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Prisma
Dem Schmerz das Gedächtnis entziehen
Das chronisch regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist Folge eines Traumas oder Knochenbruchs. Die Patienten entwickeln starke Schmerzen, motorische Störungen, Schwellungen, Haut- und Knochenveränderungen im betroffenen Körperglied. Die Folge ist eine teilweise bleibende Behinderung der oft noch jungen Patienten. "Eine Ursache der Erkrankung scheint u.a. eine Fehlprogrammierung des Gehirns zu sein", erläutert Professor Christoph Maier vom Schmerzzentrum der Ruhr-Universität Bochum.
"Das zentrale Nervensystem konzentriert sich auf die Wahrnehmung des Schmerzes und verlernt dafür andere Fähigkeiten, die für die Gefühlswahrnehmung und die Beweglichkeit der betroffenen Extremität wichtig sind." Es entwickelt sich ein Schmerzgedächtnis.
Bei ihrer Therapie setzen die Mediziner darauf, diesen Lernprozess wieder umzukehren. So wird eine betroffene Hand etwa zu Beginn der Behandlung immer wieder leicht mit Watte berührt oder in eine Schüssel mit Linsen, Reis oder Zucker gelegt, um sie schrittweise wieder an ein normales Empfindungsvermögen zu gewöhnen. Später kommen dann schwierigere Aufgaben wie das Erkennen von Gegenständen durch Betasten hinzu. Mit zunehmendem Fortschritt und abnehmendem Schmerz bewältigen die Patienten feinmotorisch anspruchsvollere Aufgaben. Nach sechsmonatigem Training stellten die Ärzte bei gleicher oder verminderter Schmerzmedikation bei mehr als 50 Patienten eine drastisch verringerte durchschnittliche Schmerzstärke fest.
Für die Zukunft erhoffen sich die Bochumer Forscher durch eine breitere Anwendung, aber auch eine Weiterentwicklung und Verfeinerung dieser sanften Behandlungsmethode große therapeutische Fortschritte in der Behandlung des CRPS sowie von anderen chronischen Schmerzerkrankungen, die mit der Ausbildung eines Schmerzgedächtnisses einhergehen. ral
Quelle: Pressemitteilung der Ruhr-Universität Bochum, 15.3.2005
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