Berichte

Leipziger Symposium: Wissenschaftliche Grundlage der Homöopathie

Unweit von Samuel Hahnemanns Geburtsort Meißen fand am 17. Mai das 5. Leipziger Symposium statt zum Thema "Homöopathische Arzneimittel: wissenschaftliche Grundlagen für die Herstellung, Qualität und Anwendung". Gemeinsam mit der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft, Landesgruppe Sachsen, und der Deutschen Homöopathie-Union boten die Leipziger Pharmazeuten ein Programm, das die Homöopathie aus vielen Blickwinkeln beleuchtete. Das Publikum im vollbesetzten großen Hörsaal des Instituts für Pharmazie, Pharmazeutische Technologie, konnte neben Referaten zur klinischen Forschung, zu physikalischen Untersuchungen und arzneimittelrechtlichen Fragen auch eine praktische Vorführung der Arzneimittelauswahl durch Elektroakupunktur nach Voll verfolgen. Zum Abschluss berichtete Dr. Markus Wiesenauer von praktischen Anwendungserfolgen der Homöopathie.

Prof. Dr. Wolfgang Süß vom Institut für Pharmazie, Pharmazeutische Technologie, eröffnete das 5. Leipziger Symposium. Seit 1994 bietet diese Veranstaltungsreihe eine Plattform für die Zusammenarbeit und den Gedankenaustausch von Pharmazeuten aus Offizin, Industrie, Krankenhaus und Hochschule.

Nachdem in den vergangenen Jahren etablierte Forschungsinhalte wie Bioäquivalenz, galenische Verbesserung oder Qualitätssicherung von Arzneimitteln im Mittelpunkt standen, wagte man nun sich mit dem Thema Homöopathie auf Neuland. Denn so sehr sich die Hahnemannsche Lehre vom "Similia similibus curentur" in den vergangenen 200 Jahren durchgesetzt hat, sowenig ist über deren wissenschaftliche Grundlagen bekannt.

Große Unsicherheit herrscht laut Professor Süß, der als Mitglied der Kommission D sowie der Homöopathischen Arzneibuchkommission beim BfArM häufig mit diesem Thema konfrontiert ist, zum Beispiel über den Einfluss des Arzneiträgers oder geänderter Herstellungsbedingungen auf die Wirksamkeit des homöopathischen Arzneimittels.

Die Wirkungsweise von Hochpotenzen entzieht sich dem bisherigen naturwissenschaftlichen Verständnis, die europäische Harmonisierung des Arzneimittelrechts wirft zusätzliche Probleme auf. Entsprechend breit gefächert waren die Vorträge der Referenten aus der ärztlichen Praxis, der universitären Forschung, der Industrie sowie der Zulassungsbehörde.

Vergiftungs- und Entgiftungsmodelle

Univ.-Dozent Dr. Haidvogl vom Ludwig Boltzmann-Institut für Homöopathie an der Universität Graz betonte die Notwendigkeit der Grundlagenforschung auch im Bereich der Komplementärmedizin, da ohne Theorien zur Wirkungsweise klinische Erfolge nicht anerkannt werden. Ziel dieser experimentellen Untersuchungen sei die Anerkennung der Wirksamkeit homöopathischer Interventionen.

Als Beispiele für die Grundlagenforschung nannte er Vergiftungs- und Entgiftungsmodelle. So zeigte sich bei Ratten, die einer Schwermetallvergiftung mit Arsen ausgesetzt wurden, eine signifikante Schutzwirkung bei Vorbehandlung mit einer homöopathischen Potenz derselben Substanz. Auch die Arsen-Ausscheidung in Stuhl und Urin stieg deutlich an. Die Injektion von Arsenicum album C30 vor einer toxischen Dosis Arsen verhinderte bei Mäusen Schäden an den Leberzellen sowie DNA- und Protein-Veränderungen. Die Injektion von Ethanol C30 zeigte hier keinerlei Schutzeffekt.

Als weitere Beispiele führte Haidvogl den Schutz mitochondrialer Enzyme durch Phosphor D6 oder D30, Nux vomica oder Flor de Piedra (Lophophytum leandri) an. Hochpotenzen von Nux vomica verkürzten die alkoholinduzierte Betäubung von Mäusen signifikant, Agaricus C30 verminderte eine durch Haloperidol ausgelöste Katalepsie (Starre) bei Ratten.

In einer Metaanalyse mussten von insgesamt 105 Studien, die zu Vergiftungs- und Entgiftungsmodellen durchgeführt wurden, viele wegen schlechter Qualität oder fehlender Reproduzierbarkeit der Ergebnisse ausgeschlossen werden. Von den eingeschlossenen Studien mit hoher Qualität zeigten über 50 Prozent positive Effekte.

Auch an Zellkulturen stellten die Forscher aus Graz eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Noxen durch Vorbehandlung nach dem Ähnlichkeitsprinzip fest. Befunde dafür, dass Histamin- und Apis-Potenzen die Degranulation der Mastzellen verhindern könnten, sorgten vor zehn Jahren für Aufsehen in der Fachwelt, ließen sich aber nicht durchgängig reproduzieren.

Hormone in Hochpotenz wirksam

In einem Experiment untersuchte die Forschungsgruppe von Haidvogl den Einfluss von Thyroxin D30 auf die Metamorphose von Kaulquappen vom Zweibein- zum Vierbeinstadium. Da sich die Tiere hierbei in einem physiologischen Zustand der Hyperthyreose befinden, sollte das Schilddrüsenhormon in Hochpotenz einen hemmenden Einfluss ausüben.

Beim Zutropfen von Thyroxin D30 in Intervallen von 48 Stunden in das Wasserbecken trat dieser Effekt tatsächlich ein. Überraschend war der Befund, dass die Metamorphose der Kaulquappen auch dann verlangsamt wurde, wenn Thyroxin D30 in einer geschlossenen Phiole in das Wasserbecken eingehängt wurde. Demnach wurde die "Information Thyroxin" weitergegeben.

Ein Wirksamkeitsverlust von Thyroxin D30 durch Ablesen des Strichcodes an Scannerkassen, wie er von einigen Apothekern befürchtet wurde, kann ausgeschlossen werden, wie ein weiterer Versuch zeigte.

Hochpotenzen, in denen sich kein Molekül des ursprünglichen Arzneistoffs mehr befindet, zeigen in Modellen und am Menschen starke Effekte. Um zu klären, ob deren Wirksamkeit überhaupt mit dem ursprünglichen Arzneistoff zusammenhängt, wurden verschiedene Vergleichsuntersuchungen mit ursprünglich wirkstofffreiem potenziertem Lösungsmittel durchgeführt. In mehreren Experimenten zeigten die Peaks bzw. die Flächen unter den Peaks der NMR-Spektren der Verum-Hochpotenzen und der Lösungsmittel-Hochpotenzen deutliche Abweichungen.

Abschließend formulierte Haidvogl eine Arbeitshypothese zur Wirkungsweise der Hochpotenzen, zu deren Absicherung weitere konzentrierte Forschung notwendig sei (s. Kasten).

Belladonna-Potenzen im Vergleich mit nicht-potenzierten Verdünnungen

Prof. Dr. Karen Nieber vom Leipziger Institut für Pharmazie, Pharmakologie für Naturwissenschaftler, stellte In-vitro-Untersuchungen zum Nachweis der Wirkung von Belladonna-Hochpotenzen, zum Einfluss des Potenzierungsgrades und der Art des Lösungsmittels vor.

Die Potenzen von D6 bis D100 in Ethanol-Wasser-Gemischen (43% m/m) und in Glycerol-Wasser-Gemischen (30% m/m) sowie entsprechende nicht-potenzierte Vergleichslösungen wurden hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Muskelkontraktion verglichen. In einer Apparatur wurden Präparationen von Muskelstreifen der Magenwand (Fundus/Corpus) und des Dünndarms (Ileum) verschiedenen kontraktionsauslösenden Stimuli ausgesetzt.

Kontraktionen, die durch Acetylcholin oder Substanz P ausgelöst wurden, konnten durch Belladonna-Potenzen beeinflusst werden; Histamin- und K+-induzierte Kontraktionen hingegen nicht.

Das Wirkprofil der Potenzen in Ethanol-Wasser-Gemischen änderte sich von einer Stimulation der Kontraktionen durch niedrige Potenzen über eine kaum nachweisbare Wirkung mittlerer Potenzen hin zu einer starken Kontraktionshemmung durch Hochpotenzen.

Die nicht-potenzierten Verdünnungen zeigten in den Stufen V6 und V8 teilweise ebenfalls kontraktionsauslösende Wirkung. Höhere Verdünnungsstufen blieben dann aber wirkungslos.

Belladonna-Potenzen in Glycerol-Wasser-Gemischen zeigten gegenüber Vergleichslösungen keine signifikanten Unterschiede.

Nieber schloss aus diesen Zwischenergebnissen der noch laufenden Versuchsreihe, dass es sich bei der nachgewiesenen Kontraktionshemmung durch die Hochpotenzen nicht um einen Substanzeffekt, sondern um die physikochemische Beeinflussung der Struktur und Dynamik des flüssigen Arzneiträgers handeln müsse.

Struktur und Dynamik homöopathischer Hochpotenzen

Einblicke in die Erforschung solcher veränderter Lösungsmittelstrukturen gab Prof. Dr. Wolfgang Süß. IR-spektroskopische Untersuchungen der Wasserstruktur zeigen ein dreidimensionales Netzwerk. (Im Gegensatz dazu weist Alkohol eine zweidimensionale Ketten-Struktur auf.)

Etwa 20 bis mehrere hundert Moleküle bilden über Wasserstoffbrücken (Bindungskräfte von etwa 46 kJ pro Mol) reguläre Gebilde (Cluster), deren Ränder durch frei Wasserstoffkerne gekennzeichnet sind. Nach dem Chaplin-Modell könnten die 280 Moleküle eines Clusters mindestens 2 x 1049 mögliche Anordnungen der Wasserstoff-Bindungen aufweisen. Da die Wasserstoffbrücken sehr kurzlebig sind (10–11 s), formieren sich die Cluster ständig neu. Unlängst wurden aber stabilere Strukturen, wie die (H2O)20-Hohlraumstrukturen, nachgewiesen.

Bekannt ist, dass verschiedene Salze in Wasser als Strukturbildner (Magnesiumsalze) oder Strukturbrecher (Perchlorate) fungieren können. Ähnliche Effekte zeigen auch organische Substanzen, wobei zum Beispiel Saccharose strukturbildend und Harnstoff strukturbrechend wirkt.

Untersuchungen auf der Grundlage von Resonanz-Dämpfungs- und Entdämpfungs-Messungen (REDEM) zwischen 250 und 930 kHz ergaben an Hochpotenzen (Cortisonum, Belladonna, Bryonia, jeweils D30) Dämpfungsmuster, die sich untereinander und vom wirkstofffreien potenzierten Lösungsmittel unterscheiden.

Die Intensität der Dämpfung nahm bei höherer Potenzierung – in Übereinstimmung mit der "Imprint"-Theorie – stetig zu. Die Befunde implizieren ein "Gedächtnis" von Ethanol/Wasser-Mischungen und sind für Süß eine interessante Herausforderung, in Zusammenarbeit mit Physikern der Leipziger Universität weiter an der Aufklärung dieser Phänomene zu forschen.

Outcomes Research belegt Therapieerfolge

Dr. Marianne Heger aus dem Bereich Klinische Forschung der DHU in Karlsruhe schlug mit ihrem Vortrag eine Brücke von der Grundlagenforschung zur praktischen Anwendung der Homöopathie.

Grundlage für das Wirkungsprofil homöopathischer Arzneimittel ist die Arzneimittelprüfung am Gesunden. Einzelfallbeobachtungen am Patienten führen zur Weiterentwicklung des Konzepts; insofern ist die Homöopathie eine Erfahrungsheilkunde.

In Zeiten knapper Kassen im Gesundheitswesen muss die Homöopathie ihre Wirksamkeit und ihr günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aber auch in der klinischen Forschung unter Beweis stellen.

Hierfür reichen Einzelfallbeobachtungen oder retrospektive Studien nicht aus. Goldstandard ist die randomisierte kontrollierte Doppelblind-Studie (RCT), mit der sich unspezifische Plazebo- und spezifische Arzneimittelwirkungen unterscheiden lassen.

Von insgesamt 107 Studien aus dem Zeitraum 1966 bis 1990 zeigten 81 (77%) positive Ergebnisse.

Von den 15 besten Studien hatten 11 Studien signifikant positive Ergebnisse zugunsten der Homöopathie.

Mehrere RCT belegen die Überlegenheit homöopathischer Arzneimittel gegenüber Plazebo, u. a. bei nicht streptokokkenbedingter Tonsillopharyngitis, bei Gastroenteritis und bei allergischer Rhinitis/allergischem Asthma.

Trotzdem sei die RCT laut Heger nicht immer ein geeigneter Forschungsansatz zur Prüfung von Homöopathika, denn aufgrund ausgewählter Patientengruppen habe sie eine geringe externe Validität. Vor allem individuelle Behandlungserfolge bei nicht eindeutig diagnostizierbaren Störungen, die in der Homöopathie oder auch Psychotherapie häufig sind, lassen sich mit diesen Studien nicht erfassen.

Die Outcomes Research, die das individuelle, subjektiv empfundene Behandlungsergebnis bei großen Patientenkollektiven erfasst, könnte hier besser geeignet sein.

So belegt die IIPCOS-1-Studie, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Vereinigten Staaten mit ca. 500 Patienten durchgeführt wurde, die Gleichwertigkeit der homöopathischen Behandlung bei Hals-Nasen-Ohren-Beschwerden inklusive Allergien, wie sie in der Allgemeinarztpraxis häufig vorkommen, mit der konventionellen Antibiotika-Therapie bei wesentlich niedrigeren Kosten.

Häufig führt der Einsatz homöopathischer Arzneimittel über eine Reduzierung der sonstigen Medikation zu einer Verringerung von Neben- und Wechselwirkungen und nicht zuletzt zur Kostensenkung.

Sicherheit auch bei tierischem Ausgangsmaterial

Kaum ein Thema habe die Hersteller in der letzten Zeit mehr beschäftigt, als die Sicherheit homöopathischer Arzneimittel aus tierischen Ausgangsmaterialien zu gewährleisten, so Dr. Gisela Franck-Karl von der DHU in Karlsruhe.

Nachdem am 1. August 2001 Übergangsvorschriften endeten und das HAB 2000 ohne Einschränkung in Kraft trat, müssen tierische Ausgangsstoffe und ihre Zubereitungen einer Risikobewertung unterzogen werden, die glaubhaft erweist, dass die im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur.) enthaltenen Forderungen erfüllt sind.

Die Ph. Eur. enthält in der Monographie "Homöopathische Zubereitungen" den Passus: "Für tierische Ausgangsstoffe muss die Abwesenheit jeglicher pathogener Agenzien glaubhaft erwiesen sein."

Um homöopathische Arzneimittel aus tierischen Ausgangsstoffen auch in der Zukunft anbieten zu können, wurde die Arbeitsgemeinschaft "Viral Safety" mit Mitgliedern vom Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) gebildet, die nach pragmatischen Lösungen und dem Austausch mit Gesundheitsministerium und BfArM sucht.

Zu den pathogene Agenzien zählen einerseits Bakterien, Hefen und Schimmelpilze, die durch mikrobiologische Prüfungen erfasst werden können. Da Viren so nicht erfasst werden können, sind nach CPMP-Richtlinien Virus-Validierungsstudien durchzuführen. Problematisch ist der Umgang mit kaum bekannten Erregern wie beispielsweise Prionen bei Wiederkäuern.

Häufig ist jedoch das Tier oder tierische Material als Reservoir für pathogene Agenzien bekannt, wie Hühnereier für Salmonellen, Fleisch für Campylobacter jejuni oder Fische für Vibrionen.

Die tierischen Materialien werden nach

  • Tierart (Spezies),
  • Art des Materials (ganze Tiere, Ausscheidungsprodukte, Gifte),
  • Art der Anwendung und des Arzneiträgers

unterteilt. Entscheidend für die Inaktivierung pathogener Agenzien ist der Arzneiträger. Während Ethanol in verschiedenen Verdünnungsstufen fast alle Viren, außer Paroviren, inaktiviert, sind Glycerol-Wasser-Gemische weniger wirksam.

Franck-Karl stellte ein Drei-Säulen-Modell zur Sicherheit tierischer Ausgangsstoffe vor. Am Anfang steht eine umfangreiche Literaturrecherche in zoologischen Fachbüchern, im Internet und in Datenbanken sowie die Befragung von Experten wie Imkern oder Züchtern.

So erwies sich Lachesis, eine in Südamerika beheimatete, wenig aggressive, aber mit viel tödlichem Gift ausgestattete Schlange, als potenzielles Reservoir für Togaviren. Die durch Stechmücken übertragenen Viren bleiben bei der Schlange meist symptomlos, beim Menschen können sie eine Enzephalitis auslösen.

Der zweite Schritt, die Virus-Validierungsstudie, zeigte, dass sich Togaviren im Zuge des Herstellungsprozesses nur unzureichend inaktivieren lassen. Problematisch ist hierbei, dass die im HAB festgelegten Herstellungsverfahren nicht auf eine Virusinaktivierung ausgerichtet sind. So würde eine Sterilfiltration auch die erwünschten Lachesis-Inhaltsstoffe zurückhalten.

Meist kann jedoch durch die in der Monographie festgelegten Verfahren eine Kontamination ausgeschlossen werden. Ambra beispielsweise, ein Ausscheidungsprodukt des Pottwales, wird durch Sieden in absolutem Ethanol aufbereitet. Auch die Herstellung von Carbo animalis, bei der Rindsleder verkohlt wird, sollte kein Virus überstehen.

Die dritte Säule zur Sicherheit tierischer Ausgangsstoffe beleuchtet deren Herkunft, dokumentiert sie lückenlos und validiert den gesamten Herstellungsprozess bis zum Fertigarzneimittel. Tiere aus Zucht werden denen aus Wildbeständen vorgezogen. Im Fall von Lachesis, wo eine Zucht nicht möglich und eine Virusinaktivierung durch den Herstellungsprozess nicht gesichert ist, muss nun jeder Wareneingang des Giftes auf Togaviren geprüft werden.

Da allein die DHU ca. 100 Einzelmittel von der Spinne bis zum Rindfleisch im Sortiment hat, darunter auch einige sehr selten eingesetzte Präparate, ist die Umsetzung der neuen Vorschriften mit hohen Kosten verbunden.

Homöopathie und europäisches Arneimittelrecht

Weitere Probleme, die im Zuge der Harmonisierung des europäischen Arzneimittelrechts bei der Homöopathie auftreten, erläuterte Prof. Dr. Dietrich Schnädelbach, Professor und Direktor beim BfArM. So unterscheiden sich die Vorschriften, die Samuel Hahnemann in seinen späteren Lebensjahren in Frankreich festlegte und die im dortigen Arzneibuch festgehalten sind, von den in Deutschland verfassten Vorschriften.

Ein schwedisches Gerichtsurteil beurteilte die Homöopathie im Ganzen als unwirksam und überflüssig. Spagyrische und anthroposophische Präparate haben im europäischen Ausland keinen besonderen arzneimittelrechtlichen Status, während die in Großbritannien verbreitete Bach-Blütentherapie in Deutschland nicht geregelt ist.

Der Zielkonflikt der Europäischen Arzneibuch-Kommission liegt darin, die Regeln europaweit zu vereinheitlichen, ohne nationale Besonderheiten aufzugeben. Konsens besteht weitgehend bei der Beschreibung der Ausgangsstoffe, Dissens bei den Herstellungsvorschriften.

Die europäische Forderung, Haltbarkeitsdaten mittels HPLC-Analyse der Leitsubstanzen festzulegen, trifft in Deutschland und in der Schweiz auf Ablehnung. Alle Monographien müssten überarbeitet werden, auch wenn Probleme mit der Haltbarkeit innerhalb des in diesen Ländern angegebenen Zeitraums von fünf Jahren unwahrscheinlich sind.

Auch Bezeichnungen und Qualität der Ausgangsmaterialien müssen europaweit vereinheitlicht werden. So zeigen Urtinkturen verschiedener Provenienz sehr unterschiedliche Muster an Inhaltsstoffen.

Hier müssen Leitsubstanzen definiert und DC-Vorschriften erarbeitet werden, doch das Beschaffen von einheitlichen Mustern gestaltet sich schwierig. Einige Herstellerfirmen würden die Qualität lieber über standardisierte Anbaubedingungen sicherstellen.

Kontrovers werden auch die Konservierungsmöglichkeiten für Frischpflanzen diskutiert. Die Tiefkühlung oder die Zugabe von Ethanol, in Deutschland zulässige Verfahren, werden im Ausland nicht durchgängig akzeptiert.

Zu den Auswirkungen der Regelungen des Europäischen Arzneibuchs auf die Vorschriften des HAB sagte Schnädelbach, dass alle Monographien als Rahmen erhalten bleiben, wobei Verweise auf die europäischen Herstellungsregeln, die in einem eigenständigen Band der Pharm. Eur. aufgeführt sind, eingefügt würden. Diese Monographien beschreiben die Mindestanforderungen, die in Abhängigkeit von der Herstellung spezifiziert werden können. Bestimmte fakultative Forderungen können von den nationalen Behörden abgelehnt werden.

Die Kommission D beim BfArM arbeitet der europäischen Arzneimittelbehörde intensiv zu und erarbeitet Transparenzkriterien für die Anwendung der Homöopathie, die den Forderungen nach einer evidenzbasierten Medizin entsprechen.

Laser- und Mikrowellen inaktivieren Hochpotenzen

Dr. Friedrich J. Begher, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren und Homöopathie in Überlingen, stellte seine Ergebnisse zum Einfluss von Hitzesterilisation, Ultraschall-, Laser- und Mikrowellenbehandlung auf verschiedene Hochpotenzen (D30) vor.

Mittels Elektroakupunktur nach Voll (EAV) konnte er im Doppelblindversuch nachweisen, dass die Proben nach Laser- und Mikrowellenbehandlung praktisch wirkungslos waren. Bei Hitzesterilisation und Ultraschallbehandlung waren die Wirkungen differenzierter. Hochpotenzen, hergestellt mit Glycerol-Wasser-Gemischen (30% m/m) als Potenzierungsmittel, zeigten keine Wirkung am Patienten. Die Imprägnierung von Streukügelchen mit flüssigen Hochpotenzen kann dagegen als erfolgreiches Verfahren zur Übertragung des "wirksamen Agens" angesehen werden.

Anschließend an seinen Vortrag führte Begher die EAV an zwei freiwilligen Probandinnen vor. Die Messungen erfolgen an "elektrisch signifikanten" Punkten der Haut. Dabei handelt es sich einerseits um klassische Akupunkturpunkte, andererseits um eine Anzahl energetisch relevanter und systemgekoppelter Hautareale, die von Voll und seinen Mitarbeitern entdeckt und zugeordnet wurden.

Die beiden Probandinnen wurden durch ein mit der Handelektrode verbundenes Kabel den von den homöopathischen Mitteln ausgehenden sehr schwachen elektromagnetischen Signalen ausgesetzt. Bei "passendem" Signal zeigte sich ein Resonanzverhalten, d. h. ein Abfall der Messkurve.

Praktische Erfahrung

Tipps aus der Praxis gab Dr. Markus Wiesenauer, Apotheker und Facharzt für Allgemeinmedizin aus Weinstadt. Bei chronischen Erkrankungen wie Migräne, Asthma und Neurodermitis führt die Homöopathie häufig zu einer Verbesserung der Symptome und der Lebensqualität. Seltener sind sicher Behandlungserfolge wie der Rückgang einer jahrelangen Stimmbandlähmung nach Gabe von Causticum Hahnemanni, die Wiesenauer schilderte.

Aloe D6 Globuli linderten bei einem Morbus-Crohn-Patienten die Symptome so gut, dass mit dieser Add-on-Therapie der übrige Arzneimittelverbrauch stark reduziert werden konnte. Trotzdem erhielt der Arzt für Homöopathie und Naturheilverfahren für diese Verordnung eine Mahnung der Krankenkasse, weil Abführmittel (!) nach deren Richtlinien nicht erstattet werden.

Abschließend präsentierte der Referent eine lange Liste für die homöopathische Grundausstattung. Er betonte, dass auch die Nachfrage nach homöopathischer Behandlung leichterer Erkrankungen stetig steigt. Wie der Veranstalter ankündigte, wird in Kürze ein Symposiumsband erscheinen, der alle Referate dieser vielseitigen Veranstaltung zusammenfassen wird.

Arbeitshypothese zur Wirkungsweise homöopathischer Hochpotenzen
  • Die Wirkung kann keine pharmakologisch-molekulare sein, sondern muss auf einer physikalischen Information beruhen.
  • Durch die Potenzierung wird diese Information verstärkt.
  • Lösungsmittel müssen ein "Gedächtnis" für den Informationsgehalt der Wirkmoleküle haben.
  • Biologische Systeme müssen mit dieser Information in Wechselwirkung treten, sie erkennen und verarbeiten können.
  • Für die Wirkung sind die Abstimmung zwischen Sender und Empfänger und die Reaktionslage des Organismus entscheidend, nicht die Stärke der Information.

    Haidvogl, nach Popp 1978

Literaturtipp

Warum platzen Seifenblasen? – Physik für Neugierige

Von Hannelore Dittmar-Ilgen

4., durchgesehene Auflage. S. Hirzel Verlag, Stuttgart/Leipzig 2003. 208 Seiten, 53 Abbildungen, kartoniert. 19,80 Euro. ISBN 3-7776-1149-2

In ganz alltäglichen Kleinigkeiten verbergen sich ungeahnte Rätsel und Naturgesetze. Wer Lust hat, kann sie mit einfachen Experimenten erforschen. Entdecken Sie die Welt einmal mit anderen Augen!

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