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- DAZ 18/2004
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Ernährung aktuell
Low-Carb-Diäten: Fett erlaubt, Kohlenhydrate verboten
Der Ursprung der Low-Carb-Bewegung liegt in der 1972 von dem Kardiologen Robert Atkins entwickelten Atkins-Diät. Im Rahmen dieser nach wie vor populären Diät ist der Eiweiß- und Fettverzehr uneingeschränkt erlaubt, kohlenhydratreiche Lebensmittel sollten dagegen gemieden werden.
Nicht nur Süßigkeiten und Kuchen, sondern auch Brot, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Obst und Gemüse fehlen bei der Atkins-Diät fast völlig. Einzig erlaubt sind Blattsalate. Weil es bei dieser einseitigen Ernährung zu Vitamin- und Mineralstoffdefiziten kommt, werden Nährstoffpräparate empfohlen.
Auch wenn es seltsam klingt, die Atkins-Diät führt trotz der vergleichsweise hohen Fettzufuhr bei den meisten Anwendern tatsächlich zu einem Gewichtsverlust. Wie kommt das? Der Organismus ist auf Glucose zwingend angewiesen. Erhält er über die Nahrung keinen Nachschub mehr, greift er zunächst auf seine Glykogenspeicher zurück und entleert sie.
Dadurch verliert er Wasser, was sich in der Anfangsphase der Diät als rascher Gewichtsverlust bemerkbar macht. Anschließend geht der Organismus dazu über, Glucose aus Fettsäuren zu bilden und baut vermehrt Fett ab. Es entsteht eine ketogene Stoffwechsellage, in deren Folge eine erhöhte Konzentration an Ketonkörpern im Blut zirkulieren. Diese haben einen appetitzügelnden Effekt, was die Diät unterstützt.
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist die Atkins-Diät allerdings bedenklich. So wirkt die ketogene Stoffwechsellage nicht nur appetitzügelnd, sondern belastet auch die Nieren und leistet der Entstehung von Gicht Vorschub. Die übermäßige Fettzufuhr kann zudem die Blutfettwerte in die Höhe treiben und damit langfristig zu Herz-Kreislauf-Beschwerden führen.
Abgesehen davon haben verschiedene Studien ergeben, dass nicht der Verzicht von Kohlenhydraten den Abnehmeffekt auslöst, sondern die Tatsache, dass die Atkins-Diät insgesamt hypokalorisch ist.
South-Beach-Diät: die gemäßigte Variante
Auf Atkins basierend macht in den USA derzeit die so genannte South-Beach-Diät Schlagzeilen, die ebenfalls nach dem Low-Carb-Prinzip funktioniert. Entwickelt wurde sie von dem Kardiologen Arthur Agatston. Im Gegensatz zu Atkins unterscheidet Agatston zwischen guten und schlechten Fetten. Während pflanzliche Öle, vor allem Olivenöl und Nüsse erlaubt sind, sind tierische Fette bei der South-Beach-Diät mit Ausnahme von Fischöl bzw. Fischfett verboten.
Weiterer Unterschied zu Atkins: Nicht alle Kohlenhydrate sollen gemieden werden, sondern nur Produkte aus weißem Auszugsmehl wie Brot und Nudeln, daneben Kartoffeln oder zuckerhaltige Lebensmittel. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sind dagegen – abgesehen von einer Anfangsphase der Diät – erlaubt.
Agatston entwickelte die South-Beach-Diät ursprünglich nicht in erster Linie zur Gewichtsabnahme, sondern zur Verbesserung der Blutwerte seiner unter Koronarerkrankungen leidenden Patienten. Als diese jedoch merkten, dass sie als "Nebenprodukt" verhältnismäßig schnell Gewicht verloren, gaben sie die Diätformel an Freunde weiter. Dann bekamen die Medien davon Wind und aus dem Geheimtipp wurde ein Diätbuch, das sich mittlerweile zu einem Bestseller entwickelt hat.
Die Vorteile der Diät:
- Sie enthält viel pflanzliche, aber wenig tierische Fette.
- Sie macht aufgrund des Fettanteils satt und ist schmackhaft, da Fett als Geschmacksträger dient.
- Sie enthält viel Gemüse und damit Vitamine und Ballaststoffe.
- Sie propagiert Fisch und damit die Zufuhr von Jod und Omega-3-Fettsäuren. Nachteile:
- Nährstoffreiche und lange sättigende Lebensmittel wie Kartoffeln oder Reis werden gemieden.
- In der ersten Phase der Diät soll Obst ausgeschlossen werden. Damit fällt eine wichtige Vitamin- und Ballaststoffquelle weg.
- Wenn Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte weggelassen werden, z. B. in Phase 1 der Diät, fehlen die wichtigen Ballaststoffe.
- Fett enthält von allen Nährstoffen am meisten Kalorien. Es darf also insgesamt eher weniger gegessen werden.
Im Gegensatz zur Atkins-Diät ist gegen die South-Beach-Diät aus ernährungswissenschaftlicher Sicht prinzipiell nichts einzuwenden. Solange sie in abgeschwächter Form durchgeführt wird, also ohne die Einstiegsphase mit ihrem strengen Kohlenhydratverzicht, ist sie gesundheitlich unbedenklich.
Dennoch: Die beste Diät ist nach wie vor eine kalorienreduzierte abwechslungsreiche und ausgewogene Mischkost kombiniert mit viel Bewegung.
Quellen:
www.aid.de, www.dge.de, www.low-carb-shop.de, www.womans-web.de, www.waswiressen.de
Low-Carb-Produkte im Supermarktregal
Der Erfolg der South-Beach-Diät, der nicht zuletzt dank einer Reihe prominenter Diätler entstand, hat in den USA zu einer neuen Entwicklung in der Lebensmittelindustrie geführt. Neben der Vielzahl von Low-Fat-Produkten füllen jetzt auch Low-Carb-Lebensmittel die Supermarktregale. Von Low-Carb-Nudeln und -Pizza über Low-Carb-Süßigkeiten und -Eiskrem bis hin zu Low-Carb-Pommes und Low-Carb-Bier gibt es nichts, was es nicht gibt.
Auch fast alle Fast-Food-Ketten wie McDonalds, Burger King oder Wendys haben ihr Angebot auf die Low-Carb-Welle der Amerikaner eingestellt. Statt fetter Hamburger mit Pommes gibt es Salate mit gegrillter Hühnerbrust. Und wer nicht auf seinen Big Mac verzichten will, bekommt ihn auf Wunsch auch ohne Brötchen. Auch die meisten Restaurants haben inzwischen spezielle Low-Carb-Gerichte auf ihren Speisekarten.
In Deutschland ist dieser Trend noch nicht soweit fortgeschritten. Erste Anzeichen gibt es jedoch bereits. So findet man im Internet eine Reihe deutschsprachiger Angebote, über die Low-Carb-Lebensmittel vertrieben werden.
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