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Berichte
Botanische Exkursion: Pflanzen im Berchtesgadener Land
Auf dem Jenner
Bei sonnigem Wetter und sehr guter Fernsicht fuhren wir am ersten Tag mit der Seilbahn auf den Jenner. Zwischen den blühenden Alpenrosen entdeckten wir Acinos alpinus (Alpen-Steinquendel), Aconitum lycoctonum und A. napellus (Gelber und Blauer Eisenhut), Anemone narcissiflora (Berghähnlein), Adenostyles alliariae (Grauer Alpendost), Angelica sylvestris (Wald-Engelwurz), Centaurea montana (Bergflockenblume), Cicerbita alpina (Alpenmilchlattich), Dactylorhiza maculata (Fuchs-Knabenkraut), Dianthus superbus (Prachtnelke), Doronicum austriacum (Gemswurz), Hieracium-Arten, Orchis ustulata (Brand-Knabenkraut), Phyteuma orbiculare (Kugel-Teufelskralle), Thesium alpinum (Alpenleinblatt) u. v. m.
Beim verkürzten Abstieg zur Mittelstation begleitete uns immer noch eine artenreiche Pflanzenwelt. Vor einer Hütte, die als Enzianbrennerei diente, lag auf einem Gestell ein großer Haufen von frisch geernteten Enzianwurzeln; in der Hütte konnten wir den Maischvorgang der Wurzeln in großen Behältern besichtigen. Nach dem Verkosten des gekühlten Endproduktes und unter den Klängen einer Zugposaune, gespielt vom zünftigen Hüttenwirt, marschierten wir zur Seilbahnstation.
Den Abschluss dieses erfüllten Tages bildete eine Fahrt über die Rossfeldhöhenstraße mit schönen Ausblicken auf die umliegenden Gipfel, wie den Hohen Göll, das Tennengebirge und den Dachstein.
Aschauer Klamm
Am zweiten Tag war die Aschauer Klamm unser Wanderziel. Schon am Weg waren die wilden Alpenveilchen (Cyclamen purpurascens syn. C. europaeum) ein besonderes Erlebnis. Außerdem fanden wir Astrantia major (Große Sterndolde), Aquilegia atrata (Schwarze Akelei), Aposeris foetida (Stinkender Hainsalat), Paris quadrifolia (Einbeere), Hepatica nobilis (Leberblümchen), Rhamnus frangula (Faulbaum) und Dryas octopetala (Silberwurz).
Bei regnerischem Wetter fuhr unser Bus nachmittags zum Hintersee mit seinem klaren, smaragdgrünen Wasser; wir durchstreiften auch den anschließenden Zauberwald, dessen felsenreiches Relief vor 5000 Jahren durch einen gewaltigen Bergsturz vom Hochkaltermassiv entstanden war. Schließlich besuchten wir noch ein Solegradierwerk und die berühmte Wallfahrtskirche in der Ramsau, ein Idyll vor der Bergkulisse.
Untersberg
Der Untersberg am Geiereck war unser drittes Exkursionsziel. Wir hatten herrliches Wetter mit klarem Blick auf das Kaisergebirge, den Hochkönig und das Watzmannmassiv sowie die Stadt Salzburg zu unseren Füßen. Eine Gipfelbesteigung ließ sich fast niemand von uns entgehen, und umso besser schmeckte mittags dann die Kaspressknödelsupp oder der Kaiserschmarrn.
Wir fanden unterwegs Huperzia selago (Tannenbärlapp), Campanula cochleariifolia (Niedliche Glockenblume), Hutchinsia alpina (Alpengemskresse), Myosotis alpestris (Alpenvergissmeinnicht), Parnassia palustris (Sumpfherzblatt), Peucedanum ostruthium (Meisterwurz), Poa alpina (Alpen-Rispengras) und vieles andere.
Über die Wasser-, Salz- und Marmorvorkommen am Untersberg erfuhren wir bei einer Museumsführung in Fürstenbrunn viel Interessantes. Auch der Betrieb der mit Wasserkraft angetriebenen alten Kugelmühle wurde uns vorgeführt, in der verschieden gefärbte, mit schönen Maserungen versehene Kugeln aus dem Untersberger Marmor gedreht wurden. Sie dienten früher als kurzweiliges Spielzeug (Schusser) und als Ballast zur Stabilisierung von Schiffen.
Almbachklamm
Die vierte Exkursion begann bei der barocken Wallfahrtskirche Maria Ettenberg. Auffallend in der Kirche ist eine auf der Empore stehende Monumentalfigur des Hl. Christophorus. Der kurze Kirchenbesuch wurde verschönt durch einen spontanen Sologesang von unserem Wolfgang Bertram.
Beim Abstieg über den steilen Hang in die wildromantische Almbachklamm fanden wir viele Gräser, besonders Carex-Arten, auch das Pfeifengras Molinia in großen Horsten, Flächen voller Anthericum (Graslilien), dazu u. a. Tofieldia calyculata (Simsenlilie), Linum, Epipactis-Arten, beide Laserpitium-Arten, das Breitblättrige und das Berg-Laserkraut, Allium carinatum (Gekielter Lauch) und Cephalanthera damasonium (Weißes Waldvögelein). Der Weg durch die Klamm ist gut ausgebaut und zählt fast 30 Brücken. Immer wieder gab es reizvolle Blicke in das fast weiße Flussbett mit vielen Gumpen, in denen oft Forellen standen.
Nach der Einkehr ins Gasthaus Kugelmühle besuchten wir Deutschlands älteste Enzianbrennerei. Gentiana lutea (Gelber Enzian) war im Garten vor der Brennerei in Blüte zu bewundern. Im Berchtesgadener Land kommt die Art aber kaum mehr vor, deshalb werden die Wurzeln des Ungarischen Enzians (G. pannonica) eingeführt, und zwar meist aus Frankreich.
Neuerdings wurde an der TU München ein Anbauverfahren von G. lutea entwickelt. In der Pharmazie wird Enzian wegen seiner Bitterstoffe bei Appetitlosigkeit, Magenbeschwerden und Subacidität geschätzt. Teemischungen für diese Indikationen und Fertigarzneimittel wie Sinupret und Schwedenbitter sind bekannt und erprobt.
Salzbergwerk und Nationalpark-Haus
Die fast 500-jährige Geschichte der Salzgewinnung konnten wir am nächsten Tag im Salzbergwerk Berchtesgaden erleben. In traditioneller Kleidung fuhren wir mit der Grubenbahn durch die engen Stollen, glitten über die Holzrutschen und wurden lautlos über einen dunklen Salzsee gezogen. Die historische Vermarktung des weißen Goldes wurde uns in Wort und Bild erklärt. Auch heute noch ist die Gewinnung des Kochsalzes ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Am Nachmittag besichtigten das großzügige Nationalpark-Haus Berchtesgaden mit Filmvorführungen über Flora und Fauna der Gegend, dann das Königliche Schloss (ehem. Chorherrenstift) und das Heimatmuseum im Adelsheimer Schloss. Auffallend waren dort die hübsch bemalten Spanschachteln, die früher auch in der Apotheke verwendet wurden, die Drechselarbeiten und besonders bewundernswert die Beinschnitzereien. Diese wurden nicht aus Elfenbein, sondern aus vorbehandelten Rinderknochen gefertigt.
Königssee und St. Bartholomä
Unser letzter Exkursionstag war dem Königssee gewidmet. In aller Früh glitt das erste Elektroboot mit unserer Gruppe über den herrlichen See nach St. Bartholomä. Auch das berühmte Trompetenecho durften wir "life" erleben. Nach der Landung besichtigten wir die Wallfahrtskirche und die Fischräucherei, wo Saiblinge und Forellen zu Hunderten auf den Stangen hingen. Dann marschierten wir in nördlicher Richtung am Seeufer entlang und durch den anschließenden Wald.
Es fielen uns viele sog. Alpenschwemmlinge auf, Gebirgspflanzen, die durchs Wasser ins Vorland geschwemmt wurden. Einmalig war ein herrlicher Türkenbund am Seeufer, von einigen Enten besucht. Ansonsten fanden wir Helleborus niger (Christrose), Angelica sylvestris (Engelwurz), Astrantia major (Große Sterndolde), Carex-Arten, Cypripedium (Frauenschuh), Daphne mezereum (Seidelbast), einen auffallend bunten Hohlzahn (Galeopsis speciosa), Menyanthes trifoliata (Fieberklee) und viele alte Bekannte von den vorherigen Tagen.
Ein besonderes "Schmankerl" am Abend war eine Pferdekutschenfahrt von Schönau nach Berchtesgaden zu einem Heimatabend im Bräustüberl. So ging die gelungene APV- Exkursion zu Ende. Wir sind dankbar für diese Zeit in einer einzigartigen Landschaft und Pflanzenwelt, für das Vertiefen und Kennenlernen der einzelnen Gewächse mit ihren Inhaltsstoffen, für den Austausch unter Kollegen und für die ausgezeichnete Führung von Frau Dr. Barthlen und Herrn Dr. Springer.
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