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Arzneimittel und Therapie
Empfehlung des RKI: Jetzt gegen Grippe impfen
Mit der Grippeschutzimpfung kann im September begonnen werden. Optimaler Zeitraum sind die Monate Oktober und November. Auf keinen Fall sollte bis zum Ausbruch der Influenzawelle gewartet werden, denn auch die ersten Influenzaviren können schon ein schweres Erkrankungsbild und Komplikationen hervorrufen.
Die heute verfügbaren Grippeimpfstoffe sind gut verträglich. Sie können auf keinen Fall selbst eine Virusgrippe auslösen, da es sich um inaktivierte Impfstoffe handelt, die nur Teile des Erregers enthalten.
Allerdings kann die Influenzaimpfung nicht gegen Erkältungskrankheiten mit grippeähnlichen Symptomen schützen, die von anderen Erregern als dem Influenzavirus verursacht werden. Nach der Impfung benötigt das Immunsystem zwischen sieben und 14 Tagen, um einen vollständigen Immunschutz aufzubauen.
Impfstoffe müssen angepasst werden
Grippeviren können jederzeit in neuen, veränderten Variationen auftreten. Anhand der weltweit bei Patienten isolierten Virusstämme setzt die WHO jährlich die Zusammensetzung der Impfstoffe fest. In der Saison 2002/2003 wurden von den Vakzinen praktisch alle der bei uns aufgetretenen Virusvarianten abgedeckt.
Der weitaus größte Teil der in Deutschland aus den eingereichten Abstrichen angezüchteten Viren, nämlich 86 Prozent, gehörten dem seit den Achtzigerjahren weltweit am häufigsten vorkommenden Influenzastamm A(H3N2) an, 14 Prozent waren Influenza-B-Viren.
Lediglich in zwei von etwa 1900 Viruskulturen wurden Viren des Stamms A(H1N1) entdeckt, nur in einem einzigen Fall fand man A(H1N2)-Viren. Weil der in der Saison 2002/2003 verwendete Impfstoff mit Ausnahme des letztgenannten Stamms Antigene aller anderen Stämme enthielt, waren geimpfte Menschen vor der Grippe praktisch zu hundert Prozent geschützt.
Antigenzusammensetzung wie im Vorjahr
Die in Deutschland zugelassenen Impfstoffe für 2003/2004 enthalten dieselben Komponenten wie im Vorjahr. Aus der Nomenklatur lässt sich ablesen, um welchen Virustyp es sich handelt, wo dessen Fundort war und wann er isoliert wurde. Weiterhin ist die Formel der Oberflächenantigene angegeben (H3N2: H = Hämagglutinin-Subtypen 1-3, N = Neuraminidase-Subtypen 1 und 2).
Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Stammzusammensetzung enthält Bestandteile folgender Viren:
- als Influenza-A(H3N2)-Komponente einen dem Referenzstamm A/Moskau/10/99 ähnlichen Stamm,
- als Influenza-A(H1N1)-Komponente einen dem Referenzstamm A/New Caledonia/20/99 ähnlichen Stamm,
- als Influenza-B-Komponente einen dem Referenzstamm B/Hongkong/330/01 ähnlichen Stamm.
Bis Anfang September konnte das Paul-Ehrlich-Institut mehr als 15 Millionen Dosen Grippeimpfstoff freigeben, sodass die Impfung nun jederzeit möglich ist.
Die heute verfügbaren Impfstoffe bestehen aus hochgereinigten, abgetöteten Spaltprodukten der Influenzaviren. Die meisten Impfstoffe sind für Personen ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat geeignet. Allerdings wird bis zum vollendeten 35. Lebensmonat eine reduzierte Dosis verwendet, in der Regel die halbe Dosis. Ein spezieller Impfstoff für Kinder ist zwar zugelassen, derzeit aber in Deutschland nicht im Handel.
Adjuvantierte Impfstoffe
Während die Wirksamkeit konventioneller Impfstoffe bei gesunden Erwachsenen mit 60 bis 90 Prozent angegeben wird, ist die Immunantwort bei älteren Menschen über 65 Jahre vermindert. Ob die Schutzwirkung herkömmlicher Impfstoffe gegen Influenzaviren bei dieser besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe ausreichend ist, wird diskutiert.
Adjuvantierte Impfstoffe scheinen höhere Antikörpertiter zu erzeugen als die konventionellen Vakzinen, aber auch schlechter verträglich zu sein. Adjuvantierte Impfstoffe sind Fluad® (Chiron Behring) und Infectovac® Flu (Infectopharm). Sie sind zur Anwendung bei Erwachsenen, die 65 Jahre oder älter sind, zugelassen. Allerdings kann bei dieser Personengruppe auch jeder andere Influenzaimpfstoff eingesetzt werden.
Ohne Thiomersal
Die verfügbaren Impfstoffe unterscheiden sich unter anderem durch die Art der Konservierung. Das früher häufig eingesetzte Thiomersal wird zunehmend kritisch beurteilt, weil es Quecksilber enthält. Quecksilber als Schwermetall ist in hohen Dosen neurotoxisch; insbesondere die Exposition in der Schwangerschaft und bei Früh- und Neugeborenen führt zu neurologischen Schädigungen.
Die Belastung durch die Nahrungskette, beispielsweise durch Fisch aus bestimmten Regionen, ist aber wesentlich höher als die Konzentrationen von 0,002 bis 0,01 Prozent in Impfstoffen. Um jedes Risiko, auch in Form der Akkumulation kleiner Dosen auszuschalten, sollten insbesondere Schwangere, Früh- und Neugeborene sowie Säuglinge in den ersten sechs Monaten nur Impfstoffe ohne quecksilberhaltige Konservierungsmittel erhalten.
Seit dem Jahr 2000 vertreibt Chiron Behring mit Begrivac® einen konservierungsmittelfreien Grippeimpfstoff. Auch die adjuvantierten Impfstoffe Fluad® und InfectoVac® Flu für Personen ab 65 Jahren stehen ohne Konservierungsmittel zur Verfügung.
Ebenfalls kein Thiomersal enthalten Grippeimpfstoff Stada® und Mutagrip®. Influvac®, Influsplit SSW® und Grippeimpfstoff ratiopharm® sind mit Thiomersal versetzt.
Literatur
Epidemiol. Bull. des Robert Koch-Instituts 38/19. September 2003.
Das Robert Koch-Institut und das Paul-Ehrlich-Institut rufen jetzt gemeinsam zur Grippeimpfung auf. Empfohlen wird der Grippeschutz für Personen jeden Alters mit Herz-, Leber, Nieren- und Lungenleiden, Diabetes sowie anderen chronischen Krankheiten, allen älteren Menschen ab 60 Jahre sowie medizinischem Personal und Personen in Berufen mit umfangreichem Publikumsverkehr. Die Impfung ist für Kinder ab dem 6. Lebensmonat möglich. Optimaler Zeitraum sind die Monate Oktober und November, auf keinen Fall sollte bis zum Ausbruch der Influenzawelle gewartet werden, denn auch die ersten Influenzaviren können schon ein schweres Erkrankungsbild und Komplikationen hervorrufen.
- bei +2° bis +8° C im Kühlschrank gelagert werden
- möglichst in der Originalverpackung aufbewahrt werden
- nicht eingefroren werden.
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