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- AZ 39/2005
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Deutscher Apothekertag: SPD, Union und FDP wollen keine Ketten
Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Bundestagsfraktion, Wolfgang Zöller (CSU), machte den Apothekern deutlich, dass sie eine wichtige Position im Gesundheitswesen innehaben und die Union nicht plane, hieran etwas zu ändern. Angesichts der vielen Reformen in den vergan–genen 15 Jahren sei es "an der Zeit, dass den am System Beteiligten wieder mehr Planungssicherheit gewährt" werde. Daher wolle man auch keine Apothekenketten. Diese würden nach Überzeugung der Union das persönliche Engagement des einzelnen Apothekers schwächen und zu einer Konzentration auf einträgliche Geschäftslagen führen. "Das ist mit dem Auftrag und der hohen Verantwortung der Apotheker nicht vereinbar", so Zöller.
Zudem brächten Ketten weder eine bessere Versorgung, noch eine höhere Arzneimittelsicherheit oder günstigere Preise für die Kunden. Sie hätten demzufolge lediglich eine "ideologische Bedeutung" - und eine solche sollte funktionierende Strukturen nicht gefährden, betonte Zöller. Für ihn ist der freiberuflich tätige Apotheker in der Arzneimittelversorgung nicht hinweg zu denken: "Daran wollen und werden wir nicht rütteln".
Der CSU-Politiker wies zudem Meldungen über eine neue "Ausgabenexplosion" bei den Arzneimitteln als "Dramatisierungen" zurück: "Man braucht sich doch nicht wundern, dass es sich auswirkt, wenn die Preisbindung ausläuft und der Herstellerrabatt wie gesetzlich vorgeschrieben von 16 auf sechs Prozent sinkt". Zudem müsse man die statistischen Effekte beachten - 2004 war in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich. Der CSU-Gesundheits–politiker wies aber auch darauf hin, dass die wirtschaftliche Arznei–mittelverordnung eine Daueraufgabe sei, um Wirtschaftlichkeitsreserven - dort wo sie vorhanden sind - zu erschließen.
FDP: Wettbewerb besteht schon jetzt
An der Freiberuflichkeit des Apothekers hält auch die FDP fest: Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Heinrich Leonard Kolb, hob hervor, dass die Apotheker schon seit Jahren für eine qualifizierte Beratung und Betreuung in Arzneimittelfragen sorgen. Die selbstständigen Apotheker stünden dabei schon jetzt in einem starken Wettbewerb untereinander.
Ob sich dieser Effekt bei der Konzentration in Form von Apothekenketten verstärken würde, sei zumindest fragwürdig - die Liberalen planen daher ebenfalls keine Änderung der bestehenden Mehrbesitzregelung. Was den Versandhandel mit Arzneimitteln betrifft, so habe man im GMG "ein Problem gelöst, das überhaupt nicht bestand" - dies zeige der bescheidene Anteil, den Versandapotheken am –Gesamtarzneimittelumsatz haben.
SPD: Reformkonzepte neu überdenken
Die in Kürze aus dem Bundestag ausscheidende Gudrun Schaich-Walch - derzeit noch Vize-Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion - erklärte, dass es in der kommenden Legislatur–periode einerseits um die Finanzierung, andererseits um die Weiterführung des GMG gehen wird. Die strukturellen Veränderungen der letzten Reform müssten in Ruhe umgesetzt werden, so Schaich-Walch. Die oft geforderte "Jahrhundertreform" sei weder machbar noch wünschenswert. Notwendig seien vielmehr "kleine Schritte, die oftmals zielführender sind als der Umsturz". Was die Konzepte zur Bürgerversicherung und der Gesundheitsprämie betrifft, so glaubt Schaich-Walch, dass "manches noch einmal neu gedacht werden muss". Wichtig sei es, sich ausreichend Zeit zu nehmen: "Ich bin sicher, es lohnt sich."
Die Zukunft der Apotheker sieht die SPD-Politikerin positiv, weil das GMG ihr Profil als Heilberufler gestärkt habe. "Die Apotheker haben die Herausforderungen angenommen und bewiesen, dass sie sich am Strukturwandel aktiv beteiligen wollen", sagte sie anerkennend. Auch das Engagement der Apotheker, als Mittler zwischen Krankenkassen und Industrie zu wirken und Rabattverträge voranzutreiben, gefällt Schaich-Walch. Was den 2004 eingeführten Versandhandel betrifft, so erklärte sie, dass dieser für einige Apothekenkunden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen habe, ohne dass dabei die Apothekenlandschaft umgewälzt worden sei: "Die übergroße Sorge der Apotheker war nicht gerechtfertigt". Hinsichtlich der bestehenden Regelung zum Mehrbesitz sicherte sie zu, dass die SPD-Fraktion nicht über eine Erweiterung nachdenke.
Kritik übte Schaich-Walch an den Bestrebungen des Arzneimittelkonzerns Pfizer, neue Distributionswege zu gehen. Das deutsche Vertriebssystem habe einen –hohen Sicherheitsstandard und gewährleiste, dass jeder Patient binnen weniger Stunden das gewünschte Arzneimittel bekommt. Dies könne der Großhandel auch in Zukunft nur sicherstellen, wenn es für ihn bei einer Mischkalkulation bleibe, so die SPD-Politikerin.
NRW-Minister freut sich über Ausbildungsplätze
Als Vertreter des Lands Nordrhein-Westfalen richtete auch der neue Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Karl-Josef Laumann (CDU), Grußworte an die Apothekerschaft. Er dankte zunächst allen Freiberuflern dafür, dass sie verlässlich Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen: In NRW haben in diesem Jahr 80 Prozent aller Freiberufler mindestens einen Lehrling eingestellt. Er als Minister plane, den Selbstverwaltungsorganisationen der Freien Berufe wieder mehr Entscheidungen zu überlassen - staatliche Kontrollen sollen auf Landesebene zurückgenommen werden. Laumann betonte zudem, dass die nordrhein-westfälische Regierung eine Grundphilosophie verfolge: "Alles was mittelständisch zu organisieren ist, wird mittelständisch organisiert - es gibt keinen Grund, das zu ändern."
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