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Aus Kammern und Verbänden
5. ZL-Expertenforum: Diagnostik in der Apotheke: mehr als Blutdruck messen
Viele physiologische Untersuchungen sind Routine: Fast jede Apotheke misst Blutdruck und Blutzucker, und viele Apotheker leisten sich weitere Geräte, um mit relativ geringem Aufwand auch umfassendere Blutanalysen durchführen zu können. Apothekerin Constanze Schäfer von der Apothekerkammer Nordrhein zeigte, welche Untersuchungen zur Vorsorge in der Apotheke durchgeführt und auch hier ausgewertet werden können. Dabei muss immer darauf geachtet werden, dass der Apotheker keine Diagnosen stellen darf, sondern bei pathologischen Befunden einen Arztbesuch anraten muss.
Tests zur Selbstmessung
Viele Tests kann der Verbraucher selbst mit den entsprechenden Produkten aus der Apotheke durchführen. Dazu gehören Harn- und Schwangerschaftstest. Die Basis dieser Tests sind meistens einfache Farbreaktionen. Auch bei der Auswahl eines passenden Blutdruck- und Blutzuckermessgerätes kann die Apotheke wertvolle Hilfestellung leisten. Die Hilfsmittel für einen Vaterschaftstest können ebenfalls durch die Apotheke abgegeben werden. Diese sendet dann das entsprechende Material an ein Speziallabor, das die Auswertung direkt an den Verbraucher sendet.
Blutzuckermessung für Diabetiker
Die diagnostischen Möglichkeiten der Apotheke sind auch zur Therapiebegleitung wertvoll, wie Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz, Leiter des ZL, ausführte. So kommt es bei der Behandlung des Diabetes mellitus nicht nur auf die richtigen Arzneimittel an, sondern auch auf eine optimale Stoffwechseleinstellung. Schon heute sind viele Apotheken intensiv an der Diabetiker-Betreuung beteiligt. Weitere Erkrankungen, bei denen wichtige Messwerte in der Apotheke kontrolliert werden können, sind die koronare Herzkrankheit sowie Fettstoffwechselstörungen.
Kontrolle des Metabolismus
In Zukunft könnte auch bei uns eine zunehmende Rolle spielen, was in amerikanischen Krankenhäusern längst Routine ist: die Kontrolle der Arzneitherapie. Tests, die zur Optimierung einer Therapie sinnvoll sind, sind zum Beispiel die Bestimmung von Kreatinin und Kalium im Serum.
Die wichtigsten Enzyme des Arzneistoff-Metabolismus, die Enzyme des Cytochrom-P450-Systems, können mit verschiedenen Tests untersucht werden. Diese Enzyme unterscheiden sich in Substratspezifität, Aktivität und Gewebeverteilung. Bei bis zu 20% der Personen mit weißer Hautfarbe ist beispielsweise das Isoenzym CYP2C9 nur reduziert aktiv. Diese Menschen werden als "poor metabolizer" bezeichnet. Je nachdem, ob dieses Enzym benötigt wird, um die Wirkung des Arzneistoffs zu erzielen (z. B. wenn ein Prodrug gegeben wird) oder ihn wieder abzubauen, kann bei ihnen der Arzneistoff entweder nicht wirken oder zu starke Nebenwirkungen haben. Wenn ein solcher "poor metabolizer" vor der Arzneimittelgabe erkannt wird, kann die Arzneimitteltherapie wesentlich gezielter eingesetzt werden. Für die Untersuchung auf Polymorphismen der Gene, die die CYP-Enzyme kodieren, können genetische Tests eingesetzt werden.
ZL-Ringversuch zur Qualitätssicherung von Blutuntersuchungen
Das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker führt einmal jährlich im gesamten Bundesgebiet einen Ringversuch zur Qualitätssicherung von Blutuntersuchungen durch. Auf diese Art erhalten die Apotheken die Möglichkeit, die Qualität ihrer Dienstleistungen anonym überprüfen zu lassen. Im Gegensatz zur verpflichtenden internen Qualitätskontrolle handelt es sich hierbei um eine externe Qualitätssicherungsmaßnahme, die freiwillig wahrgenommen werden kann. Zur Teilnahme berechtigt sind alle Apotheken, die ihren Kunden routinemäßig Blutuntersuchungen anbieten.
Nach ihrer Anmeldung sollen die Ringversuchsteilnehmer zwei Kontrolllösungen unterschiedlichen Gehalts an Glucose und ein Gesamtlipidprofil in einem angegebenen Zeitraum vermessen. Die gewonnenen Daten sind dem ZL mitzuteilen und werden dort in Anlehnung an die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen ausgewertet.
Jede Apotheke erhält über ihr Ergebnis eine persönliche Nachricht. Erfolgreich teilnehmende Apotheken erhalten ein Zertifikat, das ihnen bescheinigt, den Qualitätsanforderungen an Blutuntersuchungen zu genügen. Die Gesamtergebnisse werden in der pharmazeutischen Fachpresse veröffentlicht.
Das ZL führte diese bundesweite Aktion in diesem Jahr zum sechsten Mal durch. Seit Beginn des Projektes im Jahr 1999 stiegen die Teilnehmerzahlen laufend. In diesem Jahr nahmen 1765 Apotheken teil.
Der nächste Ringversuch startet im Frühjahr 2005. Der genaue Termin wird über die pharmazeutische Fachpresse, Kammerrundschreiben und die ZL-Homepage angekündigt.
Genetische Tests
Genetische Tests können auch zur Krankheitsprävention sinnvoll eingesetzt werden, denn alle Krankheiten machen sich in den Genen bemerkbar. Manche sind angeboren, und die Patienten kommen bereits mit den krank machenden Genen zur Welt. Andere entstehen im Laufe des Lebens durch Schäden an den Chromosomen, zum Beispiel bestimmte Leukämietypen.
Viele dieser genetischen Veränderungen können heute einfach und umfassend estimmt werden, wie Dr. Anna C. Eichhorn von der Humatrix AG, Frankfurt/M., darlegte. Prof. Dr. Theodor Dingermann, Frankfurt, wies darauf hin, dass das positive Potenzial der Diagnostik dabei umso größer sei, je eindeutiger durch die Diagnose eine spätere Erkrankung vermieden werden kann oder je relevanter ein möglichst frühzeitiger Therapiebeginn für einen guten Therapieerfolg ist.
Beide Referenten waren der Meinung, dass die Aussagen zu Krankheiten, die aus der DNA entnommen werden können, in der Medizin der Zukunft wesentlich intensiver genutzt werden, als das heute der Fall ist. Schon heute lassen sich zum Beispiel die krankmachenden Gene bei der Chorea Huntington identifizieren, eine Therapie gibt es jedoch nicht. Wird jedoch eine Veranlagung zu einer erblichen Parodontitis erkannt, können betroffene Personen sich darauf einstellen und eine deutlich bessere Mundhygiene einhalten. Auch die Veranlagung zu bestimmten Epilepsieformen, Osteoporose und zu Adipositas kann anhand einer Genanalyse bestimmt werden.
Heute können für ein Kind nach seiner Geburt mit einer Genanalyse zahlreiche Risiken und Enzymdefekte bestimmt werden, was bei der Lebensführung, vor allem der Ernährung, sowie bei später notwendigen Arzneitherapien eine große Hilfe sein kann. "Werden ganz konkrete Fragen sorgfältig gestellt und werden diese Fragen methodisch kompetent bearbeitet, können gut aufgeklärte Patienten in erheblichem Maße von einer prädiktiven Gendiagnostik profitieren", meinte Dingermann.
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