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Arzneimittel und Therapie
Therapie von Wechseljahresbeschwerden: Studien mit Cimicifuga-Extrakten
Aussagen über die Wirkung des Cimicifuga-Extraktes auf menschliche Krebszellen liefert das so genannte MCF-7-Testsystem. Dies ist ein etabliertes In-vitro-Modell für estrogen-abhängige Brusttumoren mit lebenden Brustkrebszellen. Dabei exprimieren diese Zellen signifikante Mengen an Estrogen-Rezeptoren.
Sind estrogen-agonistisch wirkende Komponenten anwesend, erhöht sich die Proliferationsrate der Zellen. Gemessen wird die Proliferation der Zellen durch den Einbau von radioaktiv markiertem 3H-Thymidin. Diese Methode erlaubt eine direkte Quantifizierung der De-novo-DNA-Synthese und stellt damit die sensitivste Methode für die Messung der Zellproliferation dar.
Der Test auf estrogen-agonistische Effekte erfolgt dadurch, dass alle Estradiolquellen aus der Probe entfernt werden müssen. Während beim Prüfen estrogen-antagonistischer Effekte die Probe Standardmengen an Estradiol und Testsubstanzen enthalten muss.
Cimicifuga-Extrakte hemmen die Zellproliferation
Als Resultat zeigt sich, dass der isopropanolische Cimicifuga-Spezialextrakt aus der Traubensilberkerze bei steigender Dosis die Proliferation der Brustkrebszellen nicht stimuliert und sogar hemmt. Die Ursache ist darin zu sehen, dass es sich bei Extrakten der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) um einen so genannten selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulator (SERM) handelt.
Im menschlichen Körper existieren zwei unterschiedliche Arten von Estrogen-Rezeptoren: In den Reproduktionsorganen und im Brustgewebe sind hauptsächlich Alpha-Rezeptoren; in Gehirn, Knochen und Kreislaufsystem finden sich in erster Linie Beta-Rezeptoren.
Aufgrund des SERM-Modells ergibt sich im Falle von Cimicifuga für die Beta-Rezeptoren eine estrogen-ähnliche (agonistische) Wirkung, während der Extrakt bei den Alpha-Rezeptoren estrogen-entgegengesetzt (antagonistisch) wirkt. Daher hemmt der isopropanolische Cimicifuga-Extrakt die Proliferation dieser Brustkrebszellen.
Soja und Rotklee wirken estrogen-ähnlich
Im Vergleich zu Cimicifuga racemosa zeigen so genannte Nahrungsergänzungsmittel wie Soja und Rotklee im MCF-7-Modell eine gänzlich andere Wirkung: Die Wirkstoffe dieser Pflanzen, die Isoflavone, fördern das Wachsen der Krebszellen.
Der Grund: Im Unterschied zu Cimicifuga racemosa enthalten Soja und Rotklee Isoflavon-Phytoestrogene wie Genistein und Daidzain. Diese ähneln in ihrer Struktur dem Estrogen. Daher weisen sie einen ähnlichen Wirkmechanismus auf. So zeigen beide Präparate einen fast ebenso großen estrogen-agonistischen Effekt wie 17-≠-Estradiol.
Tierexperimente an Ratten (DMBA-Modell) haben die Ergebnisse aus den Zellkultur-Tests bestätigt. Während es hier bei den mit Isoflavon-Phytoestrogenen behandelten Tieren zu einer Stimulation des Tumorwachstums kommt, kann dieser Effekt in der mit Cimicifuga-Extrakt behandelten Gruppe nicht festgestellt werden.
Die präklinischen Untersuchungen unterstreichen damit die Vorteile des isopropanolischen Extrakts aus der Traubensilberkerze gegenüber den Soja- und Rotklee-Zubereitungen im Hinblick auf das Risiko von Brustkrebs. Außerdem verstärkt der Cimicifuga-Extrakt die wachstumshemmende Wirkung des in der Brustkrebstherapie häufig eingesetzten Estrogen-Antagonisten Tamoxifen.
Cimicifuga hilft auch bei Osteoporose
Als besonderes Ziel der Hormontherapie in den Wechseljahren der Frau gilt die Bekämpfung der Osteoporose. Auch hier scheint der Extrakt der Traubensilberkerze die postmenopausal gesteigerte Knochenresorption auf Ebene der Zytokinregulation positiv zu beeinflussen.
Dies weist eine In-vivo-Studie am Osteoporose-Modell der ovarektomierten Ratten nach, in der Cimicifuga gegen den selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulator Raloxifen getestet worden ist. Ebenso wie die mit Raloxifen behandelten Tiere zeigen die mit dem isopropanolischen Cimicifuga-Extrakt behandelten deutlich positive Effekte: Die Knochen sind härter und bruchfester.
Einen positiver Effekt haben auch die pyknometrischen Messungen der Knochendichte geliefert: Die mit isopropanolischem Cimicifuga-Extrakt behandelten Ratten verzeichnen eine deutliche geringere Abnahme der Knochendichte.
Quelle
Dr. Cornelia Bodinet, Salzgitter; Prof. Dr. Volker Briese, Rostock; Dagmar Wolff, Wehrheim: Fachpressegespräch "Behandlung der Wechseljahrssymptomatik nach WHI – was leistet die hormonfreie Therapie?", München, 13. Mai 2003, veranstaltet von der Schaper & Brümmer GmbH, Salzgitter.
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