind die Opioide, da sie keine Organschädigung induzieren. Ideal ist es, wenn die Patienten mit einem transdermalen System behandelt werden, und es gibt einige Argumente, die für ein Buprenorphin-haltiges Schmerzpflaster (Transtec®) sprechen.
So kann durch dieses eine starke und anhaltende Analgesie erwirkt werden, und das mit einer zuverlässigen Wirkung über 72 Stunden. Das Pflaster muss somit nur alle drei Tage gewechselt werden. Es ist einfach zu handhaben und setzt den Wirkstoff Buprenorphin kontinuierlich aus einer Matrix frei, sodass praktisch gleichbleibende Plasmaspiegel erzielt werden und eine zuverlässige Analgesie über den gesamten Zeitraum gewährleistet ist.
Da der Wirkstoff durch die Haut resorbiert wird, entfällt bei der transdermalen Therapie die gastrointestinale Passage, und Nebenwirkungen wie sie bei den NSAR sehr häufig sind, sind nicht zu befürchten. Es kommt außerdem nicht zu einem First-Pass-Effekt, sodass die Leber nicht belastet wird und das Buprenorphin-haltige Pflaster kann außerdem problemlos auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eingesetzt werden.
Besser verträglich als orale Opioide
Dadurch dass Plasmaspitzen vermieden werden, ist das Pflaster besser verträglich als eine Behandlung mit oralen Opioiden. Es kommt speziell beim Buprenorphin-Schmerzpflaster deutlich seltener zur Obstipation und die Patienten klagen kaum über Sedierung und Müdigkeit, ein gerade bei älteren Menschen relevanter Aspekt.
Das Pflaster wird von den Patienten im Allgemeinen sehr gut akzeptiert, Toleranzeffekte oder gar eine Abhängigkeit treten nicht auf. Auch der vieldiskutierte Ceiling-Effekt ist wohl ein theoretisches Problem und wurde lediglich im Tiermodell beschrieben, und das erst bei außerordentlich hohen Dosierungen. In praxi scheint dieser Effekt keine Rolle zu spielen.
Allerdings sollte bei älteren Menschen vor dem Hintergrund der physiologischen Besonderheiten das Opioid vorsichtiger auftitriert werden. Auch in dieser Hinsicht ist das Buprenorphin-Pflaster ein guter Kandidat für eine analgetische Behandlung. Denn da es sich um ein Matrixpflaster handelt, der Wirkstoff also praktisch in den Klebstoff eingebettet ist und von dort peu à peu freigesetzt wird, kann das Pflaster – anders als etwa ein Reservoirpflaster – problemlos zerteilt werden.
Das ermöglicht es, mit den Opioiden in geringer Dosierung zu starten und dem älteren Organismus somit Zeit zu geben, sich an die Therapie zu gewöhnen. So vermeidet man Nebenwirkungen und sorgt dennoch für eine effektive Schmerzlinderung und damit für mehr Lebensqualität und zugleich in aller Regel auch für mehr Mobilität und weniger sozialen Rückzug bei den älteren Schmerzpatienten.
Quelle
Dr. Paul Schriek, Celle; Monika E. Thomm, Köln; Dr. Not-Rupprecht Siegel, Neuburg/Donau; Dr. Klaus Reckinger, Herne: Pressegespräch "Schmerz im Alter", Wiesbaden, 29. April 2003, veranstaltet von der Grünenthal GmbH, Aachen.
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