Arzneimittel und Therapie

Leitlinien der Hochdruckliga: Niedrigdosierte Kombinationstherapie empfohlen

Zu den bedeutsamsten Risikofaktoren, die zu der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, zählt der arterielle Bluthochdruck. Die Deutsche Hypertonie Gesellschaft hat neue Richtlinien erstellt, die auf der Auswertung großer, randomisierter, kontrollierter Studien beruhen. Sie sollen durch geeignete Empfehlungen und Vorschläge zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Bei der jetzt neu empfohlenen Kombinationstherapie wird gleich mit einer niedrigdosierten Kombinationstherapie zweier Wirkstoffe begonnen: bei unzureichender Wirkung kann dann die Dosis gesteigert werden.

Dabei wird unter einer niedrigdosierten Kombinationstherapie verstanden, dass die Dosierung der Wirkstoffe niedriger ist, als die niedrigste Dosierung, die für die Monotherapie empfohlen wird.

Medikamentöse Therapie

Bei Patienten mit einer schweren Hypertonie (Schweregrad 3) ist eine Arzneimitteltherapie in jedem Fall erforderlich. Bei leichter und mittelschwerer Hypertonie (Schweregrad 1 und 2) wird die Arzneimitteltherapie von verschiedenen Faktoren abhängig gemacht, wie bisheriger Verlauf der Erkrankung, Vorliegen von weiteren kardiovaskulären Risikofaktoren, Vorhandensein von Organschäden, sowie bestehende Folge- und Begleiterkrankungen. Es werden grundsätzlich drei verschiedenen Therapieformen unterschieden:

  • die Stufentherapie, bei der mit einem Wirkstoff (Monotherapie) begonnen wird und bei unzureichendem Ergebnis stufenweise andere Wirkstoffe zusätzlich gegeben werden,
  • die primäre Kombinationstherapie, bei der von Anfang an zwei Wirkstoffe in geringer Dosierung zusammen verabreicht werden, und zwar meist ein Diuretikum und ein ACE-Hemmer oder ein Diuretikum und ein Betarezeptorenblocker,
  • und die sequenzielle Monotherapie, bei der mit einem Wirkstoff begonnen wird, der bei nicht befriedigendem Ergebnis gegen einen anderen Wirkstoff ausgetauscht wird.

Abschied vom Stufenschema

Nachdem bisher empfohlenen Stufenschema war es üblich, die medikamentöse Therapie mit einem Wirkstoff zu beginnen. Erst wenn es durch eine Steigerung der Dosis oder durch einen Wirkstoffwechsel nicht mehr möglich war, den Blutdruck optimal einzustellen, konnte ein zweiter Wirkstoff hinzugegeben werden.

Jetzt hat die Deutschen Hochdruckliga ihre Leitlinien überarbeitet und dem internationalen Standard angepasst: Empfohlen wird ein flexibleres Konzept, dass eine initiale Kombinationstherapie mit zwei niedrigdosierten Antihypertensiva gleichberechtigt als eine alternative Option neben die Monotherapie stellt. Die Hochdruckliga trägt damit der Tatsache Rechnung, dass die Mehrzahl der Hypertoniker sowieso eine Kombinationstherapie benötigt, da mit einer Substanz der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt werden kann.

Arzneistoffe der ersten Wahl unverändert

Die Antihypertensiva der ersten Wahl haben sich nicht verändert: weiterhin werden Diuretika, ACE-Hemmer, Betarezeptorenblocker, Calciumantagonisten und Angiotensin-II-Antagonisten als Medikamente der ersten Wahl empfohlen. Die fünf Wirkstoffgruppen können miteinander kombiniert werden, wobei es aber spezielle Kombinationen gibt, die auf Grund von synergistischen Wirkungen besonders günstig sind.

Hierzu gehören Kombinationen aus einem Diuretikum und einem Vertreter aus den aufgezählten Wirkstoffgruppen. Für alle diese Hypertonika der ersten Wahl sind in Studien eine Senkung der kardiovaskulären Morbidiäts- und Mortalitätsrate nachgewiesen, die primäre Anwendung der Kombination Diuretika + ACE-Hemmer und Diuretika + Betablocker ist Evidenz-basiert.

Außerdem sind die Kombinationen von einem Calciumantagonisten mit einem ACE-Hemmer oder von einem Calciumantagonisten mit einem Betarezeptorenblocker möglich. Einer einseitigen Bevorzugung der Diuretika – wie in den neuen US-amerikanischen Empfehlungen – folgen die aktualisierten Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga nicht.

Erkennen von Bluthochdruck

Am häufigsten werden Blutdruckerhöhungen durch die so genannte Gelegenheitsmessung beim Arzt entdeckt und dort auch im Verlauf der Behandlung kontrolliert. Zusätzlich gelten Selbstmessungen durch den Patienten als sinnvolle Ergänzung, zumal sie eine bessere Erkennung von tageszeitlichen Blutdruckschwankungen zulassen.

Normalerweise unterliegt der Blutdruck einem zirkadianen Rhythmus. Er ist am Vormittag am höchsten und zeigt am späten Nachmittag einen zweiten Gipfel. In der Nacht während des Schlafs sinkt der Blutdruck um ca. 15%. Ein weiterer Vorteil der Selbstmessung ist die Aufdeckung einer Praxishypertonie oder "Weißkittelhypertonie", ausgelöst durch die Untersuchungssituation.

Die Messungen durch den Patienten sollten zwischen 6.00 und 9.00 Uhr morgens erfolgen, sowie zwischen 18.00 und 21.00 Uhr abends. Es sollte jeweils vor den Mahlzeiten und vor der Einnahme blutdrucksenkender Medikamente gemessen werden. Zu Beginn einer blutdrucksenkenden Behandlung wird eine tägliche Bestimmung zu den genannten Zeiten empfohlen. Wenn sich die Blutdruckwerte unter der Therapie stabilisieren, bzw. normalisieren, genügen Messungen an einem Tag in der Woche.

Literatur

www.hochdruckliga.info

Tipps zur richtigen Blutdruckmessung

  • Die Blutdruckmessung sollte in sitzender Position und nach Möglichkeit am Oberarm erfolgen, wobei sich die Blutdruckmanschette auf Herzhöhe befinden soll.
  • Es ist wichtig, dass die Blutdruckmanschette nicht zu eng (falsch erhöhte Messwerte) und nicht zu weit sitzt (falsch erniedrigte Messwerte).
  • Wenn bei hintereinander erfolgten Messungen an beiden Armen ein Blutdruckunterschied besteht, wird empfohlen, fortan an dem Arm mit dem höheren Blutdruck zu messen.
  • Eine Messung unmittelbar nach körperlicher Anstrengung oder vermehrter Bewegung ergibt möglicherweise falsche Werte.
  • Eine Messung am Handgelenk und am Finger kann durch die physiologische Veränderung der Pulswelle fehlerhaft sein.
  • Von einer Benutzung von Fingergeräten zur Blutdruckmessung wird abgeraten.

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