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Arzneimittel und Therapie
Refluxkrankheit: Übergewicht und Estrogene als Risikofaktoren?
Refluxkrankheit und Übergewicht treten in westlichen Ländern immer häufiger auf. Beide Erkrankungen beeinträchtigen die Lebensqualität und verursachen hohe Therapiekosten. Darüber hinaus sind Adipositas und die gastroösophagale Refluxkrankheit eigenständige Risikofaktoren für die Entwicklung eines ösophagalen Adenokarzinoms, eine Tumorart, deren Inzidenz während der letzten Jahre ebenfalls zugenommen hat.
Besteht ein Zusammenhang zwischen gastroösophagaler Refluxkrankheit und Übergewicht und gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede, was auf einen Einfluss der Geschlechtshormone hinweisen würde? Diese Fragen waren das Thema einer norwegischen Fall-Kontroll-Studie.
Daten aus norwegischen Public-Health-Studien
In Norwegen wurden in den Jahren 1984 bis 1986 und 1995 bis 1997 zwei große Public-Health-Studien durchgeführt, auf deren Daten zurückgegriffen wurde. Von über 65 000 Erwachsenen wurden 3113 Studienteilnehmer ausgewählt, die während der letzten zwölf Monate über schweres Sodbrennen oder saures Aufstoßen (als Hauptsymptome einer Refluxkrankheit) geklagt hatten.
Als Kontroll-Gruppe wurden 39 872 symptomfreie Erwachsene zugeordnet. Von allen Studienteilnehmern waren Body-mass-Index, Alter, Menopausenstatus, Hormonsubstitution, Krankheiten, Alkohol- und Tabakkonsum, Einnahme von Medikamenten, Ernährungsgewohnheiten etc. bekannt.
Mit Hilfe der vorliegenden Daten wurde das relative Risiko für eine Refluxkrankheit in Abhängigkeit des Body-mass-Index ermittelt und in weiteren statistischen Analysen der Einfluss des Menopausenstatus und einer Hormonersatztherapie auf das Refluxrisiko errechnet.
Übergewicht als Risikofaktor
Mit zunehmendem Body-mass-Index stieg das Risiko für eine Refluxkrankheit. Diese Beziehung war bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. So betrug das relative Risiko für eine Refluxkrankheit bei übergewichtigen Männern (Body-mass-Index > 35) 3,3, bei übergewichtigen Frauen 6,3 (jeweils im Vergleich zu normalgewichtigen Studienteilnehmern).
Durch eine Gewichtsabnahme wurde das Risiko für eine Refluxkrankheit gesenkt, durch eine Gewichtszunahme erhöht. Die Beziehung zwischen dem Body-mass-Index und dem Refluxrisiko war bei prämenopausalen Frauen stärker ausgeprägt als bei Frauen nach der Menopause.
Eine postmenopausale Hormontherapie erhöhte wiederum das Refluxrisiko, was auf einen Einfluss der Hormone hinweist. Das höchste Risiko wiesen Frauen mit einem Body-mass-Index > 35 auf, die Estrogene im Rahmen einer Hormonersatztherapie (ohne Gestagenkomponente) einnahmen.
Rolle der Hormone
Aus verschiedenen Subanalysen geht hervor, dass Hormone das Refluxrisiko erhöhen. Dieses Risiko ist proportional zum Körpermassenindex, da bei übergewichtigen Frauen ein höherer Anteil an ungebundenem aktiven Estradiol vorliegt. Unter einer Hormonersatztherapie ist bereits bei normalgewichtigen Frauen das Risiko leicht erhöht.
Das höchste Risiko weisen stark adipöse Frauen auf, die Estrogene einnehmen. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass Estrogene in der Pathogenese der Refluxkrankheit eine Rolle spielen. Man erklärt sich dies folgendermaßen: Estrogene erhöhen die Bildung von Stickoxid. Stickoxid wiederum ist eine Transmittersubstanz, die zu einer Erschlaffung des unteren Ösophagussphinkters führt. Diese transienten Relaxationen werden als eine der Ursachen für eine Refluxkrankheit angesehen.
Sie werden primär durch eine Dehnung des Magenfundus nach einer Mahlzeit ausgelöst und ermöglichen das Aufstoßen von Luft. Patienten mit Refluxkrankheit zeigen eine deutliche Zunahme der Episoden von transienten Relaxationen und damit eine vermehrte Belastung mit saurem Refluat.
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