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Arzneimittel und Therapie
Zulassungserweiterung: Etanercept jetzt auch bei Morbus Bechterew
Bei Morbus Bechterew (anklosierende Spondylitis, Spondylitis ankylosans) handelt es sich um eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung, die vor allem das Achsenskelett betrifft. Die Symptome beginnen fast immer im Bereich der Sakroiliakalgelenke, gelenkähnlichen Verbindungen zwischen Kreuzbein und Beckenknochen. Später geht die Erkrankung auf die Wirbelsäule über, aber auch andere Teile des Skeletts wie z. B. periphere Gelenke und Sehnenansätze können betroffen sein (siehe Kasten). Die Erkrankung beginnt gewöhnlich im dritten Lebensjahrzehnt, kann aber auch schon sehr früh (bei Kindern über 12 Jahren) oder sehr spät (bei Patienten über 50 Jahren) auftreten. Das Mann-Frau-Verhältnis beträgt etwa 2 bis 3:1.
Erhebliche Diagnoseverzögerung beklagt
Fachleute beklagen derzeit, dass Morbus Bechterew viel zu spät erkannt wird. Die Diagnoseverzögerung liegt bei Männern bei etwa fünf, bei Frauen sogar bei etwa acht Jahren. Dies liegt vermutlich daran, dass Rückenschmerzen sehr häufig sind und Kenntnisse über die Natur des entzündlichen Rückenschmerzes bei Nicht-Rheumatologen zu wenig verbreitet sind.
Die bisherige Therapie der Morbus Bechterew umfasste – ähnlich wie bei der rheumatoiden Arthritis – physikalische Maßnahmen zur Erhaltung der Beweglichkeit und medikamentöse Therapieansätze mit Basistherapeutika (z. B. Gold, Methotrexat, Sulfasalazin), NSAR (z. B. Diclofenac, Indometacin), COX-2-Hemmern (Celecoxib, Rofecoxib) und Glucocorticoiden, mit denen aber die Erkrankung nicht immer ausreichend kontrolliert werden kann.
Etanercept verbessert Symptome erheblich
Etanercept ist ein dimeres Fusionsprotein aus zwei rekombinanten, löslichen TNF-alpha-Rezeptor(p75)-Molekülen und dem Fc-Teil von humanem IgG1. Es bindet spezifisch an TNF-alpha und verhindert dadurch dessen Bindung an seine membranständigen Rezeptoren. Wie schon für Infliximab konnte nun auch für Etanercept in großen plazebokontrollierten multizentrischen Studien gezeigt werden, dass durch die Blockade dieses wichtigen proiflammatorischen Entzündungsmediators die Erkrankung wirksam kontrolliert werden kann.
In Phase-III-Studien zeigten sich die Vorteile einer Therapie mit Etanercept vor allem in hohen Ansprechraten, einer Verbesserung der Beweglichkeit sowie einer Reduktion der Entzündungsparameter. In einer randomisierten, plazebokontrollierten doppelblinden Studie mit Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Morbus Bechterew wurde entweder mit 25 mg subkutanem Etanercept (n = 138) oder Plazebo (n = 139) behandelt.
Nach 12 Wochen wurde der ASAS20 (Assessment in Ankylosing Spondylitis 20% response), der als Maß für das Ansprechen auf die Therapie gilt, unter Etanercept von 59 Prozent, unter Plazebo nur von 28 Prozent der Patienten erreicht (p < 0,0001), nach 24 Wochen lag das Verhältnis bei 57 Prozent unter Etanercept zu 22 Prozent unter Plazebo (p < 0,0001). Während sich in diesem Zeitraum unter Plazebo die Entzündungsparameter nicht verbesserten bzw. sogar teilweise verschlechterten, lag die mittlere Reduktion der Entzündungsparameter unter Etanercept zwischen 60 und 73 Prozent (p < 0,0001).
Erste offene Studien haben außerdem gezeigt, dass Etanercept auch eine Wirksamkeit bei Patienten mit undifferenzierten Frühformen der Erkrankung besitzt. Darus ergibt sich die Hoffnung, dass bei diesen Patienten der Übergang in das Vollbild einer ankylosierenden Spondylitis verhindert werden kann.
Häufigste Symptome bei Morbus Bechterew
- Schmerzen im unteren Teil des Rückens und im Gesäß
- initial akute periphere Arthritis der unteren Extremitäten, z. T. mit Gelenkerguss
- typische gebeugte Haltung des Oberkörpers, bedingt durch eine fortschreitende Versteifung der Wirbelsäule
- Sehnenschmerzen (Enthesis), z. B. in den Ansätzen der Achillessehne und der Plantarfaszie
- Schmerzen in anderen Gelenken (z. B. Knie-, Schulter-, Ellenbogengelenk)
- Morgensteifigkeit
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