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Arzneimittel und Therapie
Schlaganfall: Clopidogrel und ASS für Hochrisikopatienten?
Patienten, die bereits einen Schlaganfall oder eine transiente ischämische Attacke erlitten hatten, erhalten Thrombozytenaggregationshemmer zur Sekundärprävention. In Frage kommen dazu unter anderem Clopidogrel (Iscover®, Plavix®) und Acetylsalicylsäure. Nachdem in der CAPRI-Studie die Überlegenheit von Clopidogrel im Vergleich mit ASS vor allem für Hochrisikopatienten gezeigt werden konnte, wurde in einer weiteren Studie untersucht, ob die zusätzliche Gabe von Acetylsalicylsäure einen weiteren Benefit ergibt.
Die MATCH-Studie
Die MATCH-Studie (Management of ATherothrombosis with Clopidogrel in High-risk patients-Studie) ist eine randomisierte, doppelblinde, multizentrische und plazebokontrollierte Studie. Für sie wurden 7599 Patienten rekrutiert, die innerhalb der letzten drei Monate einen Schlaganfall oder transiente ischämischen Attacken erlitten hatten und bei denen zusätzlich mindestens ein weiterer vaskulärer Risikofaktor vorlag. 3797 Patienten erhielten täglich 75 mg Clopidogrel und 75 mg ASS, die 3802 Probanden der Vergleichs-Gruppe täglich 75 mg Clopidogrel und ein Plazebo.
Die Therapie wurde während 18 Monaten durchgeführt. Primäre Studienendpunkte waren das Auftreten eines Schlaganfalls, eines Myokardinfarkts, Tod aufgrund vaskulärer Ereignisse oder die Notwendigkeit einer Hospitalisierung aufgrund einer akuten Ischämie. Diese primären Studienendpunkte wurden für die statistische Auswertung zusammengefasst.
Tab. 1: Die Studie in Zahlen
Ausgangsdaten | ASS und Clopidogrel-Gruppe | Clopidogrel-Gruppe |
Patienten mit transienten ischämischen Attacken | 797 (2%) | 808 (21%) |
Schlaganfall-Patienten | 3000 (79%) | 2994 (79%) |
Risikofaktoren | ||
Schlagnafall in der Vorgeschichte | 1011 (27%) | 970 (26%) |
ischämische Attacken in der Vorgeschichte | 716 (19%) | 726 (19%) |
Myokardinfarkt in der Vorgeschichte | 174 (5%) | 189 (5%) |
Argina pectoris | 482 (13%) | 457 (12%) |
symptomatische periphere arterielle Erkrankungen | 388 (10%) | 388 (10%) |
Diabetes | 2598 (68%) | 2599 (68%) |
primäre Studienendpunkte | ||
Kombination der Studienendpunkte | 596 (16%) | 636 (17%) |
Myokardinfarkt | 59 (2%) | 62 (2%) |
ischämischer Schlag | 299 (8%) | 319 (8%) |
Tod aufgrund vaskulärer Ereignisse | 69 (2%) | 74 (2%) |
Hospitalisierung | 169 (4%) | 181 (5%) |
unerwünschte Ereignisse | ||
lebensbedrohliche Blutungen | 96 (3%) | 49 (1%) |
Weniger vaskuläre Ereignisse aber mehr Blutungen
Nach 18 Monaten hatten 596 Patienten (15,7%), die ASS und Clopidogrel eingenommen hatten und 636 Probanden (16,7%) der Clopidogrel-Gruppe einen primären Studienendpunkt erlitten. Die leichte Risikoreduktion durch den Zusatz von Acetylsalicylsäure war statistisch nicht signifikant. Die relative Risikoreduktion wurde mit 6,4%, die absolute mit 1% errechnet. Hingegen traten unter der Doppelmedikation signifikant mehr intracraniale oder gastrointestinale Blutungen auf als unter der Clopidogrel-Gabe. So wurden bei einer Therapie mit Clopidogrel und ASS 96 (2,6%) und bei der Monotherapie mit Clopidogrel 49 (1,3%) lebensbedrohliche Blutungen verzeichnet.
Nicht für Schlaganfallpatienten
Fazit: Die Kombination der Medikamente verringert zwar die Häufigkeit weiterer Schlaganfälle, führt allerdings auch zu einer Zunahme lebensbedrohlicher und schwerer Blutungen. Die bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen teilweise empfohlene Kombination von Clopidogrel und Aspirin sollte nicht zur Behandlung von Patienten mit cerebrovaskulären Erkrankungen eingesetzt werden.
Dr. Petra Jungmayr, Esslingen
Quelle
Diener, H., et al.: Aspirin and clopidogrel compared with clopidogrel alone after recent ischaemic stroke or transient ischaemic attack in high-risk patients (MATCH): randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 364, 331 – 337 (2004).
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