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- DAZ 40/2003
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Information und Beratung
Lisinopril
1. Handelspräparate
Acerbon Tabletten zu 2,5/5/10 und 20 mg Lisinopril BASF Tabletten
2. Einordnung
Langwirkender Angiotensin-Converting-Enzym (ACE)-Hemmer
3. Indikationen
- Arterielle Hypertonie
- Herzinsuffizienz (NYHA -Stadien I – IV)
- Akuter Myokardinfarkt bei hämodynamisch stabilen Patienten zusätzlich zur üblichen Standardtherapie bei Myokardinfarkt
4. Pharmakologie
4.1 Wirkungsmechanismus Lisinopril ist ein Hemmstoff des Angiotensin-Converting-Enzyms (ACE-Hemmer) und zeigt das gruppenspezifische Wirkungsprofil dieser Wirkstoffgruppe. Es blockiert kompetitiv die Umwandlung von Angiotensin I in das vasokonstriktorisch wirksame Angiotensin II in Blut und Geweben.
Als Folge der verminderten Bildung von Angiotensin II nehmen der arterielle Gefäßwiderstand, die Aldosteronsekretion und die aldosteronabhängige Salz- und Wasserretention ab.
Mit der verminderten Angiotensin-II-Bildung entfällt auch der stimulierende Effekt auf die Noradrenalinfreisetzung, woraus eine Abnahme des Sympathikotonus resultiert. Die ausgeschaltete negative Rückkopplung von Angiotensin II auf die Reninsekretion führt zu einer Erhöhung der Plasmareninaktivität.
Gleichzeitig inhibieren ACE-Hemmer auch den Abbau des vasodilatatorisch wirksamen Bradykinins.
ACE-Hemmer senken den Blutdruck bei essenzieller und renovaskulärer Hypertonie. Bei Myokardinsuffizienz bewirken ACE-Hemmer eine Abnahme des peripheren systemischen Widerstandes und eine Erhöhung der venösen Kapazität, senken dadurch die Vor- und Nachlast des Herzens und erhöhen das Herzzeitvolumen.
Zahlreiche klinische Studien konnten zeigen, dass ACE-Hemmer bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz lebensverlängernd wirken. Bei Diabetikern mit Proteinurie verlangsamen sie die Progredienz der Niereninsuffizienz.
4.2 Pharmakokinetik
4.3 Kinetik in besonderen klinischen Situationen
Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sollte Lisinopril daher besonders bei Therapiebeginn nur unter intensiver Überwachung der Laborparameter angewendet werden. Aufgrund der renalen Elimination kann Lisinopril bei eingeschränkter Nierenfunktion akkumulieren.
Bei schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance < 30 ml/min) bzw. Serumkreatinin ≥ 1,8 mg/dl), bei dialysepflichtiger Niereninsuffizienz, nach Nierentransplantation und bei Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere) ist Lisinopril wie alle ACE-Hemmer kontraindiziert.
5. Vorsichtsmaßnahmen
5.1 Schwangerschaft Vor Therapiebeginn ist eine Schwangerschaft auszuschließen und während der Therapie eine Schwangerschaft zuverlässig zu verhüten. ACE-Hemmer können in der Spätschwangerschaft (2. und 3. Trimenon) zu fetaler Hypotension, Oligohydramnion (geringe Fruchtwassermenge), Hypoplasie der Schädelknochen und dialysepflichtiger Anurie beim Neugeborenen führen und sind daher während der gesamten Schwangerschaft kontraindiziert (siehe dazu auch 11.).
5.2 Nierenfunktion Vor der Anwendung von Lisinopril muss die Nierenfunktion überprüft werden. Bei den meisten Patienten steigt der Kreatininwert bei Therapiebeginn um 10 bis 15%, bleibt dann aber in der Regel konstant.
Dialyse oder Hämofiltration mit Poly(acrylonitril,natrium-2methylallysulfonat)-high-flux-Membranen (z. B. AN 69): Werden bei Dialyse oder Hämofiltration diese Membranen verwendet, besteht bei gleichzeitiger Therapie mit Lisinopril oder anderen ACE-Hemmern die Gefahr einer anaphylaktoiden Reaktion bis hin zum anaphylatischen Schock. Entweder muss zuvor auf ein anderes Arzneimittel umgestellt werden, oder es müssen andere Dialysemembranen verwendet werden.
5.3 Andere Vorsichtsmaßnahmen
5. 4 Kontraindikationen
- Schwere Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 30 ml/min bzw. Serumkreatinin über 1,8 mg/dl)
- Nierenarterienstenose (beidseitig oder bei Einzelniere)
- Zustand nach Nierentransplantation
- Dialyse
- Schwangerschaft (vorheriger Ausschluss sowie Verhütung einer Schwangerschaft)
- Stillzeit (Abstillen)
- Hämodynamisch relevante Aorten- oder Mitralklappenstenose
- Hypertrophe Kardiomyopathie
- Anamnestisch bekanntes (z. B. unter früherer ACE-Hemmer-Therapie) sowie hereditäres oder idiopathisches Angioödem (syn. Quincke-Ödem)
- Primärer Hyperaldosteronismus
- Instabile Hämodynamik bei akutem Myokardinfarkt (Killip-Klasse IV)
- Kardiogener Schock
- Systolischer Blutdruck < 100 mmHg vor Therapiebeginn
- Desensibilisierungstherapie gegen Insektengifte
- Dialyse oder Hämofiltration oder LDL-Apherese (s. Praktische Anwendungshinweise)
5.5 Wechselwirkungen
- Kochsalz: Abschwächung der Lisinoprilwirkung
- Orale Antidiabetika (Sulfonylharnstoffe, Biguanide), Insulin: Verstärkung des blutzuckersenkenden Effektes
- Immunsuppressiva, Allopurinol, Zytostatika und Corticosteroide, Procainamid: verstärkte Blutbildveränderungen (z. B. Leukopenie).
- Diuretika und Antihypertensiva: verstärkte Blutdrucksenkung
- Nichtsteroidale Analgetika/Antiphlogistika: Abschwächung der blutdrucksenkenden Wirkung, Verschlechterung einer bereits eingeschränkten Nierenfunktion
- Lithium: Erhöhung der Lithiumkonzentration im Serum durch Verlängerung der Lithiumausscheidung (regelmäßige Spiegelkontrolle)
- Narkotika, Hypnotika: verstärkter Blutdruckabfall
- Alkohol: verstärkte Alkoholwirkung
- Kaliumsparende Diuretika, Heparin: verstärkte Hyperkaliämie
6. Unerwünschte Wirkungen
Gelegentlich:
- Herz-Kreislauf: Initial starker Blutdruckabfall möglich, insbesondere nach Vorbehandlung mit Diuretika, bei Herzinsuffizienz, Salz- oder Flüssigkeitsmangel. Symptomatisch kann sich dieser als Schwindel, Sehstörungen, Schwächegefühl äußern. Vermehrt bei hoher Lisinoprildosis Hypotonie, Tachykardie, Schwindel. Höhergradige AV-Blockierungen, ausgeprägte Hypotonie, selten bis zum kardiogenen Schock in der Frühphase eines akuten Myokardinfarktes
- Nieren: Nierenfunktionsstörungen
- Atemwege: trockener Reizhusten (häufig therapieresistent), Bronchitis
- Magen-Darm-Trakt, Leber: Übelkeit, Oberbauchbeschwerden, Verdauungsstörungen
- Haut, Gefäße: allergisches Exanthem
- Nervensystem: Kopfschmerzen, Müdigkeit
- Laborparameter: Abfall der Hämoglobinkonzentration, des Hämatokrit, der Leukozytenzahl oder der Thrombozytenzahl
Selten:
- Herz-Kreislauf: durch Hypotonie bedingte Synkope
- Nieren: Proteinurie
- Atemwege: Atemnot, Sinusitis, Rhinitis
- Magen-Darm-Trakt, Leber: Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Appetitlosigkeit. Syndrom beginnend mit cholestatischem Ikterus und fortschreitend bis zur Lebernekrose
- Haut, Gefäße: Urtikaria, Juckreiz, angioneurotisches Ödem (Quincke-Ödem)
- Nervensystem: Geschmacksveränderungen, vorübergehender Geschmacksverlust, Benommenheit, Depressionen, Schlafstörungen, Impotenz, Parästhesien, Gleichgewichtsstörungen, Ohrensausen, verschwommenes Sehen, Verwirrtheit
- Laborparameter: Knochenmarksdepression, Anämie, Thrombopenie, Leukozytopenie, Eosinophilie.
Einzelfälle:
- Herz-Kreislauf: Palpitationen, Herzrhythmusstörungen, Brustschmerz, Angina pectoris, Myokardinfarkt, TIA, zerebraler Insult
- Nieren: Nierenversagen (vor allem bei renaler Hypertonie)
- Atemwege: Bronchospasmus, Glossitis, Mundtrockenheit, allergische Alveolitis
- Magen-Darm-Trakt, Leber: Leberfunktionsstörungen, cholestatischer Ikterus, Hepatitis, Ileus Pankreatitis,
- Haut, Gefäße: psoriasisähnliche Hautveränderungen, Flush, Photosensibilität, Onycholyse, Alopezie, Verstärkung einer Raynaud-Symptomatik. Schwerwiegende Hautreaktionen wie Erythema multiforme, Pemphigus, toxische Epidermolyse, Stevens-Johnson-Syndrom
- Laborparameter: Erhöhung der Leberenzyme und des Bilirubins, Agranulozytose, Panzytopenie.
7. Hinweise zur Einnahme
Lisinopril-Tabletten werden einmal täglich, immer zur gleichen Tageszeit, unzerkaut mit etwas Flüssigkeit eingenommen. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.
8. Dosierung
Die Maximaldosis beträgt 35 mg Lisinopril 1x täglich. Dosissteigerungen sind nur schrittweise in Abhängigkeit vom klinischen Ansprechen des Patienten vorzunehmen. Das Zeitintervall zwischen Dosiserhöhungen sollte mindestens 2 Wochen betragen. Dosislimitierender Faktor ist im allgemeinen die Hypotonie.
9. Aufbewahrung
Keine besonderen Lager- oder Aufbewahrungshinweise der Hersteller.
10. Überdosierung
In Abhängigkeit vom Ausmaß der Überdosierung sind folgende Symptome möglich: schwere Hypotonie, Bradykardie, Kreislaufschock, Elektrolytstörungen, Nierenversagen.
Allgemeine Maßnahmen zur Elimination von Lisinopril sind Magenspülung, Gabe von Adsorbenzien und Natriumsulfat innerhalb von 30 min nach Lisinopril-Einnahme. Lisinopril ist dialysierbar, dabei sind die Wechselwirkungen mit diversen Dialysemembranen unbedingt zu beachten.
11. Praktische Anwendungshinweise
Eine versehentliche Exposition mit Lisinopril in den ersten Schwangerschaftswochen begründet i. d. R. jedoch keinen Schwangerschaftsabbruch, da ACE-Hemmer nach heutigem Erkenntnisstand wohl kein nennenswertes teratogenes Potenzial bei der Anwendung in der Frühschwangerschaft (1.Trimenon) zu besitzen scheinen.
Literatur
Acerbon. Fachinformationen. Astra Zeneca, Wedel. Stand März 2000 Spielmann H. (Hrsg.) Arzneiverordnungen in der Schwangerschaft und Stillzeit, 5. Auflage: 177 – 178. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart 1998 Scholz, H. und Schwabe, U. (Hrsg.) Taschenbuch der Arzneibehandlung, 12. Auflage. Urban und Fischer Verlag, München/Jena 2000 Hoppe, U. C., Erdmann, E. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung; Leitlinien zur Therapie der chronischen Herzinsuffizienz. http://www.dgkardio.de/Leitlinien/LeitlinienHerzinsuffizienz.pdf (2001) Reynolds J.E.F.(Hrsg.) Martindale, The Complete Drug Reference, 32. Edition, Pharmaceutical Press 1999 Chalmers J., Mancia G., and van Zwieten P.A. (Editors) 1999 World Health Organization-International Society of Hypertension Guidelines for the Management of Hypertension. Journal of Hypertension 17, 151 – 183 (1999).
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