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Ernährung aktuell
Eisenmangel gibt es auch im Alter!
Eisen ist das essenzielle Spurenelement mit der größten Masse im menschlichen Körper. Die Hauptmasse – rund 3 g – befindet sich im Hämoglobin. Eisen kommt aber in vielen weiteren Proteinen, darunter Enzyme wichtiger Stoffwechselwege, vor. Im Hinblick auf Alterungsprozesse ist Eisen ambivalent; es hat oxidative, durch seine Beteiligung an Reparaturprozessen aber auch schützende Eigenschaften. Hier scheint es auf die richtige Eisenmenge anzukommen: Eine Studie an Ratten zeigte kürzlich, dass sowohl Eisenmangel als auch Eisenüberladung oxidative Schäden hervorrufen können.
Eisen in der täglichen Nahrung
Grundsätzlich unterscheidet sich der Eisenstoffwechsel eines älteren nicht von dem eines jungen Erwachsenen. Pro Tag nimmt der Mensch 10 bis 20 mg Eisen mit der Nahrung auf (Empfehlung der DGE: 15 mg pro Tag), 1 bis 2 mg werden resorbiert. Zweiwertiges Eisen – "Fleischeisen" – wird gut resorbiert, dreiwertiges – "pflanzliches" – Eisen schlecht, weil es erst reduziert werden muss. In der oralen Therapie sollten daher zweiwertige Eisenpräprate bevorzugt werden.
Senioren stellen im Gegensatz zu Kindern im Wachstum, menstruierenden Frauen oder Schwangeren keine klassische Patientengruppe für eine Eisenmangelanämie dar. Anämien kommen aber auch bei Älteren vor. Im höheren Lebensalter treten allerdings Anämien bei chronischen Erkrankungen häufiger auf als Eisenmangelanämien. So ergab eine Studie, die 1388 Patienten über 65 Jahre in einem Krankenhaus erfasste, dass 25% eine Anämie und 7,6% eine Eisenmangelanämie aufwiesen. Anämien sind keine unvermeidliche Folge des Alterungsprozesses; sie sollten in jedem Lebensalter auf ihre Ursache untersucht werden.
Liegt es am Essen
oder an Blutungen? Mögliche Ursachen für einen Eisenmangel bis hin zur Eisenmangelanämie im höheren Lebensalter sind:
- ungenügende Ernährung, zum Beispiel bei Zahnproblemen, Demenz, Vegetariern, Alleinlebenden oder Altersarmut
- gastrointestinale Blutverluste, insbesondere gastrointestinale Mikroblutungen unter Acetylsalicylsäure
Unspezifische Symptome, aber beachtliches Risiko
Eine Eisenmangelanämie manifestiert sich in unspezifischen generellen und dermatologischen Symptomen wie Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsmangel und trockener, gerissener oder bleicher Haut. Sie kann aber auch zu Demenz, Herzinfarkt und erhöhter Sterblichkeit beitragen. So geht bereits ein latenter Eisenmangel an der Grenze zur Anämie einer neueren Studie an Seniorinnen zufolge mit einer eingeschränkten zellulären Immunantwort einher.
Schwierige Differenzialdiagnose
Bei älteren Patienten fällt die Abgrenzung gegenüber der Anämie bei chronischen Erkrankungen oft schwer; Mischformen sind möglich. Für eine Eisenmangelanämie spricht ein verringertes MCV (mittleres zelluläres Erythrozytenvolumen), ein verringertes Serum-Ferritin und ein verringerter Eisen-Wert. Die Anämie bei chronischen Erkrankungen wie Entzündung, Infekt oder Tumor, kann dagegen mit erhöhtem MCV, erhöhtem Ferritin und erhöhtem löslichem Serum-Transferrin-Rezeptor einhergehen.
Orale Eisentherapie
nicht zu kurz Bei nachgewiesener Eisenmangelanämie erfolgt eine orale Eisentherapie mit einmal täglich 100 mg zweiwertigem Eisen über zwei bis drei Monate. Nach der Quelle des Blutverlustes sollte zunächst endoskopisch, in ungeklärten Fällen auch mit dem Hamburger 59Eisen-Ganzkörper-Radioaktivitätszähler gefahndet werden. Bleibt bei Patienten mit chronischer Erkrankung der Verdacht auf eine Eisenmangelkomponente bestehen, lohnt sich ein vierwöchiger Therapieversuch mit einmal täglich 100 mg zweiwertigem Eisen, der bei Wirksamkeit fortgesetzt wird.
Susanne Wasielewski, Münster
Quelle:
Priv.-Doz. Dr. Dr. Peter Nielsen, Hamburg, "Eisenmangel im Alter – Neues aus Klinik, Diagnostik und Therapie", Fortbildungsveranstaltung "Die Rolle von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen in der Primär- und Sekundärprävention chronischer Erkrankungen", Essen, 12. März 2005.
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