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Praxis aktuell
Problemrezeptur Betamethason-17-valerat
Betamethason-17-valerat ist unter den Glucocorticoiden, die in Individualrezepturen verordnet werden, ein besonders problematischer Vertreter. Beispiel: Sie erhalten die folgende Rezeptur in der Offizin:
Betamethason-17-valerat: 0,24 Salicylsäure: 4,00 Basiscreme DACad 200,00
Fragen: Welche Probleme sind bei dieser Rezeptur zu erwarten? Welche Optimierungsempfehlungen geben Sie dem verordnenden Dermatologen?
Antwort: In dieser häufig verordneten Rezeptur erzeugt die Salicylsäure einen pH von 2. Das Betamethason-17-valerat isomerisiert im sauren, neutralen und basischen Milieu zu einem C 21-Derivat, das nur noch 15% der Wirksamkeit des 17-Valerats besitzt. Diese Isomerisierung läuft innerhalb von 3 bis 5 Tagen ab.
Das Stabilitätsoptimum von Betamethason-17-valerat liegt bei pH 3,5. Es ist deshalb notwendig, das Corticoid in einem wasserhaltigen Vehikel-System mit einem Citratpuffer zu stabilisieren, der zu gleichen Teilen aus einer 0,5-prozentigen Citronensäure-Lösung und einer 0,5-prozentigen Natriumcitrat-Lösung besteht (siehe NRF-Vorschrift 11.37.). Hierdurch wird ein pH von 4,2 gewährleistet.
Diese Wahl eines etwas höheren pH-Wertes muss als Kompromiss zwischen dem Stabilitätsoptimum und der Verträglichkeit der erkrankten Haut eines Patienten angesehen werden, die kein intaktes Stratum corneum als natürliche Schutzbarriere mehr besitzt und insofern wesentlich empfindlicher auf ein saures Milieu reagieren wird.
Daher sollte die Salicylsäure aus der Rezeptur herausgenommen und in einer Extra-Zubereitung angeboten werden. Sinnigerweise sollten beide Zubereitungen alternierend in einem ausreichenden zeitlichen Abstand appliziert werden. Zwecks Einstellung des Stabilitätsoptimums wird der Rezeptur ein Citratpuffer hinzugefügt.
Es empfiehlt sich, Betamethason-17-valerat stets allein in einer Zubereitung zu verordnen. Andere, hinzu rezeptierte Wirkstoffe können auf Grund des eingestellten pH von 4,2 selber Stabilitätsprobleme bekommen.
Bei wasserhaltigen Zubereitungen muss darauf geachtet werden, dass die eingesetzten Konservierungsmittel in diesem Milieu noch ausreichend wirksam sind. Im Zweifelsfalle sollte mit 20% Propylenglykol (bezogen auf die Wassermenge) nachkonserviert werden.
In dem oben angegebenen Rezepturbeispiel liegt bereits ausreichend Propylenglykol in der Basiscreme DAC vor. Als standardisierte Formulierungen führt das NRF die Hydrophile Betamethasonvalerat-Creme 0,05 oder 0,1% (NRF 11.37.) und die Hydrophile Betamethasonvalerat-Lotio 0,05 oder 0,1% (NRF 11.47.) auf. An diesen Monographien müssen sich alle anderen "freien" Individual-Rezepturen messen lassen.
Rezeptur-Beispiel (optimiert)
Betamethason-17-valerat: 0,24 Citronensäure-Lsg. 0,5%: 5,00 Natriumcitrat-Lsg. 0,5%: 5,00 Basiscreme DAC ad 200,00
Literaturtipp: Rezepturen – Probleme erkennen, lösen, vermeiden
Zur Vertiefung des Themas Rezepturprobleme in der Apothekenpraxis wird auf das im Deutschen Apotheker Verlag erschienene Buch "Rezepturen – Probleme erkennen, lösen, vermeiden" von Dr. G. Wolf, Prof. Dr. R. Süverkrüp, Hrsg. Dr. G. Keller verwiesen. Es enthält zahlreiche in der Praxis aufgetretene Rezepturprobleme und deren Lösungen. Ein klarer didaktischer Aufbau erlaubt eine sehr schnelle Orientierung in der Praxis.
Rezepturen – Probleme erkennen, lösen, vemeiden. Von Gerd Wolf und Richard Süverkrüp. Hrsg. Von G. Keller. 192 Seiten; Materialien für die Weiterbildung. ISBN 3769229886, Preis 45 Euro.
Zu beziehen über den Deutschen Apotheker Verlag Stuttgart, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart, Tel. (07 11) 25 82-3 50, Fax (07 11) 25 82-2 90, E-Mail Service@Deutscher-Apotheker-Verlag.de, www.Deutscher-Apotheker-Verlag.de
1 Kommentar
Betamethason 17 valerat
von Maria am 14.06.2019 um 14:23 Uhr
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