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Arzneimittel und Therapie
Radioimmuntherapeutikum: Mittels Antikörper gezielt Lymphomzellen bestrahlen
Die Behandlung mit Ibritumomab Tiuxetan erfordert zwei Behandlungstermine, die meist ambulant durchgeführt werden können. Mit der gezielten Radioimmuntherapie wird mit einem Minimum an Gesamtstrahlenbelastung für den Patienten ein Maximum an Zerstörung der Lymphomzellen erreicht. Durch den sogenannten Kreuzfeuer-Effekt der Yttrium-90-Strahlung können auch Lymphomzellen zerstört werden, die im Innern des Tumors liegen und mit herkömmlichen Krebstherapien schlecht zu erreichen sind.
Gesamtansprechrate signifikant höher
Studien mit Ibritumomab Tiuxetan bestätigen hohe Ansprechraten mit lang anhaltenden Remissionen bei Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem follikulärem oder transformiertem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom. In einer klinischen Phase-II-Studie erreichen Patienten, die auf die Behandlung mit Rituximab nicht oder nicht ausreichend ansprachen, unter Ibritumomab Tiuxetan eine Gesamtansprechrate von 74%.
Eine randomisierte, kontrollierte klinische Phase-III-Studie mit 143 Patienten wurde durchgeführt, um die Radioimmuntherapie mit Ibritumomab Tiuxetan mit der Rituximab-Monotherapie bei Patienten mit follikulärem oder transformiertem niedrigmalignen Non-Hodgkin-Lymphom zu vergleichen. Die im Voraus festgelegte primäre Zielvariable zur Beurteilung der Wirksamkeit war die Gesamtansprechrate auf die Behandlung, ein standardisiertes Maß der Tumorschrumpfung.
Bei 30% der Patienten, die Ibritumomab Tiuxetan erhielten, konnte ein vollständiges Ansprechen, das heißt das Verschwinden sämtlicher Krankheitszeichen, erzielt werden; unter Rituximab betrug dieser Anteil nur 16% (p = 0,04). In der Ibritumomab-Gruppe war die Gesamtansprechrate signifikant höher als in der Rituximab-Gruppe (80% unter Ibritumomab versus 56% unter Rituximab).
Die langfristige Nachbeobachtung von Respondern in drei klinischen Studien zeigt, dass es bei Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom unter Ibritumomab zum anhaltenden Verschwinden von Krankheitsanzeichen kommen kann. Dabei lag die durchschnittliche Dauer des vollständigen Ansprechens bei zwei Jahren. Einige Patienten blieben ganze sechs Jahre lang frei von Krankheitszeichen.
Zielgenau gegen strahlensensitive Lymphomzellen
Die Radioimmuntherapie verbindet die zielgenaue Bindungsfähigkeit monoklonaler Antikörper mit der Fähigkeit, erkrankte Zellen durch Strahlung zu zerstören. Monoklonale Antikörper können so entwickelt werden, dass sie hoch spezifisch an bestimmte Oberflächenstrukturen auf malignen Zellen binden.
Durch die feste Verbindung des Antikörpers mit dem strahlenden Radioisotop und durch den damit möglichen gezielten Transport der Strahlung zu den Lymphomzellen werden höhere Ansprechraten erreicht. Aufgrund des so genannten Kreuzfeuer-Effekts erreicht und zerstört die Strahlung auch benachbarte maligne Zellen, zu denen Antikörper nicht gelangen. Ibritumomab bindet an maligne und gesunde B-Zellen.
Die Patienten werden deshalb zunächst mit dem reinen Antikörper vorbehandelt, sodass normale Zellen, die das CD20-Antigen tragen, aus dem peripheren Blutkreislauf eliminiert werden. Da nun das periphere Blut von CD20-Targets weitgehend frei ist, können die radioaktiv markierten Antikörper spezifisch an die Zellen der Tumormasse gelangen und sich dort anbinden.
So wird eine hohe Konzentration des Radioimmuntherapeutikums in den Krankheitsherden gewährleistet. Weiterhin wird dadurch verhindert, dass Strahlung durch im Kreislauf zirkulierende Lymphozyten im Körper verteilt wird. Nach der Therapie werden neue, gesunde B-Zellen in der Regel innerhalb von sechs bis neun Monaten durch CD20-negative Vorläuferzellen wieder neu gebildet.
Neunzig Prozent der wirksamen Energie des gemeinsam mit Ibritumomab verabreichten Yttrium-90 wird in einem Umkreis von fünf Millimetern abgegeben, sodass schädliche Strahlenwirkungen auf das gesunde Gewebe auf ein Minimum reduziert werden können.
Im Unterschied zu anderen Strahlern, wie z. B. Iod-131, gibt Yttrium-90 ausschließlich Betastrahlen ab, so dass es bei der Radioimmuntherapie nicht erforderlich ist, den Patienten nach einer Behandlung mehrere Tage oder gar Wochen im Krankenhaus oder isoliert zu halten. Die Anwendung von Yttrium-90-Ibritumomab ist sicher und in den meisten europäischen Ländern ambulant möglich. ck
Die Europäische Zulassungsbehörde hat für Ibritumomab Tiuxetan (Zevalin) die Zulassung für die Behandlung erwachsener Patienten mit CD20-positivem follikulären B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphom erteilt, die auf eine Rituximab-Behandlung nicht ansprechen, wie die Schering AG bekannt gab. Ibritumomab ist ein Radioimmuntherapeutikum, das die zielgenaue Bindungsfähigkeit eines monoklonalen anti-CD20-Antikörpers mit der zytotoxischen Wirkung des Betastrahlers Yttrium-90 (Ytracis) verbindet. Auf diese Weise können die strahlensensitiven Lymphomzellen wirksam bekämpft werden.
Radioimmuntherapie mit dem murinen Antikörper Ibritumomab
Die malignen Lymphome gehören zu den strahlenempfindlichsten Tumoren überhaupt. Da die lymphoiden Tumoren sehr spezifische, außer bei reifen Lymphozyten im Körper nicht vorkommende Oberflächenantigene exprimieren, wurde diese Tumorgruppe für den Einsatz therapeutischer Antikörper besonders interessant. Der erste für die Tumortherapie zugelassene chimäre Antikörper ist der Anti-B-Zell-Antikörper Rituximab.
Rituximab (Rituxan®) ist ein gentechnisch hergestellter monoklonaler chimärer Antikörper, d. h. er setzt sich aus humanen und Maus-Anteilen zusammen. Radiopharmazeutisch kann die Wirksamkeit dieser Antikörper noch weiter optimiert werden.
Monoklonale Antikörper können so entwickelt werden, dass sie hoch spezifisch an bestimmte Oberflächenstrukturen auf malignen Zellen binden. Durch die feste Verbindung des Antikörpers mit dem strahlenden Radioisotop ist so ein gezielter Transport der Strahlung zu den Tumorzellen möglich.
Bei Ibritumomab Tuixetan handelt es sich um den murinen Vorgänger des Antikörpers Rituximab. Reines Antikörpermaterial aus Mäusen wird in diesem speziellen Fall verwendet, da es eine wesentlich kürzere Halbwertszeit als die humanisierten Moleküle haben. Somit wird eine möglichst kurze Verweildauer des radioaktiven Materials im Körper sichergestellt.
Von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) wurde Zevalin® im Februar 2002 für die Behandlung von rezidivierendem oder refraktärem follikulärerem und transformiertem Non-Hodgkin-Lymphom zugelassen. Gegenwärtig wird die Anwendung von Ibritumomab zur Behandlung des aggressiven Non-Hodgkin-Lymphom (diffus-großzelliges B-Zell-Lymphom) sowie als Konsolidierungstherapie bei follikulärem NHL im frühen Krankheitsverlauf untersucht.
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