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Arzneimittel und Therapie
Morbus Crohn: Beschleunigte Neubildung von neutrophilen Zellen
Die vorgestellten Ergebnisse stammen aus der Nachbeobachtungsphase einer Phase-II-Studie mit Sargramostim (granulocyte-macrophage colony stimulating factor, GM-CSF). In dieser multizentrischen, randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studie wurden 124 Patienten im Verhältnis 2 : 1 entweder einer täglichen Behandlung mit Sargramostim oder mit Plazebo über einen Zeitraum von acht Wochen zugeteilt. Die Auswertung erfolgte nach Beendigung der Behandlung sowie 30 Tage danach.
Zeigten Patienten am Behandlungsende ein Ansprechen auf die Therapie, wurden sie bis zu sechs Monate lang nachbeobachtet. Die Follow-up-Daten zeigten, dass das klinische Ansprechen und die Remission sowie die verbesserte Lebensqualität im Vergleich zu Plazebo auch nach Absetzen des Medikaments erhalten blieben. Insbesondere hielt bei fast der Hälfte der Patienten das klinische Ansprechen bzw. das Verschwinden der Krankheitssymptome im Mittel für acht bis zehn Wochen an. Bei etwa 15 Prozent der Patienten hielt das Ansprechen auf die Therapie für mindestens sechs Monate an. Außerdem erfolgte nach Beendigung der Therapie kein erneutes Aufflammen der Erkrankung.
Bisheriger Therapieansatz: Immunsupprimierung
Morbus Crohn ist eine schwere entzündliche Erkrankung des Magen-Darmtrakts mit chronischem Verlauf. Die Entzündung des Dünndarms tritt normalerweise im unteren Teil, im Ileum auf. Doch auch jeder andere Teil des Verdauungstrakts kann befallen werden. Bisher wird davon ausgegangen, dass eine überschießende Immunreaktion – möglicherweise auf körpereigene Bakterien – in der Krankheitsentstehung und -entwicklung eine entscheidende Rolle spielt.
Ein Zusammenspiel umweltbezogener und genetischer Einflüsse scheint die Ursache zu sein, die zu einer Schwächung der Infektionsabwehr führen. Eine Heilung von Morbus Crohn ist zur Zeit nicht möglich, Art und Umfang der Therapie richten sich nach dem Krankheitsstadium und dem individuellen Krankheitsverlauf. Bei einem akuten, leicht bis mäßig ausgeprägten Schub werden vorwiegend 5-Aminosalicylsäure-Präparate eingesetzt, die in rund 80% aller Fälle wirksam sind. Eine etwas höhere Erfolgsrate zeigen Steroide. Die Kombination von 5-Aminosalicylaten mit Steroiden zeigt die besten Ergebnisse. Ein Auftreten von Rezidiven kann jedoch oft nicht verhindert werden.
Neuer Therapieansatz: Immunstimulierung
Es gibt aber auch alternative Überlegungen, die zumindest für einige Fälle von Morbus Crohn eine Immunschwäche oder einen Immundefekt der Darmschleimhaut als Ursache vermuten: Bei mehreren genetisch bedingten Erkrankungen mit gestörtem Immunsystem traten Symptome im Verdauungstrakt ähnlich denen eines Morbus Crohn auf. Auch bei durch Chemotherapie immunsupprimierten Patienten wurden auffallend häufig Morbus-Crohn-ähnliche Darmerkrankungen beobachtet.
Patienten mit solchen Immunsystem-Erkrankungen werden oft mit Immunstimulanzien behandelt: nach dem Einsatz eines natürlich vorkommenden Wachstumsfaktors (granulocyte-macrophage colony stimulating factor, GM-CSF), der die Bildung von Zellen des angeborenen Immunsystems stimuliert, traten diese Darmerkrankungen plötzlich nicht mehr auf. Der gentechnisch hergestellte Granulozyten- und Makrophagen-Kolonie-stimulierende Faktor Sargramostim ist solch ein Wachstumsfaktorprotein, das die Anzahl und Aktivität von neutrophilen Zellen, Monozyten und Makrophagen sowie bestimmten Formen dendritischer Retikulumzellen steigert.
Ziel einer Behandlung mit Sargramostim ist eine beschleunigte Neubildung von neutrophilen Zellen, um die Häufigkeit von schweren und lebensbedrohlichen Infektionen zu verringern. Morbus-Crohn-Patienten zeigten einen signifikanten Rückgang der Krankheitssymptome während einer achtwöchigen Therapie mit Sargramostim, bei einigen Patienten traten leichte bis gemäßigte Nebenwirkungen auf: Knochenschmerzen, leichte Temperaturerhöhungen für einen kurzen Zeitraum nach der Injektion sowie Schwellungen, Rötungen und Beschwerden im Bereich der Injektionsstelle wurden beobachtet. ck
Neue Follow-up-Daten einer Phase-II-Studie mit Sargramostim (Leukine) zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Verlaufsform des Morbus Crohn zeigen, dass das klinische Ansprechen und die Remission sowie die verbesserte Lebensqualität im Vergleich zu Plazebo auch nach Absetzen erhalten bleiben, so die Schering AG. Der Wachstumsfaktor stimuliert das Immunsystem: Anzahl und Aktivität von neutrophilen Zellen, Monozyten und Makrophagen wird gesteigert.
Beschleunigte Neubildung von neutrophilen Zellen
Sargramostim (Leukine®, granulocyte-macrophage colony stimulating factor, GM-CSF) ist ein hämatopoetischer Wachstumsfaktor, der neutrophile Zellen, Monozyten und Makrophagen sowie dendritische Zellen stimuliert. Der Kolonie-stimulierende Faktor wurde 1991 in den USA für die Behandlung von älteren Erwachsenen mit akuter myeloischer Leukämie (AML) nach induzierender Chemotherapie zugelassen.
Ziel dieser Behandlung ist eine Verkürzung der Zeit bis zur Neubildung der neutrophilen Zellen, um so die Häufigkeit von schweren und lebensbedrohlichen Infektionen zu verringern. Sargramostim hat inzwischen in den USA die Zulassung für vier weitere Indikationen erhalten: zur Neubildung von Knochenmark nach allogener und autologer Knochenmarkstransplantation, für die Mobilisierung peripherer Blutstammzellen (PBSC) und für die nachfolgende Knochenmarksneubildung bei PBSC-Transplantationspatienten sowie zur Verbesserung der Annahme des Transplantats bei Knochenmarkstransplantationen. Zulassungsanträge für Sargramostim in der Behandlung des Morbus Crohn sollen bei der europäischen und US-amerikanischen Zulassungsbehörde im 4. Quartal 2006 gestellt werden, so die Schering AG.
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