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Arzneimittel und Therapie
Neues Wirkprinzip bei Angina pectoris: If-Inhibitor Ivabradin
Arzneimittel, welche die Herzfrequenz senken, verringern den Sauerstoffverbrauch des Herzmuskels und erhöhen den koronaren Blutfluss. So schützen sie vor Angina pectoris und Ischämien, also Durchblutungsstörungen des Herzens.
Zu den die Herzfrequenz senkenden Arzneistoffen gehören Nitrate, Betablocker und Calciumantagonisten. Mit den so genannten If-Inhibitoren könnte demnächst neben diesen Wirkstoffen eine vierte Substanzklasse zur Therapie bei Angina pectoris zur Verfügung stehen.
Spezifische Wirkung auf Sinusknoten
If-Inhibitoren hemmen den unspezifischen If-Kanal in den Schrittmacherzellen des Sinusknotens. Dieser Kanal lässt einen Natrium/Kalium-Ionenstrom hindurch. Er verhält sich ungewöhnlich, "funny", daher die Abkürzung If, denn der in das Zellinnere gerichtete Ionenstrom wird durch eine Hyperpolarisation aktiviert und nicht durch eine Depolarisation, wie bei anderen bekannten Ionenkanälen.
Der If-Kanal vermittelt eine positiv chronotrope Wirkung als Antwort auf eine sympathische Stimulation der Beta-Rezeptoren. If-Inhibitoren blockieren geöffnete If-Kanäle und hemmen so den Ionenstrom. Dadurch verlangsamen sie die Herzfrequenz. Die Überleitungszeiten und der Blutdruck ändern sich nicht.
In klinischen Studien wirksam
Ivabradin ist ein Vertreter der neuen If-Inhibitoren. In klinischen Studien reduzierte Ivabradin bei oraler Einnahme im Vergleich zu Plazebo die Zahl der Angina-pectoris-Anfälle und schützte vor Ischämien bei stabiler Angina pectoris. Es gab weder Wirkverluste während der dreimonatigen Behandlung noch eine starke Verschlechterung (Rebound), nachdem das Präparat abgesetzt wurde.
Ivabradin senkt selektiv die Herzfrequenz, ändert aber nicht den Blutdruck, die Herzkontraktilität und die linksventrikuläre Funktion. Im Gegensatz zu Beta-Rezeptorenblockern senkt Ivabradin die Herzfrequenz sowohl in Ruhe als auch unter Belastung, ohne eine negative Inotropie oder eine Vasokonstriktion zu bewirken.
In einer doppelblinden plazebokontrollierten Studie an 44 Patienten mit kongestiver Herzinsuffizienz führte Ivabradin nach intravenöser Bolusgabe sogar zu einer leichten Zunahme der linksventrikulären Ejektionsfraktion. In elektrophysiologischen Untersuchungen hatte Ivabradin keinen Einfluss auf Erregungsausbreitungs- und Rückbildungszeiten. Die Herzfrequenz kann auch dann noch gesenkt werden, wenn gleichzeitig ein Betablocker verwendet wird.
Nebenwirkungen bei 0,7 Prozent
In einer noch laufenden Phase-III-Studie mit Ivabradin, die doppelblind und plazebokontrolliert durchgeführt wird, werden 300 Patienten mit stabiler Angina pectoris mit Atenolol (50 mg, dann 100 mg einmal täglich) oder Ivabradin (5 mg, dann 7,5 mg oder 10 mg zweimal täglich) behandelt. Ivabradin war Atenolol bei der antianginösen Wirksamkeit zumindest nicht unterlegen, möglicherweise zeichnet sich sogar ein Behandlungsvorteil ab.
Die antipektanginöse und antiischämische Wirkung von Ivabradin belegen auch zwei weitere klinische Studien mit über 2000 Patienten, bei denen Ivabradin gegen den Calciumantagonisten Amlodipin und den Betablocker Atenolol geprüft wurde. In der antipektanginösen Wirkung, gemessen an der Belastbarkeit der Patienten, gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. In allen Studien ging unter der Therapie mit Ivabradin die Zahl der Angina-Attacken signifikant zurück, und der Bedarf an schnellwirksamen Nitraten sank.
Wichtigste Nebenwirkungen sind visuelle Symptome, die bei 0,7 Prozent der Patienten zum Therapieabbruch in den Studien führten. Eine symptomatische Bradykardie trat in 0,7 Prozent der Fälle auf. Insgesamt wird die Therapie mit Ivabradin bis jetzt als sicher angesehen. hel
Eine neue Wirkstoffklasse zur Behandlung der Angina pectoris könnte demnächst zur Verfügung stehen: If-Inhibitoren hemmen den unspezifischen If-Kanal in den Schrittmacherzellen des Sinusknotens und regulieren über einen Eingriff in den Natrium/Kalium-Ionenstrom die Herzfrequenz. Der neue If-Inhibitor Ivabradin (Procoralan) reduzierte in klinischen Studien die Anzahl der Angina-pectoris-Anfälle und schützt vor Ischämien.
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