Arzneimittel und Therapie

Schizophrenie: Ziprasidon steigert Aktivität und Aufmerksamkeit

Seit knapp zwei Jahren ist das atypische Neuroleptikum Ziprasidon (Zeldox®) für die Therapie der Schizophrenie zugelassen. Zeit, Bilanz zu ziehen und zu prüfen, wie sich der Wirkstoff unter Praxisbedingungen bewährt. ZEISIG und ZEPKO, eine offene Studie und eine Anwendungsbeobachtung, bestätigen die Ergebnisse der Zulassungsstudien: Ziprasidon wirkt gegen die Negativ- und Positivsymptomatik mit einem nur geringen Risiko für extrapyramidale Störungen. Und: Übergewicht ist nicht zu befürchten.

Jahrelanger Standard in der Schizophrenietherapie waren konventionelle Neuroleptika. Doch deren Akzeptanz war gering: die Wirkung auf die Negativsymptomatik war schlecht, das Risiko für extrapyramidale Störungen (EPS) hoch. Immer häufiger geht der Griff deshalb zu atypischen Neuroleptika, wie beispielsweise Ziprasidon (Zeldox®).

Anders als konventionelle Neuroleptika wirkt es nicht nur antipsychotisch über eine Blockade des Dopamin-D2-Rezeptors, sondern besitzt aufgrund vielfältiger Mechanismen (siehe Kasten) einen positiven Effekt auf die verschiedenen Facetten des schizophrenen Krankheitsbildes. Und dies gilt nicht nur unter Studien-, sondern auch unter Alltagsbedingungen.

Objektive und subjektive Besserung des klinischen Gesamteindrucks

Die ZEISIG (Ziprasidone Experience In Schizophrenie In Germany/Austria)-Studie untersuchte Wirksamkeit und Sicherheit von Ziprasidon bei 276 bislang unbehandelten oder unbefriedigend behandelten Patienten mit Schizophrenie oder schizoaffektiver Störung unter alltagsnahen Bedingungen über drei Monate.

Mangelnde Verträglichkeit gefolgt von ungenügender Wirksamkeit und nicht tolerierbarer Gewichtszunahme waren die hauptsächlichen Gründen für einen Wechsel zu Ziprasidon. 113 Patienten beendeten die Untersuchung. In dieser Gruppe wurde ein 25%iger Rückgang auf der Brief Psychiatric Rating Scale (BPRS) verzeichnet, einer häufig verwendeten Skala für die Erfassung psychiatrischer Störungen.

Der klinische Gesamteindruck, gemessen anhand des CGI(Clinical Global Impression)-Change, war bei 42,5% viel besser, bei etwa 20% sehr viel besser. Auch subjektiv fühlten sich die Patienten wohler. Der Blick auf die Nebenwirkungen, die bei allen Studienteilnehmern erfasst wurden, bestätigt die in den klinischen Studien gefundenen Ergebnisse: Ziprasidon war gewichtsneutral. Lipidwerte und geringfügig auch die Glucosewerte nahmen einen günstigen Verlauf.

Das Risiko eines Diabetes, wie es für Atypika diskutiert wird, ist damit vom Tisch. Patienten, die wegen einer Gewichtszunahme auf Ziprasidon umgestellt wurden, verloren 2 kg Gewicht innerhalb der zwölf Wochen. Der EPS-Score ging von 3,4 auf 2,7 und damit um 12,6% zurück.

Vorsicht bei angeborenem QT-Syndrom

Als "Achillesferse" von Ziprasidon wurde die kardiale Sicherheit bezeichnet. Vor und während der Studie wurden daher mehrmals EKGs aufgezeichnet und ausgewertet. Die durchschnittliche QTc-Verlängerung lag jedoch lediglich bei 3,4 Millisekunden.

Im Laufe der Studie trat bei keinem Patienten Werte über 500 Millisekunden auf. Bei Werten über 500 Millisekunden muss mit dem Auftreten von Herzrhythmusstörungen gerechnet werden. Grundsätzlich gehören eine bekannte QT-Intervall-Verlängerung und ein angeborenes QT-Syndrom zu den Gegenanzeigen von Ziprasidon. Interaktionen mit Medikamenten, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern, müssen berücksichtigt werden.

ZEPKO: keine zusätzlichen Begleiterscheinungen

Auch die Anwendungsbeobachtung ZEPKO (Zeldox Prospektive Kohortenstudie) an 2460 Patienten mit verschiedenen Formen schizophrener Erkrankungen über zwölf Wochen bestätigt die Ergebnisse klinischer Studien. Zusätzliche, bislang nicht aufgetretene Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.

Das untermauert das Verträglichkeitsprofil, insbesondere auch die Gewichtsneutralität. Als häufigste Nebenwirkung wurde psychische Erregung berichtet, was auf die 5HT1A-Rezeptoraktivierung zurück zu führen sein dürfte (siehe Kasten).

Langsam umstellen

Bei der Umstellung von Patienten von einem anderen Neuroleptikum auf Ziprasidon sollte langsam und überlappend vorgegangen werden. Insbesondere Clozapin darf nicht zu schnell reduziert werden. Hier wird eine Übergangsphase von vier Wochen empfohlen, bei allen anderen Neuroleptika von zwei Wochen.

Quelle

Prof. Dr. H.-J. Möller, München; Prof. Dr. D. Naber, Hamburg; Prof. Dr. M. Schmauß, Augsburg: Fachpressekonferenz "Moderne Schizophreniebehandlung mit Zeldox®: wirksam, sicher, verträglich", Hamburg, 2. Dezember 2003, veranstaltet von der Pfizer GmbH, Karlsruhe.

Ziprasidon bessert Motorik und Aufmerksamkeit

Ziprasidon ist ein mit Risperidon pharmakologisch verwandtes Benzisothiazol-Derivat. Seine Wirkung ist vielfältig: Es wirkt als Antagonist sowohl an Serotonin- als auch an Dopamin-D2-Rezeptoren und hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt.

Durch eine agonistische Wirkung auf Serotonin-1A-Rezeptoren kann auch die antidepressive Wirksamkeit und die geringe Rate an extrapyramidal-motorischen Störungen erklärt werden. Ziprasidon soll – anders als andere atypische Neuroleptika – so gut wie keine Gewichtszunahme induzieren. Da eine Verlängerung des QT-Intervalls auftreten kann, darf Ziprasidon nicht gleichzeitig mit Arzneimitteln gegeben werden, die das QT-Intervall verlängern.

Die QTc-Verlängerung ist für die große Mehrheit unserer Patienten wohl doch eher von begrenzter Relevanz. Prof. Dr. Dieter Naber, Hamburg-Eppendorf

5-HT1A-Agonismus: aufklarende Wirkung

Als Besonderheit von Ziprasidon gilt der 5-HT1A-Agonismus. Die Aktivierung dieses Serotoninrezeptors wirkt aufklarend und scheint die kognitiven Leistungen zu verbessern. Die gesteigerte Aktivität kann insbesondere zu Beginn der Behandlung aber auch als übermäßige Unruhe oder sogar als Akathisie missgedeutet werden. Für den Patienten bedeutet dieses Aufklaren jedoch, dass normales Denken und die Aufnahme von Beziehungen zur Umwelt wieder möglich werden.

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