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Arzneimittel und Therapie
COX-2-Inhibitioren: Coxibe sind wirksam und gut verträglich
Weit über eine Million Patienten leiden in Deutschland an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Der meist chronische Verlauf treibt die Betroffenen in eine Abwärtsspirale, die mit Entzündungen und Schmerzen beginnt und über Behinderungen sowie psychische Beeinträchtigungen nicht selten zum Verlust der Selbstständigkeit führt. Einer Studie zufolge werden 28 Prozent aller Patienten mit rheumatoider Arthritis, die zum Zeitpunkt der Diagnose in Vollbeschäftigung standen, knapp sieben Jahre später wegen Erwerbsunfähigkeit vorzeitig berentet.
Symptombehandlung mit NSAR
Die Symptome rheumatischer Erkrankungen werden vor allem mit nicht-selektiven, nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt. Diese wirken gut gegen Schmerzen und entzündliche Prozesse, führen aber häufig zu Nebenwirkungen, insbesondere im Bereich des oberen Gastrointestinaltraktes. In Abhängigkeit vom Präparat und der Dauer der Einnahme liegt die Wahrscheinlichkeit, ein Magen- oder Duodenalulkus zu entwickeln, bei 10 bis über 20 Prozent.
Coxibe sind besser magenverträglich
Selektive COX-2-Hemmer, so genannte Coxibe gelten heute als eine gut wirksame und dabei verträgliche Alternative zu konventionellen NSAR. So klagen Patienten, die mit Celecoxib, Rofecoxib oder Valdecoxib behandelt wurden, im Vergleich zu Diclofenac signifikant seltener über abdominale Schmerzen und dyspeptische Beschwerden. Bei Risikopatienten lässt sich das Auftreten von Blutungen unter Diclofenac (zweimal täglich 75 mg) nur bei einem gleichzeitigen Magenschutz mit Omeprazol auf das Niveau von Celecoxib (zweimal täglich 200 mg) senken.
Diese bessere Verträglichkeit schlägt sich auch in der Patientenzufriedenheit nieder. In einer Studie, an der 450 Patienten mit Osteoarthrose teilnahmen, zeigten sich 62,9 Prozent der Celecoxib-Gruppe mit der Wirksamkeit und der gastrointestinalen Verträglichkeit ihres Präparats "zufrieden". In der NSAR-Gruppe betrug dieser Wert nur 51,5 Prozent (p < 0,05). Die Patienten in der Celecoxib-Gruppe waren mit der Therapie also insgesamt signifikant zufriedener im Vergleich zu herkömmlichen NSAR.
Coxibe bei erhöhtem Risiko
Entsprechend einer Bewertung des National Institute of Clinical Excellence (NICE) – einem international angesehenen Institut des Britischen Gesundheitsdienstes – sind Coxibe vor allem dann angezeigt, wenn ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen vorliegt.
Dies trifft zu auf Patienten,
- die älter als 65 Jahre sind,
- mit Medikamenten behandelt werden, die das Risiko für gastrointestinale Beschwerden erhöhen,
- über einen längeren Zeitraum mit NSAR in höherer Dosierung behandelt werden müssen
- oder in der Vorgeschichte bzw. aktuell mit gastrointestinalen Beschwerden zu tun hatten oder haben.
Nicht für gesetzlich Versicherte?
Je nach Versicherungsstatus müssen Patienten jedoch damit rechnen, dass ihnen diese Medikamente vorenthalten werden. Eine Analyse von Verordnungsdaten in Deutschland aus den Jahren 2000 und 2001 ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, vom Arzt ein Coxib zu erhalten, bei Angehörigen der privaten Krankenkassen signifikant höher ausfällt als bei Angehörigen der gesetzlichen Krankenkassen.
Um den pharmakoökonomischen Stellenwert einer Therapie zu beurteilen, sind aber neben den direkten Behandlungskosten auch die indirekten zu berücksichtigen. Hierzu zählen beispielsweise Aufwendungen für die Therapieüberwachung (z. B. Labor, Hämoccult, Endoskopien), für die Begleitmedikation (Ulcusprophylaxe) oder für eine zusätzliche ambulante oder stationäre Betreuung. In dem Maße, wie das Komplikationsrisiko eines Medikaments steigt, nimmt auch der Bedarf für diese Leistungen zu.
In einer Studie mit 492 Patienten in Großbritannien, die an rheumatoider Arthritis litten, wurden die Kosten für den Ressourceneinsatz (ohne Medikation) unter einer Therapie mit Valdecoxib (einmal täglich 20 mg) beziehungsweise mit Diclofenac (zweimal täglich 75 mg) bei sechsmonatiger Behandlungsdauer analysiert.
Dabei ergaben sich für Valdecoxib Kosteneinsparungen in Höhe von 199 britischen Pfund (288 Euro) pro Patient, die hauptsächlich auf die bessere Verträglichkeit des selektiven COX-2-Hemmers zurückzuführen sind. So fielen in der Valdecoxib-Gruppe lediglich fünf Krankenhausaufenthaltstage auf Grund schwerwiegender gastrointestinaler Nebenwirkungen an, während in der Diclofenac-Gruppe 80 Tage zu verzeichnen waren.
Selektive Inhibitoren der Cyclooxygenase Typ 2 wie Celecoxib, Rofecoxib und jetzt neu Valdecoxib haben sich in der Therapie der rheumatoiden Arthritis und Arthrose als wirksam und gut verträglich erwiesen. Fachgesellschaften empfehlen ihre Verordnung vor allem dann, wenn Patienten ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen aufweisen.
Etoricoxib wird in Dosen von 60 bis 120 mg nach oraler Gabe rasch und vollständig resorbiert und hat eine Halbwertzeit von 22 Stunden. Eine einmal tägliche Gabe reicht aus, um die volle Wirkung zu erzielen. Deshalb kann der COX-2-Hemmer bei akuten und bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden.
Die neue Substanz hat sich in endoskopischen Studien als sicher hinsichtlich gastrointestinaler Nebenwirkungen erwiesen (bei Arthrose und Arthritis zwischen 7,4 und 8,1% Ulzera gegenüber 25,3 bzw. 17% unter Naproxen und Ibuprofen). Durchgängig zeigte sich in acht Studien unter Etoricoxib eine signifikant geringere Rate an Perforationen, symptomatischen Ulzera und gastrointestinalen Blutungen als unter konventionellen NSAR, und es gab auch sehr viel weniger Therapieaussteiger wegen Abdominalschmerzen. Der Verbrauch an zusätzlichen Magenschutzpräparaten sank signifikant.
In einer randomisierten Doppelblindstudie konnte belegt werden, dass nach der Extraktion von 2 oder 3 Molaren die Schmerzbehandlung im Vergleich zu Ibuprofen – sowohl was den Wirkungseintritt als auch die Dauer betrifft – überlegen war. Derzeit befindet sich Lumiracoxib in der Entwicklungsphase III.
Bisher sind drei verschiedene Isoformen beschrieben worden. Eine zytosolische PGES (cPGES) wird konstitutiv in fast allen Zellen und Organen exprimiert und ist mit der COX-1 funktionell gekoppelt. Zwei membrangebundene Formen, mPGES-1 und -2, werden ähnlich wie die COX-2 induziert. Diese Formen sind mit der COX-2 gekoppelt und werden auch durch ähnliche Stimuli reguliert.
Selektive Inhibitoren der membrangebundenen PGE2-Synthase könnten gezielter in das Schmerz- und Entzündungsgeschehen eingreifen als die bisher verfügbaren Substanzen, und die physiologische PGE2-Synthese bleibt ungestört. Bis jetzt ist mit der PGE2-Synthase erst das neue Angriffsziel (Target) für die Entwicklung neuer Arzneistoffe definiert, Wirkstoffe gibt es jedoch noch nicht.
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