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- DAZ 17/2004
- Gesichtsneurodermitis
Praxis aktuell
Gesichtsneurodermitis
Fallbeschreibung
Frau K. M. leidet seit ihrem 6. Lebensmonat an einer Neurodermitis. In den frühen Kindertagen waren die ekzematösen Hautveränderungen immer sehr ausgeprägt, mit Rötung, Papeln, Bläschen, nässender Haut, schweren Juckreizkrisen, mehr oder minder am gesamten Körper. Im Laufe der Jahre stabilisierten sich die Verhältnisse und es kam immer mehr zu einem überwiegenden bis ausschließlichen Befall des Gesichtes mit trockener, schuppiger Haut, im Sinne eines chronischen Ekzems.
Im Allgemeinen kommt Frau M. ganz gut zurecht mit regelmäßiger Pflege mit harnstoffhaltigen Externa und gelegentlich topischen Corticoiden. Ein- bis zweimal pro Jahr kommt ein typischer Schub zustande, mit Rötung, Papeln und Exkoriationen, verbunden mit heftigem Juckreiz.
Der letzte Schub hat vor ziemlich genau vier Wochen begonnen, weswegen sie als Externa Hydrocortisonbutyrat im Wechsel mit 5% Urea in DAC-Basiscreme anwendet, gleichzeitig oral Antihistaminika. In den ersten zwei Wochen dieser Therapie kam es zwar nur langsam, aber doch stetig zu einer Verbesserung der Situation.
Das Ekzem bildete sich deutlich zurück und der Juckreiz wurde immer erträglicher. Seit 10 Tagen sieht die Patientin jedoch eine wieder zunehmende Verschlechterung, weswegen sie an eine verstärkte Exposition mit für sie relevanten Allergenen dachte. Da sie aber keinerlei Änderung ihrer Lebensgewohnheiten vorgenommen hatte, konnte dies nicht die Ursache sein.
Das Gesichtsekzem nahm trotz sorgfältiger Beachtung ihrer Diät weiter zu, insbesondere juckte die Haut des Gesichtes jetzt wieder so stark wie in den Kindertagen, was prompt zu einer starken Minderung der Schlafqualität führte. Heute ist ihr Gesicht rot, geschwollen und mit vielen Exkoriationen versehen. Frau M. geht in die Apotheke, sucht dort Rat und bittet um Hilfe. Was könnte die Ursache für den erneuten Schub im Schub sein, was raten Sie der Patientin?
Kommentar
Wenn es unter einer laufenden, durchaus optimalen antientzündlichen lokalen Therapie mit Corticoiden zu einer Verschlechterung der Ekzemsituation kommt, sollte nach Triggerfaktoren gefahndet werden. Wurden keine Diätfehler gemacht (bei nachgewiesener Nahrungsmittelallergie des Neurodermitikers) und kommen weitere Expositionsfaktoren wie intensiver Kontakt zu Hausstaub, Birkenpollen o. ä. nicht in Frage, muss unbedingt an eine Kontaktallergie gedacht werden, und zwar insbesondere an eine solche gegen topische Corticoide.
Im Allgemeinen werden topische Corticoide (TCC) problemlos vertragen und es kommt nur selten zu einer allergischen Kontaktdermatitis, aber gerade Hydrocortisonbutyrat ist ein topisches Corticoid, das deutlich eher als andere zu einer Sensibilisierung führt.
Da TCC die allergische Reaktion der Haut unterdrücken – dazu werden sie schließlich eingesetzt –, wird das Kontaktekzem auf TCC nicht sofort klinisch sichtbar, aber nach einigen Tagen wird wegen der täglich erneuten Exposition mit dem inkriminierten TCC die Allergie "durchschlagen", erkennbar an der Verschlechterung des Ekzems trotz TCC-Gabe.
Der Rat an die Patientin sollte somit lauten, den Arzt aufzusuchen: Sie sollte mit ihm besprechen, die hydrocortisonbutyrathaltige Salbe abzusetzen und gegen eine andere auszutauschen. Der Beweis der stattgehabten Sensibilisierung muss erbracht werden, indem beim Hautarzt ein Epikutantest durchgeführt wird. Sodann erhält die Patientin einen Allergieausweis, den sie unaufgefordert bei jedem Arzt- und Apothekenbesuch vorlegen sollte.
Literaturtipp
Erkrankungen der Haut Umfangreiche Materialien für die Weiterbildung. Von Roland Niedner. 109 Seiten, 29 Abb. 14 Tab., Preis: 58 Euro. Zu beziehen über den Deutschen Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart, Tel. (07 11) 25 82-3 50, Fax (07 11) 25 82-2 90, E-Mail: Service@ Deutscher-Apotheker-Verlag.de, www.Deutscher-Apotheker- Verlag.de
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