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Psychotherapie: Ältere Menschen werden benachteiligt

Menschen, die das 60. Lebensjahr überschritten haben, leiden genauso häufig an psychischen oder psychosomatischen Störung wie Menschen jüngeren Alters. Allerdings erhalten ältere Patienten nur in den wenigsten Fällen eine angemessene Behandlung, da nach Meinung verschiedener Ärzte eine Therapie bei alten Menschen meist keinen Erfolg verspricht.

Rund jeder Vierte in Deutschland leidet an psychischen oder psychosomatischen Störungen, das gilt auch für Patienten über 60 Jahre. Von ihnen erfährt jedoch lediglich ein Prozent eine angemessene Behandlung. Weshalb den älteren Patienten keine Therapie vergönnt ist, liegt in erster Linie an den Ärzten. In der Annahme eines mangelnden Erfolges ziehen die meisten Hausärzte auch bei erheblichen psychosomatischen Störungen keine Behandlung in Betracht. Auf der anderen Seite fordern die Patienten aufgrund unzureichender Informationen eine Therapie auch gar nicht erst ein.

Eine weitere Ursache für die Unterversorgung im fortgeschrittenen Lebensalter liegt laut Gereon Heuft, Direktor der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Münster, in der Furcht vieler Psychotherapeuten vor der von Freud beschriebenen "Fülle des biographischen Materials". Des Weiteren führt Heuft noch die Angst der Therapeuten an, durch solch eine Behandlung mit dem eigenen Alter konfrontiert zu werden.

Eine Tagung, die von der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie sowie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie durchgeführt wurde, sollte das Informationsdefizit bei Haus- und Fachärzten, Psychotherapeuten und Betroffenen beheben. ng

Quelle: Pressemitteilung der Universität Münster

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