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Arzneimittel und Therapie
Rosazea: Metronidazol-haltige Externa helfen
Die Krankheit Rosazea, auch Kupferrose oder Kupferfinne genannt, gleicht einem Phantom: Sie ist oftmals schwer zu diagnostizieren und tritt in Schüben auf. Neben der Akne ist Rosazea die häufigste Hauterkrankung des Gesichtes. Wegen ähnlicher Symptome wird sie oft auch mit der Akne verwechselt. Allerdings ist die Rosazea in Deutschland als Begriff kaum bekannt. Anders in den USA: Dort gilt sie als weitverbreitetes Phänomen mit vielen prominenten Betroffenen wie dem berühmten Komiker W. C. Fields und dem ehemaligen Präsidenten Bill Clinton.
Epidemiologische Studien zeigten, dass zwischen fünf und sieben Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Erstaunlich: Obwohl doch immerhin ebenfalls fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 80 Jahren erkrankt sind, spricht sich die Existenz dieser Erkrankung hierzulande erst langsam herum. Davon sind die meisten Erkrankten zwischen 30 und 56 Jahre. Nur etwa zehn Prozent aller Patienten fühlen sich krank und suchen den Arzt auf. Dabei leiden meistens Frauen an der Kupferfinne.
Schubweiser Verlauf
Die Kupferrose verläuft in mehreren Stadien: Im ersten ist besonders das mittlere Gesichtsdrittel wie Nase und Wangen betroffen. Die Folge: Deutliche Rötungen und auch Teleangiektasien, die erst für einige Stunden auftreten, später auch tageweise persistieren. Im nächsten Stadium verunstalten zentrofaziale Papeln und Pusteln das Gesicht, die über Wochen bestehen bleiben können. Im weiteren Verlauf der Krankheit nehmen sie noch zu. In Stadium drei werden die knotigen Veränderungen immer großflächiger, sie verlaufen bereits übers ganze Gesicht.
Die Entwicklung gipfelt im Endstadium in einer extremen Vergrößerung der Nase, dem so genannten Rhinophym. Diese Vermehrung des Bindegewebes – umgangsprachlich auch als Knollennase bezeichnet – tritt meist nur bei Männern auf und muss operativ entfernt werden. Hier kommt die Lasertherapie zum Einsatz.
Viele Triggerfaktoren
Die Faktoren, die den Ausbruch der Rosazea verursachen, sind noch nicht zur Gänze geklärt. Jedoch geht man davon aus, dass hauptsächlich das Erbgut des Menschen die Kupferrose begünstigen kann. Außerdem fördern Umwelteinflüsse wie Sonne, Hitze oder Kälte, Hautreizungen und sogar bestimmte scharfe Kosmetika das Erscheinen der Rosazea. Und nicht zuletzt spielt die Alltagsdroge Stress eine große Rolle: Wer oft unter Termindruck leidet, wird – sofern er die Veranlagung in sich trägt – häufiger von der Kupferfinne befallen als andere. Aber auch Gefäßerweiterungen durch zu stark gewürzte Speisen und Alkohol können sich ungünstig auswirken.
Professor Martina Kerscher vom Studiengang Kosmetik und Körperpflege der Universität Hamburg hat für Betroffenen hilfreiche Tipps: So empfiehlt sie ihnen, ihr Gesicht mit lauwarmem Wasser zu waschen und nur spezielle Reinigungsmittel zu benutzen, die nicht ionisch ist. Gesichtswässer seien absolut tabu. Auch wirkungsvoller UV-Schutz sei äußerst wichtig, so die Dermatologin. In puncto dekorativer Kosmetik sei es wichtig, dass die Produkte möglichst allergenfrei sind. Das heißt, sie enthalten keine Konservierungs- oder Duftstoffe und sind nicht wasserfest.
Individuelle Therapie möglich
Welche Maßnahmen genutzt werden, hängt im wesentlichen vom Stadium der Krankheit ab. Befindet sich der Patient in den ersten drei Stadien, so wird eine lokale Behandlung angewendet. Eingesetzt werden vor allem Metronidazol-haltige Externa. Zur Verfügung stehen hier seit 2001 Metrogel® und seit September 2003 auch die stark wasserhaltige Creme Metrocreme®. In beiden Darreichungsformern liegt der Wirkstoff in einer Konzentration von 7,5 mg/g Creme bzw. Gel vor. Aus beiden Grundlagen wird Metronidazol gut freigesetzt und penetriert in die Dermis.
Durch die zur Auswahl stehenden Grundlagen wird jedoch eine individuelle Therapie möglich: bei sehr trockener, irritabler Haut wird die Creme empfohlen, bei seborrhoischer, fetter Haut das Gel. Bei 1 bis 2% der Anwender kommt es zu lokalen Reizerscheinungen der Haut: Irritationen in Form von Stechen, Brennen, Rötung und Juckreiz wurden beschrieben.
Metronidazol wirkt als Radikalfänger
Metronidazol, ein synthetisches Nitroimidazolderivat, wird zweimal täglich auf die Hautpartie aufgetragen und ist zum Einsatz bei mäßig ausgeprägter entzündlicher papulo-pustulöser Rosazea zugelassen. Sein Vermögen, reaktive Sauerstoffspezies zu reduzieren, neutrophile Entzündungsprozesse zu hemmen sowie seine immunmodulierenden Eigenschaften scheinen für die effektive Behandlung der Rosazea entscheidend zu sein.
Metronidazol verfügt über antibakterielle und anti-protozoische Wirkungen gegen eine große Zahl pathogener Mikroorganismen. In empfindlichen Protozoen und strikt anaerob wachsenden Bakterien wird es reduziert, wobei Acetamid und N-(2-Hydroxyethyl)-oxamidsäure gebildet werden. Durch Interaktion mit der DNA kommt es zur Hemmung der Nukleinsäure-Synthese der betroffenen Mikroorganismen, was zum Absterben dieser Erreger führt.
Der genaue Wirkmechanismus von Metronidazol bei Rosazea ist nicht bekannt. Es gibt jedoch pharmakologische Befunde, die dafür sprechen, dass die Wirkung auf antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften von Metronidazol beruht: auf der menschlichen Haut fungiert Metronidazol als Elektronenfänger. Auf diese Weise werden bestimmte Stoffwechselvorgänge unterbunden, die das Collagen und dermale Elastin schädigen können.
Quelle
Prof. Dr. Frank Hevert, Freiburg; Prof. Dr. Helmut Schöfer, Frankfurt/Main; Prof. Dr. Martina Kerscher, Hamburg; Prof. Dr. Uwe Gieler, Gießen: Pressekonferenz "Metocreme – optimierte Therapie gegen das Phantom Rosazea", München, 15. September 2003, veranstaltet von der Galderma Laboratorium GmbH, Freiburg.
Die genauen Ursachen der Rosazea – auch als Kupferrose oder Kupferfinne bezeichnet – sind noch unbekannt. Eine genetische Disposition ist höchstwahrscheinlich gegeben. Metronidazol, das zur Behandlung der papulo-pustulösen Rosazea zugelassen ist, hemmt die Stoffwechselwege, die zu den charakteristischen Schädigungen führen. Zur Verfügung steht hier seit September 2003 auch die stark wasserhaltige Creme Metrocreme. Durch die zur Auswahl stehenden unterschiedlichen Grundlagen wird eine individuelle Therapie möglich.
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