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Modellvorhaben: Akupunktur bald Kassenleistung?
"Die Versicherten wollen Akupunktur" - das weiß Straub. Wegen der starken Nachfrage wollte es die TK genauer wissen. Denn bislang war die wissenschaftliche Evidenz der Akupunktur nicht ausreichend. Und so startete die Krankenkasse ein Modellvorhaben, dem sich mittlerweile zwölf weitere Krankenkassen angeschlossen haben. Straub ist der Ansicht: In Bereichen, da die Wirksamkeit von Akupunktur plausibel gemacht wird, sollte sie auch Kassenleistung werden. Der Studienbericht soll in Kürze dem Gemeinsamen Bundesausschuss vorgelegt werden.
Dreiteiliger Studienaufbau
Bislang sind im Rahmen der Charité-Studie über 250 000 Patienten behandelt worden. Bis Oktober 2008 soll sie noch laufen - sofern die Akupunktur nicht schon vorher Kassenleistung geworden ist. Willich, Direktor des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie an der Charité, erläuterte das in drei Teile gegliederte Modellvorhaben:
Um die Wirksamkeit in der Allgemeinversorgung festzustellen, wurde in einem ersten Studienteil eine teilrandomisierte kontrollierte Studie mit 50 000 Patienten unternommen. Per Zufall wurden Patienten ausgewählt, entweder nur herkömmlich therapiert zu werden oder zusätzlich Akupunktur zu erhalten. Eine weitere Gruppe gab es für Patienten, die am Zufallsprinzip nicht teilnehmen wollten.
In einem zweiten Studienteil wurden 1200 Teilnehmer einer kontrollierten randomisierten Studie unterzogen, um die Wirksamkeit an spezifischen Akupunkturpunkten (Efficacy) zu untersuchen. Hier wurden die Patienten in vergleichbaren Gruppen entweder routinemäßig behandelt bzw. an Akupunktur-Punkten oder an (nach der Lehre) unwirksamen Punkten (Minimal-Akupunktur) gestochen.
Im dritten und größten Teil sollen bis zum Ende der Studie insgesamt rund 500 000 Patienten eingeschlossen sein, um Feststellungen über Therapiesicherheit und Wirtschaftlichkeit der Akupunktur zu treffen. Dieser Studienteil ist noch nicht abgeschlossen.
Patienten berichten von deutlicher Besserung
Im ersten Studienteil war der Anteil der Patienten, die nach den durchschnittlich zehn Akupunkturbehandlungen über eine Besserung ihrer Beschwerden berichteten, signifikant: So fühlten sich etwa drei Viertel der Patienten mit Kopf- oder Lendenwirbelsäulenschmerzen - im Übrigen die beiden größten Patientengruppen - besser.
Noch deutlicher waren die Ergebnisse bei Asthma (82 Prozent), Arthroseschmerzen und Dysmenorrhoe (jeweils 85 Prozent), Halswirbelsäulenschmerzen (88 Prozent) und allergischer Rhinitis (90 Prozent). Eine Nachbefragung nach sechs Monaten ergab, dass die Effekte bis dahin voll erhalten blieben.
Überraschungen gab es im Studienteil, der die Minimal- mit der "richtigen" Akupunktur verglich. Deutlich war: Bessere Ergebnisse gab es bei jenen, die genadelt wurden gegenüber jenen, die keine Akupunktur erhielten - allerdings scheint es kaum einen Unterschied zu machen, wo die Nadeln gesetzt werden. So jedenfalls bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule oder bei Migräne. Nur bei Arthrosepatienten schlug die Behandlung an "Nicht-Akupunkturpunkten" weniger stark an.
Aus dem Studienteil zu Nebenwirkungen und Wirtschaftlichkeit lässt sich bislang nur so viel sagen: Lediglich acht Prozent der Studienteilnehmer berichteten über Blutergüsse als Nebenwirkung. Als schwere Nebenwirkung trat lediglich ein Mal die Nadelung der Lunge auf (Pneumothorax).
Für Studienleiter Willich zeigen diese Ergebnisse vor allem eines: Akupunktur ist in der Routineversorgung eine wirksame und sichere Behandlung. Inwieweit sie allerdings primär über spezifische oder unspezifische Mechanismen wirkt, scheint diagnoseabhängig zu sein, so der Mediziner. Dies müsse ebenso noch geklärt werden wie die gesundheitsökonomischen Aspekte. Klar ist für Willich: "Diese Studie setzt weltweite Standards".
Akupunktur hilft bei vielen Erkrankungen, Schmerzen zu lindern. Möglicherweise kann die Therapiemethode bald den Einzug in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen schaffen. Die vorläufigen Ergebnisse eines derzeit laufenden Modellvorhabens zur Akupunktur sprechen dafür. Seit Oktober 2000 wird in der Berliner Charité im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) die weltweit größte randomisierte Studie durchgeführt.
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