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DAZ Feuilleton
Historische Raths-Apotheke aus Lauenburg
1736 wurde die Apotheke vom Rat der Stadt Lauenburg/Elbe gegründet und zunächst verpachtet, das Privileg wurde von König Georg II. von England und Hannover erteilt. 1822 kaufte Apotheker Otto Ludwig Thun der Stadt Lauenburg das Apothekenprivileg ab und verlegte die Apotheke in die heutige Elbstraße 64, wo sie bis zu ihrer Schließung 1990 verblieb. Wegen der unmittelbaren Lage an der Elbe konnten die Binnenschiffer direkt an der Rückseite der Apotheke anlegen und ihre Bordapotheken auffüllen lassen, eine direktere Belieferung ist undenkbar.
Apothekenbetrieb von gestern
Seit 1996 befindet sich die Apotheke dank der Schenkung der letzten Besitzerin Margarete Lammers im Altonaer Museum. Sie steht zwar hinter Glaswänden, ist aber mit Führung (z. B. mit Apothekerin Birgit Steinke) begehbar. Als erstes begeistert das Entree, denn die hölzernen Torbögen der Offizin sind wirklich ein Blickfang. Im Inneren stehen viele alte Standgefäße, besonders die schönen Holzdosen, die noch mancherlei skurrilen Inhalt enthalten, etwa Stincus marinus (Apothekerskink), eine Eidechsenart aus Ägypten und Arabien. Diese Droge war noch bis ins 20. Jahrhundert im Handel, im 18. Jahrhundert stand sie noch in allen Pharmakopöen.
Ein Gemälde des Apothekers Otto Ludwig Thun hängt über der Tür, die früher zum Magazin führte, das sich wegen Hochwassergefahr ebenerdig befand. Am Mobiliar findet man vergoldete Zeichen für die vier Elemente, für Arzneiformen und Gewichte.
Das Labor, in den 1950er-Jahren in den anschließenden Neubau verlegt, wurde einrichtungsmäßig zeitentsprechend erneuert, einige alte Gegenstände, zum Beispiel ein kupferner Trichter zum Abfüllen von Tinkturen mit einem Ventil, das per Hebelarm geöffnet wurde, sind noch mit hineingenommen worden.
Hinter dem Labor wurde eine Stoßkammer rekonstruiert, die sich früher in einem Hinterhaus befand; etliche der alten Gerätschaften wie Pflanzenschneidemesser, Siebe, Gewichte aus dem alten Gebäude zeigt man jetzt hier. Die Materialkammer enthält einige recht originelle Standgefäße und diverse Lagerartikel, etwa Bänder zum Schnüren von Damenkorsetts, man könnte vom damaligen Randsortiment sprechen.
Moderne Apotheke
der besonderen Art Kein Museum, aber in gewisser Weise museal ist die Ise-Apotheke in Hamburg-Harvestehude, weil sie seit ihrer Gründung 1910 noch niemals umgebaut worden ist. Lucia Mötting, die vierte Inhaberin, von Jugend an begeisterte Sammlerin alter pharmazeutischer Gegenstände und Einrichtungsteile, sieht ihr Lebenswerk in der Bewahrung dessen, was sie übernommen hat. Trotz aller Schwierigkeiten etwa bei Revisionen hat sie bisher ihr Konzept durchsetzen können. Wirklich sehenswert ist auch die Materialkammer. Seit über zehn Jahren stellt diese Apotheke Tees, Pulver und Dekokte nach Rezepturen der traditionellen chinesischen Medizin her. Durch alle Räume zieht der Geruch der Zimtrinde und manchmal auch der Geruch von tierischen Drogen, etwa Kröten, Skorpionen, Insekten, die die chinesische Materia medica beinhaltet.
Christel Lorek, Flintbek
Lauenburger Raths-Apotheke im Altonaer Museum Museumstraße 23, 22765 Hamburg Tel. (0 40) 4 28 11 35 82, www.altonaermuseum.de T. Hinrichsen, B. Jodat: Von Apothekern, Pillen und Kräutern – Mit Bildern und Texten zur historischen Raths-Apotheke Lauenburg. Husum 2001. 84 Seiten, zahlr. farb. Abb., 9,95 Euro. ISBN 3-88042-998-7
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