Kongress

Kommentar: Kennen Sie black cohosh?

Sicher kennen Sie das, was sich hinter der Bezeichnung "black cohosh" verbirgt, wenn Sie auch die Bezeichnung selbst nicht kennen sollten. Doch gehen wir das Problem, das dieser "Unwissenheit" zugrunde liegt, möglichst allgemein an:

Mancher Student tut sich schwer damit, die wissenschaftlichen Pflanzennamen zu erlernen. Allein, es führt kein Weg daran vorbei, denn nur diese Namen sind eindeutig und international anerkannt. So dienen sie der internationalen wissenschaftlichen Verständigung, obgleich sie selbst meistens nicht verstanden werden – und das ist auch nicht weiter schlimm, denn wenn man eine Person kennen lernt und sich deren Vor- und Nachnamen einprägt, verschwendet man auch nur selten einen Gedanken an die Etymologie dieser Namen.

Neuerdings ist jedoch in der wissenschaftlichen Literatur zunehmend zu beobachten, dass bei Pflanzen, die einen englischen Namen haben, dieser gegenüber dem wissenschaftlichen Namen bevorzugt wird; der GA-Kongress in Kiel bestätigte diesen Trend sowohl in den Vorträgen als auch in den Postern.

So hieß es z. B. "mistletoe" statt Viscum album und "black cohosh" statt Cimicifuga racemosa. Entsprechendes galt für vom Pflanzennamen abgeleitete Begriffe. So war in ein und demselben Beitrag mal von "Viscum album lectins" (VAL) und mal von "mistletoe lectins" (ML) die Rede, wobei auch die beiden Abkürzungen mit einander abwechselten; gerade das Letztere ist auch didaktisch widersinnig, weil man Abkürzungen stets sparsam verwenden sollte.

Mag man als Deutscher an "mistletoe" auch keinen Anstand nehmen, weil man an das nahezu gleichlautende Wort "Mistel" erinnert wird, fühlt man sich bei "cohosh" doch etwas überfordert –kein Wunder, denn das Wort stammt aus einer Sprache der nordamerikanischen Algonkin-Indianer; es bedeutet übrigens "rau" und bezieht sich auf die Wurzel und das Rhizom, also den genutzten Pflanzenteil.

Die Erforschung volkstümlicher Pflanzennamen ist eine Wissenschaft für sich, mit der sich auch der historisch oder ethnomedizinisch arbeitende Arzneipflanzenforscher befassen muss.

In naturwissenschaftlich orientierten Beiträgen, die sich an ein internationales Publikum richten, sollte man jedoch ausschließlich oder zumindest vorzugsweise die wissenschaftlichen Namen verwenden; denn die volkstümlichen Namen bringen keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn, sondern können allenfalls Verwirrung stiften.

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