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- DAZ 28/2004
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Arzneimittel und Therapie
Monoklonaler Antikörper: Cetuximab gegen Darmkrebs zugelassen
Cetuximab wird in allen 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in Island und Norwegen erhältlich sein. Die Markteinführung in den einzelnen Ländern ist von den jeweiligen lokalen rechtlichen Bestimmungen abhängig.
Ausbreitung von Tumorzellen verhindert
Cetuximab ist ein chimärer monoklonaler IgG1-Antikörper, der gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) gerichtet ist. EGFR-Signalwege sind an der Steuerung der Überlebensfähigkeit von Zellen, des Ablaufs des Zellzyklus, der Angiogenese, Zellmigration sowie der zellulären Invasion bzw. Metastasierung beteiligt. Cetuximab bindet an den EGFR mit einer ungefähr 5- bis 10fach höheren Affinität als endogene Liganden: Cetuximab blockiert die Bindung endogener EGFR-Liganden und hemmt dadurch die Funktion des Rezeptors. Es induziert die Internalisierung des EGFR und kann somit zu dessen Downregulierung führen.
Außerdem kann Cetuximab gezielt zytotoxische Effektorzellen des Immunsystems auf die EGFR-exprimierenden Tumorzellen lenken und auf diese Weise die Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität vermitteln. Sowohl in vitro als auch in vivo hemmt Cetuximab die Proliferation und induziert die Apoptose EGFR-exprimierender humaner Tumorzellen. Cetuximab hemmt die Exprimierung von Angiogenesefaktoren durch Tumorzellen und blockiert die endotheliale Zellmigration, es reduziert die Neuvaskularisierung und Metastasierung von Tumoren.
Häufig Hautreaktionen
Die Verwendung von Cetuximab wird durch klinische Daten gestützt, die eine Wirksamkeit in Kombination mit Chemotherapie gegen EGFR-positive Kolorektalkarzinome zeigen. Die Zulassung für die Indikation Darmkrebs basiert im wesentlichen auf den Daten der BOND-Studie, die für eine Kombination von Cetuximab und Irinotecan bei mehr als der Hälfte der Patienten einen klinischen Nutzen gezeigt hat. Die Kombinationstherapie verkleinerte die Tumoren bei 23 Prozent der Patienten um mehr als die Hälfte; bei weiteren 33 Prozent der Patienten kam das Tumorwachstum zum Stillstand.
Cetuximab wird in Kombination mit Chemotherapie gut vertragen und verstärkt nicht die Nebenwirkungen, die gewöhnlich beim Einsatz von Irinotecan beobachtet werden. Die am häufigsten anzutreffende Nebenwirkung ist eine akneähnliche Hautreaktion, von der mehr als die Hälfte aller Patienten betroffen ist. In seltenen Fällen macht diese Nebenwirkung eine Absenkung der Dosis oder Beendigung der Therapie erforderlich. Nach Abschluss der Behandlung geht diese Nebenwirkung meist spontan zurück. Sie kann auch als Indikator für ein positives Ansprechen auf die Therapie gelten. Bei etwa fünf Prozent der Patienten werden allergische Reaktionen beobachtet, die Hälfte davon mit hohem Schweregrad.
Einsatz auch bei Kopf-Hals-Tumoren
Über die Indikation Kolonkarzinom hinaus wird Cetuximab auch gegen weitere Tumorarten untersucht: in Kombination mit einer Standard-Chemotherapie als First-line-Behandlung von fortgeschrittenem, nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (non-small-cell lung cancer, NSCLC) sowie als Monotherapie zur Behandlung von Patienten mit rezidivierendem oder metastasierendem NSCLC im Spätstadium, bei denen andere Therapien nicht mehr wirken.
Als Infusion verabreicht wird der monoklonale IgG1-Antikörper derzeit an Patienten mit fortgeschrittenem Plattenepithelkarzinom des Kopfes und Halses (SCCHN, squamous cell carcinoma of the head and neck) untersucht. Eine Phase-III-Studie ermittelte den Einfluss von Cetuximab-Infusionen zusätzlich zu einer hoch dosierten Strahlentherapie auf die lokoregionale Tumorkontrolle und Gesamtüberlebenszeit bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren: Die zusätzliche Gabe von Cetuximab ist gegenüber der bloßen Bestrahlung in der Lage, die mittlere Überlebenszeit fast zu verdoppeln. ck
Die europäischen Behörden haben die Zulassung für den chimären monoklonalen IgG1-Antikörper Cetuximab (Erbitux) erteilt, wie Merck bekannt gab. Cetuximab ist in Kombination mit Irinotecan (Campto) zur Behandlung von Patienten mit EGFR (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor)-exprimierendem metastasierendem Kolorektalkarzinom zugelassen, wenn eine Chemotherapie mit Irinotecan als Komponente versagt hat
Metastasierender Darmkrebs
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung nach Lungenkrebs bei Männern und Brustkrebs bei Frauen. Allein in Europa werden jährlich rund 260 000 neue Fälle von Darmkrebs diagnostiziert. Dabei befindet sich knapp die Hälfte der Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose bereits im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung.
Beim metastasierenden Darmkrebs verfügen rund 80 Prozent der Tumore über den EGF-Rezeptor auf der Zelloberfläche, der eine entscheidende Rolle bei Wachstum, Ausbreitung und Überleben des Tumors spielt. Das Auftreten von EGF-Rezeptoren auf der Oberfläche solider Tumoren führt gewöhnlich zu einem massiven Voranschreiten der Erkrankung, zunehmend schwächerer Reaktion auf die Standardtherapie und verminderter Lebenserwartung der Patienten.
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