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- AZ 47/2004
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Versorgungsengpässe: Apotheken betreiben Parallelhandel
Der Geschäftsführer der Großhandlung mit Sitz in Düsseldorf und Hilden kritisiert den ausufernden Parallelhandel in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Kammer im Gespräch" der Apothekerkammer Nordrhein mit deutlichen Worten. "Bei allem Verständnis für legitimes Gewinnstreben von Pharmaherstellern und Apotheken - eine künstliche Verknappung von wichtigen Arzneimitteln geht eindeutig zu weit", so Ulrich von der Linde wörtlich, der in diesem Zusammenhang von "rücksichtslosem" Verhalten spricht. Einige Arzneimittelhersteller gäben an, dass bei etlichen Präparaten wie zum Beispiel Sortis oder Norvasc in Deutschland wesentlich mehr Packungen verkauft als auf Rezept verordnet werden. Um den Parallel-Handel einzudämmen, gingen Hersteller dazu über, die Belieferung des Großhandels mit denjenigen Medikamenten einzuschränken, die für den Parallelexport interessant seien. Die Strategie der Industrie sei die Abgabe nur so vieler Präparate, wie sie der deutsche Markt benötige.
Wie Engpässe entstehen
Der pharmazeutische Großhandel erhalte daher bestimmte Arzneimittel oft nach einem bestimmten Schlüssel, den das pharmazeutische Unternehmen willkürlich festsetze. Durch die künstlichen Lieferengpässe komme es immer wieder zu Versorgungsschwierigkeiten für Apotheken und Patienten. Denn häufig nutzten Zwischenhändler einzelne Apotheken als Lieferanten. Die Apotheken bestellten die Ware offiziell beim Großhandel, um sie dann mit Aufschlägen weiter zu verkaufen. Die internationalen Zwischenhändler bieten laut von der Linde sogar Hilfe bei der Beantragung der Großhandelserlaubnis nach der 12. Novelle des Arzneimittelgesetzes an. Der Großhandel selbst müsse zum Teil Höchst-Abgabemengen einführen, um zu verhindern, dass die wenig verfügbare Ware nur an einzelne Apotheken abfließt. Den Ausführungen des Geschäftsführers ist zu entnehmen, dass die Großhändler gegen gezielte Strategien gewinnorientierter Apotheken machtlos sind. Man könne nicht verhindern, dass ein Apotheker bei jedem Anruf automatisch einige Packungen mehr bestelle und in seiner Apotheke für den anschließenden Weiterverkauf sammle.
Wie von der Linde sagte, haben persönliche Appelle an die Fairness der Apothekeninhaber, teils auch nach mehrfacher Ansprache, keine Wirkung gehabt. Wenn ein Marktteilnehmer seine Anteile an andere Kanäle weiterverkaufe, sei Unterversorgung mit bestimmten Arzneimitteln hier zu Lande die Folge. Konkret müssten die korrekt arbeitenden Apotheken immer häufiger direkt beim pharmazeutischen Unternehmer nachfragen, um die ihnen vorliegenden Rezepte beliefern zu können. Dies sei unnötiger Aufwand für die Apotheken und für den Patienten verschlechtere sich die Versorgung durch die verzögerte Lieferung durch ein Zentrallager entscheidend.
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