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- DAZ 46/2004
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Arzneimittel und Therapie
Öko-Test: Erkältungssymptome gezielt bekämpfen Selbstmedikation
Die beiden "sehr guten" (Contac® Erkältungs-Trunk, Pulver) und "guten" (Grippostad® Heißgetränk, Pulver) Produkte versuchen nicht, möglichst viele Beschwerden gleichzeitig zu bekämpfen: beide enthalten nur Paracetamol und wirken gegen Fieber und Schmerzen. Prinzipiell werden von Öko-Test nach der pharmakologischen Begutachtung der Wirkstoffe und des Beipackzettel Monopräparate bevorzugt. Viele Präparate gleichen eher einer Schrotschusstherapie, so Öko-Test. Mehr als die Hälfte aller untersuchten Arzneimittel enthält bedenkliche oder nicht sinnvolle Wirkstoffkombinationen. Noch am harmlosesten scheint der Zusatz von Vitamin C in sechs Produkten.
Monopräparaten den Vorzug geben
Die Kombination aus Schmerzmittel und Coffein in den Grippostad® C, Kapseln und den Alacetan® Schmerztabletten wird als bedenklich angesehen. Auch die Kombination zweier Schmerzmittel (Paracetamol plus Acetylsalicylsäure oder Ethenzamid) führte bei Öko-Test zur Abwertung um vier Stufen. Mit der Kombination eines Schmerzmittels mit einem Hustenmittel wie Paracetamol plus Dextromethorphan sollen zwei Beschwerden gleichzeitig behandelt werden.
Dextromethorphan dämpft den Hustenreiz, wodurch gerade tagsüber das Abhusten von gelöstem Schleim erschwer werden kann. Außerdem geht nicht jeder grippale Infekt mit einem trockenen Reizhusten einher, so dass die Kombination mit einem Hustenreizdämpfer nicht bei jeder Erkältung sinnvoll ist. Guaifenesin soll in den Lungen festsitzenden Schleim lösen. Allerdings werden dem Stoff Unverträglichkeitsreaktionen wie Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit zugeschrieben.
Antihistaminika nicht bei Erkältungsschnupfen
Sympathomimetika wie Phenylephrin, Ephedrin, Norephedrin und Pseudoephedrin, die in sieben Mitteln enthalten sind, verengen die Blutgefäße und lassen so die Nasenschleimhäute abschwellen. Mit lokal anzuwendenden Mitteln wie Nasentropfen könnte sich dieser Effekt jedoch besser und gezielter erreichen lassen, so Öko-Test. In den Präparaten zur oralen Aufnahme seien die Sympathomimetika zudem so hoch dosiert, dass unerwünschte Wirkungen auftreten können. Sie führten zur Abwertung um jeweils vier Stufen.
Zur Abwertung um jeweils zwei Stufen führten Chlorphenamin (in Grippostad® C, Kapseln), Diphenylpyralin (in Grippocaps® sine, Kapseln) und Doxylamin (in Wick MediNait® Erkältungs-Saft für die Nacht), diese Antihistaminika mögen bei allergischem Schnupfen Sinn machen, nicht jedoch bei einem Erkältungsschnupfen. Es sind zudem Antihistaminika der ersten Generation, die müde machen und somit tagsüber das Reaktionsvermögen einschränken.
Wirksamkeit der Phytos nicht ausreichend belegt
Gern werden pflanzliche Präparate zur Linderung der lästigen Symptome verlangt. Für einige Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs gilt allerdings die Wirksamkeit bei Erkältungskrankheiten als nicht belegt. Das gilt für Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel in den Angocin® Anti-Infekt N, Filmtabletten, genauso wie für die ätherischen Öle in Klosterfrau Melissengeist.
Auch vom Pfefferminzöl in der St. Johanser Wild Kräuter Öl special K, Lösung, sind bestenfalls lindernde Effekte für die oberen Luftwege zu erwarten. Die Verwendung des zudem enthaltenen Kampfers gilt heute als umstritten. Die Tetesept® Erkältungskapseln enthalten getrocknetes Thymiankraut. Das entspricht nicht dem Stand der Wissenschaft, der Extrakt- und Thymianölpräparate zur Hustenbehandlung, jedoch nicht bei Schnupfen – wie es der Anbieter auf der Verpackung tut – empfiehlt.
Quelle
Öko-Test 11/2004 ck
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