Arzneimittelreport 2005: GEK: Weitere Einsparungen bei Arzneimitteln gefordert

BERLIN (ks). Die Gesundheitsreform ließ im vergangenen Jahr die Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sinken doch nach wie vor gibt es in diesem Bereich ein unerschlossenes Einsparpotenzial von rund 3 Mrd. Euro. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Arzneimittelreport der Gmünder Ersatzkasse (GEK). GEK-Chef Dieter Hebel stellte diesen am 14. Juni gemeinsam mit den Autoren Gerd Glaeske und Katrin Janhsen sowie Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt in Berlin vor.

Die nunmehr im fünften Jahr erscheinende Studie zeige, dass infolge der Gesundheitsreform "erhebliche Einsparungen" bei Arzneimitteln erzielt werden konnten, sagte Glaeske. Insgesamt sind die Ausgaben der GEK für Medikamente 2004 gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent gesunken. Die Anzahl der verschriebenen Packungen ging um 22 Prozent zurück. Dazu trug insbesondere der grundsätzliche Erstattungsausschluss für nicht-verschreibungspflichtige Arzneien bei. Für Glaeske ein Segen, denn dies führte dazu, dass auch weniger umstrittene Arzneimittel verordnet wurden.

Dennoch werde in diesem Segment, das Glaeske schon seit Jahren ein Dorn im Auge ist, immer noch zu viel verschrieben. So hat die GEK 2004 fast 14 Mio. Euro für verschreibungspflichtige umstrittene Präparate ausgegeben. Auch die anhaltend hohen Verordnungsraten teurer Analogpräparate ohne erkennbaren Zusatznutzen ist für Glaeske eine "Plage". In der GKV, wie auch bei der GEK, machen die Me-Too-Präparate 25 bis 30 Prozent des Gesamtmarktes aus. Glaeske sieht hier eine Rationalisierungsreserve von mindestens 10 bis 15 Prozent.

Generika auch in Krankenhäusern verbreiten

Auch bei Generika sind die Einsparpotenziale noch nicht erschöpft: Deutschland habe zwar den zweitgrößten Generika-Markt weltweit dennoch gebe es "erheblichen Nachholbedarf", erklärte Glaeske. Problematisch sei etwa, dass viele Krankenhauspatienten auf teure Originalpräparate eingestellt werden, statt schon hier Generika zu nutzen. Glaeske lobte Aktivitäten von Krankenhausapothekern, die sich dafür einsetzen, dass ambulant und stationär tätige Ärzte gemeinsam Arzneimittellisten erarbeiten, die eine günstige Arzneimittelversorgung auch nach dem Klinikaufenthalt ermöglichen. Die GKV-Gesamtausgaben könnten durch den stärkeren Einsatz von Generika nochmals um 5 bis 6 Prozent reduziert werden, heißt es in der Studie.

Unterschiedliche Informationen von KVen

Der Report kommt zu dem Schluss, dass die GEK rund 40 Mio. Euro oder knapp 13 Prozent der Arzneimittelausgaben des Jahres 2004 sparen könnte, wenn in den genannten drei Marktsegmenten rationaler verordnet würde. Für die gesamte GKV liege das Einsparpotenzial bei 3 Mrd. Euro. Wie die vorhandenen Sparmöglichkeiten genutzt werden, hängt Glaeske zufolge auch maßgeblich von der Informationspolitik der einzelnen Kassenärztlichen Vereinigungen ab. Dies zeigten die regionalen Auswertungen, die große Unterschiede bei der Ausgabenentwicklung aufweisen. Speziell nimmt der GEK-Arzneimittelreport unter anderem die Verordnungen von Hormonpräparaten in den Wechseljahren, Benzodiazepinen und Neuroleptika unter die Lupe. Zudem werden in einem Schwerpunkt die geschlechtsspezifischen Aspekte von Arzneiverordnungen analysiert.

Selbstverwaltung soll aktiv werden

Für Gesundheitsministerin Ulla Schmidt zeigt der GEK-Report, dass die Gesundheitsreform positiv wirkt: "Die Arzneimittelversorgung hat sich verbessert und es wurden Kosten eingespart". Zugleich mache die Studie aber auch deutlich, dass die Ausgaben für Medikamente "weit über dem liegen, was eine rationale Arzneimitteltherapie in der GKV kosten müsste".

Angesichts der im ersten Quartal 2005 wieder gestiegenen Arzneimittelausgaben forderte Schmidt die Selbstverwaltung auf, die neuen Vertragsmöglichkeiten verstärkt zu nutzen. Die Ausgabenentwicklung sei keine "Gottesgabe, die durch menschliches Handeln nicht zu beeinflussen ist", so die Ministerin. Vielmehr liege sie in den Händen der Ärzte, Apotheker und Krankenkassen. Neben Rabattverträgen, wie sie die Barmer Ersatzkasse mit Generikaherstellern ausgehandelt hat, seien auch Rabattvereinbarungen im Rahmen von Verträgen mit Versandapotheken sowie Originalherstellern möglich.

GEK wirbt für "Frei-Haus-Apotheken"

Die GEK versteht sich als eine solch aktive Krankenkasse. Sie setzt dabei vornehmlich auf die Kooperation mit Versandapotheken, die bei ihr Frei-Haus-Apotheken heißen. Hebel betonte, dass er die hier ausgehandelten Preisnachlässe nicht mit Ärzten oder Apothekern teilen wolle. Vom Barmer Hausarzt-/Hausapothekenvertrag, der auch Honorierungen für Ärzte und Apotheker vorsieht, hält der GEK-Chef nicht viel: "Zum Jahresende wird feststehen, welches System - 'Frei- Haus-Apotheke' oder 'Hausapotheke' - kostengünstiger liefert". Die GEK werde ihre Versicherten weiterhin darüber informieren, welche Vorteile ihnen der Medikamentenbezug über Versandapotheken bringt. Dabei hilft eine Erkenntnis des Arzneimittelreports: Vier Prozent der GEK-Versicherten verursachen 50 Prozent der Arzneiausgaben ihrer Kasse. Glaeske sieht daher "große Chancen", diesen überschaubaren Anteil durch aktives Case-Management zu beeinflussen.

Pharmabranche: Zu Unrecht belastet

Seitens der Pharmaverbände wurde der GEK-Arzneimittelreport kritisch aufgenommen. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, Henning Fahrenkamp, sieht die Arzneimittelbranche mit alten Vorwürfen belastet: "Die unbestreitbare Nutzenstiftung von pharmazeutischen Produkten wird wegen falsch verteilter finanzieller Ressourcen klein geredet und mit unnötigen Kostendebatten überfrachtet".

Cornelia Yzer, Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) wies die Kritik an Analogpäparaten zurück. Sie seien "ein wichtiger Teil einer hochwertigen Arzneiversorgung und tragen zur Kostensenkung der Kassen bei". Analogpräparate, so Yzer, führten für die Krankenkassen unterm Strich zu erheblichen Einsparungen, weil zwischen ihnen und dem Erstpräparat bereits vor der Markteinführung des ersten Generikums ein Wettbewerb stattfinde, der preissenkend wirke. Ihnen müssten daher die gleichen Marktchancen eingeräumt werden wie den Erstpräparaten. Yzer: "Ihre kategorische Diskriminierung durch Aufforderung, sie nicht zu verordnen, verhindert das".

Den GEK-Arzneimittelreport können Sie im Internet auf der Homepage der GEK herunterladen: www.gek.de

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