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Prisma
Gliazellen: Auch "Nervenkitt" kommuniziert
Beim Menschen sind Gliazellen gegenüber den Neuronen weit in der Überzahl: Fast 90% aller Gehirnzellen zählen zu einem der drei Glia-Typen (Astrozyten, Oligodendrozyten, Mikrogliazellen). Dennoch sahen Hirnforscher die Gliazellen lange Zeit lediglich als "Ammen" an, die die eigentlichen Leistungsträger bei der Informationsverarbeitung, die Neuronen, stützen und ernähren.
Wissenschaftler um Prof. Dr. Christian Steinhäuser konnten nun jedoch nachweisen, dass mehr in den Gliazellen steckt als angenommen: "Wir haben in Astrozyten bestimmte Transportproteine gefunden, die man zuvor nur aus Nervenzellen kannte", erklärt Steinhäuser. In Neuronen befüllen diese Transportproteine Vesikel mit dem Botenstoff Glutamat. "Derartige Glutamat-Vesikel gibt es auch in Astrozyten. Die entsprechenden Transportproteine sitzen in der Membran der Vesikel", so Steinhäuser. In Zellkulturen wiesen die Forscher nach, dass die Vesikel nicht nur vorhanden sind, sondern auch funktionieren.
Die untersuchten Astrozyten stammten aus dem Hippokampus, der bei Lern- und Gedächtnisprozessen eine wichtige Rolle spielt. Hippokampus-Astrozyten verfügen über eine riesige Zahl an Fortsätzen; ein einziger Astrozyt dieser Region kann durch den Ausstoß von Glutamat theoretisch bis zu 140 000 Synapsen beeinflussen. "Das astrogliale Glutamat-Signal könnte dazu dienen, eine große Zahl von Neuronen zu modulieren", erklärt Steinhäuser. Sollte diese Vorstellung stimmen, wären die Gliazellen unversehens zu wichtigen Funktionsträgern im Hirn aufgerückt. ral
Quelle: Nature Neuroscience 7 (6), 613 – 620 (2004)
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