Arzneimittel und Therapie

Trastuzumab verlängert Überleben

Eine gemeinsame Zwischenauswertung von zwei klinischen Phase-III-Studien lieferte positive Ergebnisse einer gezielten Therapie nach Erstoperation, wie Roche und Genentech bekannt gaben. Trastuzumab (Herceptin®) verbessert demnach die Überlebensdauer von Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium.

Der monoklonale Antikörper Trastuzumab ist bisher nur zur Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms zugelassen. Die neuen Ergebnisse zeigen jetzt, dass das Medikament die Prognose auch dann deutlich verbessert, wenn der Tumor noch keine Fernmetastasen gebildet hat, so Roche. Diese Ergebnisse zeigen, dass Trastuzumab über das Potenzial verfügt, das Risiko von Rückfällen bei Krebs im Frühstadium zu verringern und das Leben von Frauen, die an dieser aggressiven Krebserkrankung leiden, zu verlängern. Die Bestimmung des HER2-Status unmittelbar nach der Krebsdiagnose könnte so zu einem entscheidenden Schritt bei der Behandlung von Brustkrebs werden.

Erste positive Ergebnisse

In den beiden Studien wurde die Anwendung von Trastuzumab plus Chemotherapie im Vergleich zu einer Chemotherapie allein nach einer Erstoperation untersucht. Die gemeinsame Zwischenanalyse hat ergeben, dass die festgelegten primären und sekundären Endpunkte erreicht worden sind: Sowohl das krankheitsfreie Überleben (Zeitspanne nach der Therapie, während der kein Krebs festgestellt wird) als auch die Gesamtüberlebenszeit erfuhren eine statistisch signifikante Verbesserung, die allerdings in der Pressemitteilung von Roche nicht näher benannt werden. Laut dem National Cancer Institute werden diese Resultate an der vom 13. bis 17. Mai 2005 stattfindenden Jahreskonferenz der American Society of Clinical Oncology (ASCO) vorgestellt.

Über die NCCTG- und NSABP-Studien

Die zwei Studien wurden vom National Cancer Institute (NCI), das zu den National Institutes of Health gehört, finanziell getragen. Bei der NCCTG-Studie wurde die erste Patientin im Juni 2000 aufgenommen; seither sind 3406 Patientinnen einbezogen worden. Die Aufnahme von Patientinnen in die NSABP-Studie begann im März 2000, und an dieser Studie nehmen inzwischen 2085 Patientinnen teil. Die meisten Teilnehmerinnen hatten Lymphknoten-positive Tumoren. Bei einer Minderheit hatte der Tumor noch nicht regional gestreut, es bestanden aber weitere Risikofaktoren.

Die gemeinsame Zwischenanalyse beruhte auf den Ergebnissen von 3300 Patientinnen. Es werden keine weiteren Patientinnen in diese Studien aufgenommen, und die Kooperationsgruppen führen die bereits begonnene Langzeitüberwachung der Patientinnen fort. Beide Studien untersuchten, ob der Zusatz von Trastuzumab die Wirkung einer adjuvanten Chemotherapie verbessern kann, wie sie üblicherweise durchgeführt wird. Es handelte sich um randomisierte und kontrollierte Studien, in denen die Kombination von Doxorubicin und Cyclophosphamid (AC), gefolgt von Paclitaxel – mit oder ohne Trastuzumab – untersucht wurde. Hierbei wurden verschiedene Behandlungsschemen von Paclitaxel bei Frauen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium angewendet.

Das NCI entschied sich für eine gemeinsame Auswertung beider Studien, wodurch man etwa zwei Jahre früher als bei der getrennten Auswertung zu einem signifikanten Ergebnis kam. Eine separate Analyse für die lymphknoten-negativen Patientinnen war allerdings nicht möglich.

Diesen Vorteilen steht ein Anstieg der Nebenwirkungen gegenüber. Genannt wird ein Anstieg der Herzinsuffizienzrate von weniger als einem Prozent (unter der konventionellen Chemotherapie) auf drei bis vier Prozent (unter der Kombination der Chemotherapie mit Trastuzumab). Einzelheiten hierzu werden die Onkologen Mitte Mai auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) erfahren.

Anstieg der Herzinsuffizienzrate

Die im Rahmen dieser Studien aufgetretenen Nebenwirkungen stimmen mit denjenigen überein, die in früheren klinischen Studien mit Trastuzumab beobachtet worden waren. Bei den Patientinnen, die Trastuzumab in Kombination mit Chemotherapie erhielten, traten vermehrt schwere oder lebensbedrohliche Herzprobleme auf: die Herzinsuffizienzrate stieg von weniger als einem Prozent unter der konventionellen Chemotherapie auf drei bis vier Prozent unter der Kombination der Chemotherapie mit Trastuzumab.

Humanisierter Antikörper gegen HER2

Beim HER2-positiven Brustkrebs sind auf der Oberfläche der Krebszellen erhöhte Mengen des HER2-Proteins vorhanden. Diese Überexprimierung von HER2 geht mit einer besonders aggressiven Form von Brustkrebs einher, die schlecht auf eine Chemotherapie anspricht.

Trastuzumab ist zur Behandlung von Patienten mit metastasiertem Mammakarzinom indiziert, deren Tumoren HER2 überexprimieren, und zwar als Monotherapie zur Behandlung von Patienten, die mindestens zwei Chemotherapieregime gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben, in Kombination mit Paclitaxel zur Behandlung von Patienten, die noch keine Chemotherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben und für die ein Anthracyclin ungeeignet ist, sowie in Kombination mit Docetaxel zur Behandlung von Patienten, die noch keine Chemotherapie gegen ihre metastasierte Erkrankung erhalten haben. Wichtig ist, das Trastuzumab nur bei Patienten anzuwenden ist, deren Tumore entweder eine HER2-Überexpression oder eine HER2-Genamplifikation aufweisen, die durch eine genaue und validierte Untersuchung ermittelt wurde.

Trastuzumab ist ein rekombinanter humanisierter IgG1 monoklonaler Antikörper gegen den menschlichen epidermalen Wachstumsfaktor 2. Eine Überexpression von HER2 ist bei 20% bis 30% aller primären Mammakarzinome zu beobachten. Wie aus Studien hervorgeht, haben Patienten mit Tumoren, die HER2 überexprimieren, gegenüber Patienten ohne HER2-überexprimierende Tumoren eine kürzere krankheitsfreie Überlebenszeit. Sowohl in In-vitro-Versuchen wie auch am Tier wurde nachgewiesen, dass Trastuzumab die Proliferation menschlicher Tumorzellen, die HER2 überexprimieren, hemmt. ck

Zum Weiterlesen Rezeptor-Tyrosinkinasen Angriffspunkte für neue Tumortherapien. Med Monatsschr Pharm 2004;27(2):50-8. www.medmopharm.de

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