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Arzneimittel und Therapie
Therapie von Depressionen und Angst: Escitalopram lässt die Sonne schneller wie
Die Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin spielen bei der Behandlung von Depression und Angst eine zentrale Rolle, da man weiß, dass eine Verminderung dieser beiden Substanzen im ZNS mit entsprechenden Symptomen einhergeht.
Fast alle Antidepressiva greifen somit auch in die synaptische Kommunikation der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin im ZNS ein – allerdings verwenden sie dabei unterschiedliche biochemische Wege. Der wichtigste Weg geht auf die klassischen trizyclischen Antidepressiva zurück: Sie hemmen die Transportproteine, die für den Rücktransport von Neurotransmittern aus dem synaptischen Spalt in die Präsynapse zuständig sind.
SSRI haben ein günstiges Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil
Auch die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wirken über Hemmung dieser Transportproteine. Allen gemeinsam ist dabei eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Selektivität für Serotoninrezeptoren. Noradrenalinrezeptoren werden kaum beeinflusst, zusätzliche Rezeptorprofile fehlen fast vollständig.
Die antidepressive und angstlösende Wirksamkeit der SSRI ist vergleichbar mit der von trizyclischen oder tetrazyclischen Antidepressiva, aufgrund der Selektivität für Serotonin haben die Substanzen jedoch keine kardiotoxischen Eigenschaften. Dennoch sind sie natürlich nicht frei von Nebenwirkungen. Bedingt durch die Blockierung der Serotoninaufnahme können sie zu Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Unruhe, Gewichtsabnahme und sexuellen Funktionsstörungen führen. Insgesamt haben sie jedoch ein so günstiges Wirkungs-/Nebenwirkungsprofil, dass sie bei Depressionen verbreitet als First-line-Therapeutika eingesetzt werden. In der Therapie von Angsterkrankungen gelten sie als Goldstandard.
Escitalopram: Der wirksame "Teil" von Citalopram
Zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern, die derzeit in Deutschland zugelassen sind, gehören Citalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin und Sertralin. Demnächst soll das Spektrum durch eine weitere Substanz – Escitalopram – ergänzt werden. Genau genommen handelt es sich dabei um eine Weiterentwicklung von Citalopram.
Das 1972 synthetisierte Citalopram ist ein Razemat, bestehend aus dem linksdrehenden (S-) und rechtsdrehenden (R-) Enantiomer. Seine Wirkung wird jedoch nur durch den linksdrehenden Anteil vermittelt, das R-Enantiomer ist eigentlich unnötiger Ballast. Dieser Umstand war bereits seit langem bekannt, 1988 gelang es erstmals, die beiden Enantiomere im Labor voneinander zu trennen und auf ihre Wirkung hin zu untersuchen.
Eine Trennung in industriellem Maßstab war zu dieser Zeit jedoch unmöglich. Erst die Mitte der 90er-Jahre mit Entwicklung der so genannten "Simulated Moving Bed"-Technologie gelang es, das S-Enantiomer aus dem Razemat in großen Mengen freizusetzen und nun auch in klinischen Studien zu testen.
Escitalopram wirkt schneller
In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass sich Escitalopram im Vergleich zu Citalopram durch einen schnelleren Wirkeintritt auszeichnet. Beispielsweise wurde in einer Studie mit rund 1300 Teilnehmern die antidepressive Wirkung von Escitalopram in den Konzentrationen 10, 20 und 40 mg pro Tag mit 20 mg/d Citalopram und Plazebo über einen Zeitraum von acht Wochen verglichen.
Während zu Studienende sowohl Citalopram als auch Escitalopram Plazebo überlegen waren, hatte nur Escitalopram in den beiden höheren Dosierungen bereits nach einer Woche einen deutlichen Effekt. Nach zwei Wochen war auch die 10-mg-Dosis Plazebo deutlich überlegen. Das Nebenwirkungsprofil und auch das Ausmaß der Nebenwirkungen von Escitalopram entsprach in der Studie dem von Citalopram.
Niedergeschlagenheit, Angst, innere Lähmung, Freud- und Hoffnungslosigkeit - unter diesen Symptomen leiden in Deutschland fast 20 Prozent der Erwachsenen. Einen festen Platz in der Therapie von Depression und Angst haben Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. In Kürze soll diese Substanzgruppe nun ein neues "Mitglied" bekommen: Escitalopram, das S-Enantiomer von Citalopram.
Escitalopram
Bei dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Escitalopram handelt es sich um das linksdrehende (S-)Enatiomer von Citalopram. Escitalopram ist in der Schweiz unter dem Handelsnamen Cipralex® bereits seit Anfang 2002 zur Therapie der Depression zugelassen. Die deutsche Zulassung wird für dieses Frühjahr erwartet.
4 Kommentare
Escitalopram
von Ajshe am 05.10.2019 um 15:42 Uhr
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Depression
von Petra Saegert am 28.09.2019 um 16:09 Uhr
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Depression
von Petra Saegert am 11.08.2019 um 10:42 Uhr
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AW: Depression Escitalopram
von Daniela S am 28.09.2019 um 12:55 Uhr
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