Arzneimittel und Therapie

Neurodermitis: Calcineurin-Inhibitoren zum Langzeitmanagement empfohlen

Die Neurodermitis stellt Betroffene und Therapeuten noch immer vor große Probleme. Eine ursächliche Behandlung ist nicht in Sicht und Superinfektionen der betroffenen Hautareale sowie Allergien erschweren den Erfolg aller therapeutischen Bemühungen. Zudem wird der Behandlungserfolg der bislang wirksamsten Therapieoption, der topischen Verabreichung von Corticosteroiden, durch erhebliche Nebenwirkungen limitiert. Einen Lichtblick im Langzeitmanagement der Neurodermitis stellen nun jedoch die neuen Calcineurin-Inhibitoren wie Pimecrolimus dar.

Den Betroffenen macht die Krankheit das Leben schwer mit starkem Juckreiz und mit sichtbaren Hautproblemen wie Schwellungen und Rötungen der Haut. Im Gefolge der Erkrankung bricht die Hautbarriere zusammen und der Feuchtigkeitsverlust führt zu trockener Haut mit weit reichenden weiteren Problemen.

Erreger wie Bakterien, Viren oder Pilze haben leichtes Spiel, die natürliche Hautbarriere zu durchbrechen. Allergene wie beispielsweise Nickel werden aggressiver. Etwa 60 Prozent aller Neurodermitis-Patienten haben deshalb auch Kontaktekzeme an den Händen. Dies stellt insbesondere bei beruflich exponierten Erwachsenen wie Maurern oder Friseusen ein ernstes Problem dar.

Manifestation häufig im Säuglingsalter

In keiner anderen Phase des Lebens allerdings manifestiert sich die Neurodermitis so häufig wie im Säuglingsalter. Erkrankungsgipfel sind die Lebensmonate zwei bis sechs, während die Eltern merken, dass da etwas mit der Haut nicht stimmt.

Die Kinder durchleben eine lange Karriere, einen regelrechten "atopischen Marathon" mit Phasen von "frischem Wind", Verzweiflung und Hilfsbedürftigkeit. Betroffen sind aber nicht nur die Kinder selbst, sondern auch die Eltern: Nicht selten rauben schreiende Kinder ihren Eltern die Nachtruhe. Das hat schon zu dem Missstand geführt, dass die Kinder in einer Reha-Einrichtung landen, anstatt dass sie einer sorgsamen Behandlung zugeführt werden.

Ergebnis der internationalen Konsensuskonferenz

Grundlage aller Behandlungsansätze der Neurodermitis ist nach der internationalen Konsensuskonferenz immer noch die Gabe von Feuchtigkeitsspendern (Emollientien). Darüber hinaus sollten entzündungshemmende therapeutische Strategien Anwendung finden. Dazu gehören insbesondere die Gabe topischer Corticosteroide, die Phototherapie und immunsuppressive Medikamente. Topische Corticosteroide können allerdings nicht auf Dauer angewandt werden, da Hautatrophien zu befürchten sind. Außerdem ist mit schweren Schüben nach Absetzen der Steroid-Therapie zu rechnen. Akne-Pusteln und Äderchenbildung erschweren die Anwendung auf Dauer.

Im Vordergrund der therapeutischen Bemühungen sollte nach wie vor der Versuch stehen, den Übergang in eine chronische Erkrankung zu verhindern. Dies kann mit der Gabe von Calcineurin-Inhibitoren wie zum Beispiel mit Pimecrolimus Creme gelingen. Mit dieser Präparation werden Entzündungsstellen in der Haut gezielt gehemmt und die Zahl der Krankheitsschübe reduziert.

Juckreiz schnell beseitigt

In einer Untersuchung bei erwachsenen Neurodermitis-Patienten stellte sich heraus, dass die Zeit bis zum ersten Schub von 26 Tagen auf 144 Tage verlängert werden konnte, wenn zusätzlich zur Basistherapie mit Emollientien Pimecrolimus Creme (Elidel®) gegeben wurde. Eine signifikante Senkung des Juckreizes trat dabei bereits nach drei Tagen ein.

Die klinischen Symptome und die befallenen Hautflächen nahmen ebenfalls signifikant ab. Besonders am sensiblen Augenbereich konnte Elidel® wirksam eingesetzt werden, ohne dass Nebenwirkungen zu befürchten waren. Insgesamt brauchten in der Studie der Uni-Klinik Dresden 50 Prozent der untersuchten erwachsenen Probanden innerhalb eines halben Jahres keine zusätzliche Cortisontherapie. Bei Kleinkindern bis zu zwei Jahren konnte der Anteil mit Cortisonbedarf innerhalb eines halben Jahres nach einer Untersuchung in Berlin sogar auf ein Drittel gesenkt werden.

Die Empfehlung der Konsensuskonferenz lautet deshalb, in der Erhaltungstherapie, d. h. bei fortbestehender Krankheit bzw. bei häufigen Rezidiven, Calcineurin-Inhibitoren zum Stoppen der Krankheitsprogredienz einzusetzen und gelegentlich durch kurzfristigen Einsatz von Corticosteroiden zu ergänzen.

Quelle

Prof. Dr. Thomas A. Luger, Münster; Prof. Dr. Michael Meurer, Dresden; Prof. Dr. Ulrich Wahn, Berlin; Prof. Dr. Dr. Johannes Ring, München: Pressekonferenz "Konsensuskonferenz und Therapieempfehlungen bei Neurodermitis", Berlin, 9. Mai 2003, veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg.

In Deutschland leben etwa vier Millionen Patienten mit einer Neurodermitis. Zwei Millionen davon sind Kinder. Dies entspricht einer Prävalenz von 20 Prozent im Kindesalter. 40 bis 60 Prozent der jungen Patienten nehmen ihre Erkrankung mit in das Erwachsenenalter. Somit leiden drei Prozent aller Erwachsenen an einer Neurodermitis.

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