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- DAZ 32/2004
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Arzneimittel und Therapie
Neurodermitis vorbeugen: Was leisten Probiotika und hypoallergene Nahrungsmittel
Die Ursachen atopischer Erkrankungen sind vielfältig und noch nicht endgültig aufgeklärt. Unbestritten ist, dass die genetische Disposition eine große Rolle spielt. Aber auch die Anzahl der durchgemachten Infektionen, der Hygienestatus im Haushalt und Umwelteinflüsse modulieren schon sehr früh das Immunsystem in Richtung Infektabwehr und Immuntoleranz oder in Richtung Allergie.
Präventives Verhalten
Laut epidemiologischer Studien leiden Frühgeborene seltener unter Allergien. Weitere schützende Umstände sind ein früher Kindergarteneintritt, viele Geschwister zu haben und Tierhaltung. Entscheidender Faktor bei der Tierhaltung sind nach den bisher vorliegenden Erkenntnissen die Endotoxine. Diese werden beim Zerfall gramnegativer Bakterien frei, die im Umfeld von Tieren häufig vorkommen, und prägen das Immunsystem in Richtung Immuntoleranz.
Prävention mit hydrolysierter Säuglingsnahrung
Wesentliche Daten zu hydrolysierter Säuglingsnahrung hat die GINI-Studie (German Infant Nutritional Intervention Study) erarbeitet. Werden Kinder ohne erbliche Vorbelastung für eine Atopie mit normaler adaptierter Säuglingsmilch auf Kuhmilchbasis ernährt, entwickeln 14,8% eine atopische Dermatitis. Ein partiell hydrolysiertes Molkenpräparat reduzierte den Prozentsatz auf 9,1%.
Überraschenderweise brachte das extensiv hydrolysierte Molkepräparat mit 13% keine Verbesserung, dafür aber das extensiv hydrolysierte Caseinpräparat mit 7,1%. Bei Kindern mit erblicher Vorbelastung für atopische Dermatitis brachte nur das Caseinpräparat einen Vorteil gegenüber der normalen adaptierten Säuglingsmilch - eine Reduktion von 20% auf 12%. Es muss noch geprüft werden, ob die Kombinationen Hydrolysat/Probiotika, die jetzt auf den Markt kommen, wirklich besser sind als alleinige Hydrolysatnahrung.
Prävention mit Probiotika
Der günstige Effekt von Lactobacillus GG (LGG) bei Enteritis ist durch eine Vielzahl an Studien dokumentiert. Es wird bei dieser Indikation bereits häufig eingesetzt. Auch zur Prävention atopischer Erkrankungen gibt es inzwischen viel versprechende Studien: In Familien mit erhöhtem atopischem Risiko erhielten 159 schwangere Frauen beginnend vier Wochen vor der Geburt täglich zwei Kapseln mit Lactobacillus GG oder Plazebo. Dies wurde in der Stillzeit noch bis sechs Monate nach der Geburt fortgesetzt. Wurde nicht mehr voll gestillt, erhielten die Säuglinge den Kapselinhalt direkt.
Nach zwei Jahren und noch heute, vier Jahre später, sind Kinder der Verum-Gruppe nur etwa halb so oft an atopischer Dermatitis erkrankt wie die der Plazebo-Gruppe. Auch für die Therapie der atopischen Dermatitis im Säuglingsalter mit LGG gibt es inzwischen viel versprechende Ergebnisse: Zumindest für Risikokinder war eine Behandlung vorteilhaft. Mehrere deutsche Arbeitsgruppen planen Studien zu Probiotika (insbesondere Lactobacillus GG) oder führen sie bereits durch.
Im Säuglingsalter ist der Leidensdruck bei atopischen Erkrankungen besonders hoch. Vorbeugende Maßnahmen sind daher bei Ärzten wie Eltern gefragt. Zur Prävention werden auch hypoallergene Nahrung und Probiotika eingesetzt: bei Kindern reduzierte Lactobacillus GG die Häufigkeit einer atopischen Dermatitis.
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