Praxis aktuell

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

In der neuen Folge unserer DAZ-Rubrik "Praxis aktuell", in der wir Fragen aus dem Apothekenalltag vorstellen und Lösungsvorschläge aufzeigen, geht es um Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Nachfolgend drei Kasuistiken und die Antworten dazu. Hätten Sie's gewusst?

Rheumatoide Arthritis

Fallbeschreibung und Frage 1: Das "Krebsmittel" Methotrexat stellt eine Basistherapie bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis dar. Mit welchen Argumenten könnten Sie einen skeptischen bzw. ängstlichen Patienten von der Therapie mit diesem Medikament überzeugen, welche Hinweise können Sie ihm Therapie begleitend auf den Weg geben?

Antwort: Im Vergleich zur Tumortherapie reichen zur Rheumatherapie weit geringere Dosen aus. Auch andere krankeitsmodifizierende Medikamente mit ähnlichem Einsatzspektrum sind nicht frei von Nebenwirkungen. Die Wirkung von Methotrexat setzt dagegen relativ schnell ein und ermöglicht oft die Einsparung von Glucocorticoiden. Bei Einhaltung der Kontrolluntersuchungen ist die Methotrexat-Therapie bei Rheuma sehr sicher und die Therapiemöglichkeit der 1. Wahl.

Für den Patienten sind Hinweise über eine sichere Kontrazeption (auch für Männer) wichtig sowie die Vermeidung von Alkoholgenuss (Leberschädigung). Als weiterer Beratungspunkt sollte erwähnt werden, dass keine NSAIDs am Methotrexat-Tag (Ausscheidungsverzögerung von Methotrexat) genommen werden.

Osteoarthrose

Fallbeschreibung und Frage 2: Die Osteoarthrose wird als "altersbedingte Abnutzungserkrankung" gesehen. Entsprechend sieht der Patient die therapeutischen Möglichkeiten als gering an. Trotzdem existieren außerhalb der medikamentösen "symptomatischen" Therapie nicht-medikamentöse Möglichkeiten, aus denen ein individueller Beratungsleitfaden zusammengestellt werden kann. Welche dieser Maßnahmen und Empfehlungen können Sie spontan nennen?

Antwort: Die wichtigste und übergreifende Maßnahme für Osteoarthrosepatienten lautet "Bewegung ohne Belastung". Als Beratungsleitfaden können die folgenden 10 Goldenen Regeln für Arthrosepatienten dienen, die individuell nach der persönlichen Beratungspriorität verwendet werden können:

1. Geduld und Durchhaltevermögen bei der Therapie. 2. Morgendliche Gymnastik bringt Gelenke und Kreislauf in Schwung. 3. Richtiges Duschen aktiviert im Anschluss Herz und Kreislauf. 4. Aufrechte Haltung der Wirbelsäule beim Gehen, Stehen und Sitzen – nachts ist die richtige Matratze äußerst wichtig. 5. Heben und Tragen von schweren Lasten vermeiden. 6. Vermeidung von häufigem Treppensteigen und Gehen auf harten Böden. 7. Bewegungssport an frischer Luft oder im Wasser. 8. Fachkundige Beratung durch den Arzt. 9. Medikamenteneinnahme auf und nach Anweisung des Arztes. 10. Bewahren des Glaubens an eine Besserung auch im Falle eines Rückschlages.

Nicht-medikamentöse Therapie bei rheumatischen Erkrankungen

Fallbeschreibung und Frage 3: Rheumatische Erkrankungen haben keine ernährungsbedingten Ursachen. Folglich lassen sich rheumatische Beschwerden durch Ernährungsmaßnahmen nicht heilen. Jedoch bringt eine bewusstere Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen Verbesserungen bei der Gelenkentlastung, der Osteoporose-Prophylaxe und der Entzündungshemmung. Welche Ernährungsempfehlungen geben Sie Rheumapatienten?

Antwort: Mögliche Ernährungsempfehlungen für Rheumapatienten lauten:

  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht.
  • Kurzfristiges Fasten bringt vor allem bei rheumatoider Arthritis erstaunliche Erfolge, möglicherweise über eine Erhöhung der körpereigenen Cortisonspiegel und eine Senkung der Eicosanoidbiosynthese aus Arachidonsäure.
  • Eine fettoptimierte, überwiegend lacto-vegetabile Kost verhindert die übermäßige Aufnahme von Arachidonsäure, die vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Zwei Fleischmahlzeiten pro Woche sind jedoch sinnvoll, außerdem sollen wöchentlich zwei Seefischmahlzeiten (Aal, Hering, Lachs, Makrele, Thunfisch) eingeplant werden (Alternative: Fischölhochkonzentrate). Anstelle gesättigter Fette sollten hochwertige Pflanzenöle verwendet werden (Olivenöl, Rapsöl).
  • Es ist auf ausreichende Calciumzufuhr zu achten (1g pro Tag).
  • Die Nahrung sollte reich an Vitamin E, Vitamin C und Selen sein.
  • Alkohol ist zu meiden.
  • Wichtig sind viel Bewegung und ausreichende Lichtexposition.

Literaturtipp

Zur Vertiefung des Themas "Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises" in der Apothekenpraxis wird auf den im Deutschen Apotheker Verlag erschienenen gleichnamigen Buchtitel von Dr. C. Reiber und Dr. C. Weimar, Hrsg. Dr. G. Keller verwiesen (ISBN 3769228103).

Zu beziehen über den Deutschen Apotheker Verlag, Postfach 10 10 61, 70009 Stuttgart, Tel. (07 11) 25 82-3 50, Fax (07 11) 25 82-2 90, E-Mail: Service@Deutscher-Apotheker-Verlag.de, www.Deutscher-Apotheker-Verlag.de

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