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- DAZ 40/2003
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Arzneimittel und Therapie
Öko-Test: "Ungenügend" für freiverkäufliche Johanniskraut-Präparate
Untersucht wurden 13 freiverkäufliche Johanniskraut-Präparate, die Trockenextrakte aus dem Johanniskraut oder gepulvertes Johanniskraut enthielten, sowie fünf Präparate mit Johanniskraut-Öl. Für Johanniskraut-Rotöl gibt es keinen Beleg für eine antidepressive Wirkung.
Laut Aufbereitungsmonographie der Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kommen ölige Johanniskraut-Präparate innerlich zur Behandlung von Magenbeschwerden, äußerlich zur Behandlung und Nachbehandlung von Verletzungen und Verbrennungen in Frage.
Das Testergebnis
Als Anwendungsgebiete beanspruchen Johanniskraut-Präparate meist die "traditionelle Anwendung zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung". Eingesetzt werden sie aber oft, um die Symptome im Zusammenhang mit einer nicht diagnostizierten leichten Depression zu lindern. Dafür enthalten die Produkte aber viel zu wenig Wirkstoffe.
In allen freiverkäuflichen Präparaten, die gepulvertes oder einen Trockenextrakt aus Johanniskraut enthalten, ist der wichtigste Wirkstoff Hyperforin in viel zu geringer Konzentration enthalten. Die Mengen liegen bei 0,02 bis 2,84 mg pro Tagesdosis (mg/TD).
Zum Vergleich: apothekenpflichtige Johanniskraut-Präparaten enthalten 7 bis 47 mg/TD Hyperforin. Auch andere Wirkstoffe des Johanniskrauts wie Hypericin oder Quercitrin sind in fast allen freiverkäuflichen Mitteln in geringerer Konzentration enthalten, als in den apothekenpflichtigen Johanniskrautpräparaten.
Die nicht ausreichende Konzentration eines oder mehrerer Wirkstoffe Hyperforin, Hypericin, Rutin, Quercetrin, Hyperosid/Isoquercitrin führte zu einer Abwertung um vier Stufen.
Unvollständiger Beipackzettel: Abwertung um zwei Stufen
Neben dem Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen bewertete Öko-Test auch die Angaben, die in den Beipackzetteln der Präparate enthalten waren: Fast alle Beipackzettel weisen auf die Wechselwirkungen des Johanniskrauts mit gleichzeitig eingenommenen gerinnungshemmenden Mitteln wie Cumarinen und Arzneimitteln wie Ciclosporin hin, die die Immunreaktion unterdrücken.
Dagegen sind lediglich in den Gebrauchsinformationen der Klosterfrau Johanniskraut Dragees und der Kneipp Johanniskraut Dragees H auch die Wechselwirkungen mit Proteasehemmern wie Indinavir aufgeführt, die in der Aidstherapie eingesetzt werden. Johanniskrautextrakte können die Wirkung dieser Medikamente herabsetzen.
Nur in den Beipackzetteln der Hyperigold Johanniskraut-Kräutertabletten, der Klosterfrau Johanniskraut Dragees und der Tetesept Johanniskraut Kapseln 500 mg findet sich ein Hinweis, dass Schwangere und Kinder unter zwölf Jahren die Produkte wegen fehlender Untersuchungen nicht einnehmen sollen.
Literatur
Öko-Test 10/2003 ck
Die Wirksamkeit von Extrakten aus dem Johanniskraut bei leichteren Depressionen ist wissenschaftlich belegt. Neben den apothekenpflichtigen Präparaten, die standardisierte Johanniskrautextrakte enthalten, sind aber auch in Drogerien und Supermärkten freiverkäufliche Präparate erhältlich. 18 dieser Präparate wurden von Öko-Test hinsichtlich ihres Gehaltes an wirksamen Inhaltsstoffen untersucht: keines wird von Öko-Test empfohlen. 17 von 18 freiverkäuflichen Johanniskraut-Präparaten sind "ungenügend", eines erzielt ein "mangelhaft"
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