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"Krebsarzt" Dr. Rath: Scharlatanerie mitverantwortlich für den Tod von Dominik
Wie das Fernsehmagazin "Report" am 15. November berichtete, haben sich die Eltern des neunjährigen krebskranken Dominik auf die Empfehlungen von Rath verlassen, die Erkrankung nur noch mit den von Rath vertriebenen Vitaminpillen zu behandeln. Der Junge, der unter Knochenkrebs litt, wurde zunächst schuldmedizinisch behandelt. Obwohl die Ärzte eine Überlebenschance von über 40 Prozent prognostizierten, brachen die Eltern des Jungen die Chemotherapie ab und gaben nur noch die Rathschen Vitamincocktails.
Rath führte den Jungen auf seinen Werbeveranstaltungen als Beweis vor, dass man Krebs mit seinen Vitaminkonzentraten heilen könne. Als sich der Zustand des Jungen verschlechterte, brachten die Eltern ihren Sohn im September in eine mexikanische Klinik, die nach Raths Prinzipien behandelt. Dort starb der Junge am 1. November. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft, ob Dominik wegen Unterlassens oder falscher Behandlung starb.
Auf Raths Internetseite (www4ger.dr-rath-foundation.org) findet sich eine Art Nachruf, mit dem sich Rath von einer Mitschuld an dem Tod freisprechen will. Vor dem Hintergrund der Fakten liest sich dies fast zynisch. Dort heißt es u. a.: "Meinem Freund Dominik gewidmet von Dr. med. Matthias Rath. Jetzt bist du endlich frei, Dominik! Hier auf der Erde warst Du gefangen, fest gehalten auf einer Insel der Krebskranken. Wie Millionen Krebspatienten mit Dir, warst Du angekettet an die Fesseln der Chemo-Medizin und geknebelt durch das Milliarden-Geschäft mit der Krebskrankheit. ...
Als Wissenschaftler und Arzt, der es Dir ermöglichte, von der Insel des Todes zu fliehen, habe ich Dich zum Freund gewonnen. Ich habe gehofft, dass Du das Land der Gesundheit erreichst und dort lange leben kannst. Aber Deine Häscher konnten dies noch verhindern. Noch ein letztes Mal! Doch die Zellular Medizin baut bereits eine Brücke zwischen der Todesinsel der Krebskrankheit und dem Land der Gesundheit.
Als Architekt dieser Brücke verspreche ich Dir, dass meine Forscherkollegen und ich nicht ruhen werden, bis diese Brücke fertig gestellt ist. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem Tausende, Millionen Gefangener von der Todesinsel der Krebskrankheit über diese Brücke das Ufer der Gesundheit erreichen werden. Und an diesem Tag wird auch das Terror-Regime einstürzen, das ein Jahrhundert lang Millionen Menschen dem Milliarden-Geschäft mit der Krebskrankheit geopfert hat."
Das Rath-Imperium
Matthias Rath, der in Hamburg Medizin studierte und später in den USA Kontakt mit dem Vitaminpapst Linus Pauling hatte, sorgte schon früher immer wieder in unregelmäßigen Abständen für Schlagzeilen. Mit medienwirksamen Plakataktionen und Live-Auftritten propagierte er seine (Geschäfts-)Idee, mit hoch dosierten Vitaminpräparaten Herzinfarkt, Schlaganfälle und Krebs heilen zu können. Die hochpreisigen Präparate, die in Deutschland nicht zugelassen sind, vertreibt er via Versandhandel aus dem niederländischen Almelo; er soll damit gute Geschäfte machen (geschätzter Jahresumsatz 60 Mio. Euro).
Mitunter legte er sich mit der Pharmaindustrie an, der er vorwirft, mit ihren Präparaten nur Profit machen zu wollen, obwohl es doch so gute Alternativen – nämlich die Vitaminpräparate des Dr. Rath – gebe. Vorwürfe richten sich auch gegen die Kommission der Vereinten Nationen und die von ihr erarbeiteten internationalen Lebensmittelstandards (Codex Alimentarius). Dort würden Gesetze vorbereitet, die es den Menschen erschwerten, Vitaminpräparate zu kaufen und sich Informationen über Naturheilverfahren zu beschaffen, so Raths Vorwurf. Wer seine Veranstaltungen besucht hat, kommt nicht umhin, eine sektenähnliche Aura festzustellen. Seine Anhängerschaft hängt gläubig an seinen Lippen und spendet ihm für seine abgesetzten und nie bewiesenen Weisheiten begeistert Beifall.
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