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- DAZ 27/2004
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Arzneimittel und Therapie
Depression und Angststörungen: Escitalopram bei sozialer Phobie
Der selektive Serotonin(5-HT)-Wiederaufnahmehemmer Escitalopram hat sich nicht nur bei der Behandlung von Depressionen und Panikstörungen bewährt. In plazebokontrollierten doppelblinden Akutstudien über 12 Wochen bei 353 Patienten zeigte Escitalopram eine gute Wirkung bei der sozialen Phobie: Gegenüber Plazebo war Escitalopram in den Studien signifikant überlegen. Verglichen wurde nach der LSAS-Skala und nach den LSAS-Vermeidungs- und Angst/Furcht-Subskalen (Liebowitz Soziale Angst-Skala, eine Skala zur Diagnostik der sozialen Phobie, die den Schweregrad der sozialen Phobie erfasste und nach dem Vermeidungsverhalten fragt).
In einer weiteren plazebokontrollierten Vergleichsstudie mit 825 Patienten wurde Escitalopram mit Paroxetin verglichen. Nach 24 Wochen Prüfzeit mit einer Dosierung von jeweils 20 mg pro Tag zeigte sich eine signifikante Überlegenheit von Escitalopram; auch waren weniger Absetzeffekte zu verzeichnen.
Pharmakodynamik: selektiv und effektiv
Escitalopram besitzt eine rund 167-fach höhere Affinität zum Serotonin-Transporter als R-Citalopram und weist keine oder nur geringfügige Affinität zu einer Reihe von anderen Rezeptoren darunter 5-HT1A-, 5-HT2-, Dopamin D1- und D2-Rezeptoren sowie α1-, α2-, β-Adrenorezeptoren und Histamin H1-, cholinerge Rezeptoren vom Muskarin-Typ, Benzodiazepin- und Opioidrezeptoren. Die übliche Dosis beträgt 10 mg einmal täglich. Zur Besserung der Symptome ist in der Regel eine Behandlungsdauer von zwei bis vier Wochen erforderlich.
Je nach individuellem Ansprechen des Patienten kann die Dosis anschließend auf 5 mg reduziert oder bis auf maximal 20 mg täglich erhöht werden. Das die soziale Angststörung eine Erkrankung mit chronischem Verlauf ist, wird zur Sicherung des Therapieerfolgs eine 12-wöchige Behandlung empfohlen. Langzeitstudien belegen, dass es unter Escitalopram zu einer langanhaltenden Rezidivprophylaxe kommt. In einer Studie mit 590 ambulant behandelten depressiven Patienten über ein Jahr betrug die Remissionsrate 86 Prozent. Der Behandlungserfolg sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Soziale Phobien oft nicht erkannt
Charakteristisch für Sozialphobiker ist eine massive, irrationale Angst vor dem Kontakt zu Menschen beziehungsweise vor Situationen, in denen sie prüfend beobachtet, kritisch bewertet und negativ beurteilt werden könnten. Soziale Phobien werden häufig nicht erkannt oder nur zufällig diagnostiziert. Der Patient versteckt seine Ängste gern hinter somatischen Beschwerden und geht zum Arzt mit Symptomen wie beispielsweise Schwindel, Oberbauchbeschwerden, Kopfschmerzen oder Kreislaufstörungen.
Er hat fast immer Angst, vom Arzt nicht ernst genommen zu werden. In gewissen Stress-Situationen mit der Umwelt greifen die Betroffenen häufig zu Alkohol und Tabletten. Dies kann schlimme Folgen im beruflichen Umfeld haben. Seit einigen Jahren wird die soziale Phobie als Krankheit anerkannt und auch behandelt. Zur optimalen Therapie wird eine Kombination von medikamentöser Behandlung und Psychotherapie vorgeschlagen.
Soziale Angststörung
Soziale Angststörung ist eine eindeutig definierte diagnostische Bezeichnung für ein spezifisches Krankheitsbild, das nicht mit übermäßiger Schüchternheit verwechselt werden darf. Die medikamentöse Behandlung ist nur angezeigt, wenn die Erkrankung berufliche und soziale Aktivitäten deutlich beeinträchtigt.
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