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Arzneimittel und Therapie
Abnahme nach Pneumokokken-Impfung
Zwischen 1994 und 1999 ist in Europa, den USA, Afrika und Asien die Prävalenz makrolidresistenter Pneumokokken um mehr als 25% gestiegen. Dieser Zuwachs wird auf die Markteinführung neuer Makrolidantibiotika (Azithromycin, Clarithromycin) und deren vermehrtem Einsatz – vor allem in der Pädiatrie – zurückgeführt. Eine Möglichkeit, sich gegen die wachsende Resistenzproblematik zu wehren, besteht in der Entwicklung von Impfstoffen. Im Februar 2000 wurde in den USA die Pneumokokken-Impfung mit einer hepta-valenten Vakzine für Kleinkinder eingeführt. Bei einer erfolgreichen Impfung ist mit einem Rückgang der Infektionen zu rechnen. Eine sinkende Infektionsrate müsste wiederum die Inzidenz von Makrolidresistenzen senken. Dieser erhoffte Zusammenhang wurde in einer prospektiven Populationsstudie in Atlanta, USA, untersucht.
Prospektive Studie
Für ein Einzugsgebiet von mehr als drei Millionen Einwohnern standen die Daten über Art und Häufigkeit invasiver Pneumokokken-Infektionen während eines knapp zehnjährigen Zeitraums zur Verfügung. Ferner war die Impfquote nach Einführung der Pneumokokken-Impfung bekannt. Innerhalb von drei Jahren waren praktisch 90% der Kinder geimpft. Um Art und Häufigkeit der Makrolidresistenz festzustellen, wurden die Pneumokokken-Isolate mikrobiologisch untersucht und typisiert (serologische Typisierung und Einteilung nach Resistenzart). Anschließend wurden in statistischen Analysen die Resistenzquoten für Makrolide sowie Inzidenzraten für 6695 invasive Pneumokokken-Erkrankungen im Zeitraum von 1994 bis 2002 ermittelt.
Weniger Erkrankungen durch die Impfung
Vor Einführung der Impfung lag die jährliche Inzidenzrate für Pneumokokken-Erkrankungen bei 30,2 auf 100.000 Einwohner. Durch die Impfung fiel die Quote 2002 auf 13,1 pro 100.000 ab (p < 0,0001). Der stärkste Rückgang wurde bei Kindern unter zwei Jahren verzeichnet (82%ige Abnahme), gefolgt von den zwei- bis vierjährigen Impflingen, bei denen das Auftreten einer Infektion um 71% reduziert wurde (Abb. 2).
Bei Erwachsenen im Alter von 20 bis 39 Jahre wurde zwei Jahre nach Impfbeginn eine 54%ige, bei den 40- bis 64-Jährigen eine 25%ige und bei den über 60-Jährigen eine 39%ige Abnahme der Krankheitsfälle ermittelt. Das heißt also, dass die Häufigkeit der Erkrankung nicht nur bei den Geimpften, also den bis zu vierjährigen Kindern, sondern auch bei der ungeimpften Bevölkerung – d. h. den älteren Bevölkerungsgruppen – abnahm.
Sinkende Resistenzquote
1994 betrug die Resistenzquote für Makrolide 4,5 auf 100.000 Fälle. Durch die Einführung neuer Makrolide stieg diese Quote sprunghaft an und lag 1999 bei 9,3 auf 100.000. Drei Jahre später – nach Einführung der Pneumokokkenvakzine und breiter Durchimpfung – fiel die Resistenzrate auf 2,9 je 100.000. Durch die Einführung der Impfung ging also nicht nur die Zahl der Erkrankungen, sondern auch die Rate der Makrolidresistenzen zurück (Abb. 1). Bislang ist aber noch unklar, wie lange dieses positive Ergebnis anhält, da sich unter einem Selektionsdruck rasch neue Antibiotikaresistenzen entwickeln können. Ein langfristiger Benefit wird nur dann gegeben sein, wenn neben Präventivmaßnahmen wie der Impfung auch ein sinnvoller Umgang mit Antibiotika praktiziert wird.
Resistenzmechanismen bei Makroliden
Makrolide verändern die Enzymaktivität bakterieller Ribosomen. Bakterien entwickeln Abwehrmechanismen, um diesen Antibiotikawirkungen zu entgehen. Ein Resistenzmechanismus, der alle Makrolide betrifft, ist eine ribosomale Modifikation, die über ein so genanntes erm-Gen (erm = erythromycin ribosome methylation) kodiert wird.
Ein zweiter Resistenzmechanismus beruht auf einer Efflux-Pumpe, die das Makrolid kontinuierlich aus dem Zellinneren pumpt. Dieser wird als mef-Gen-kodierter (mef = macrolide efflux) Resistenzmechanismus bezeichnet. Diese zwei Mechanismen sind für 95 bis 98% aller Pneumokokken-Resistenzen gegen Makrolide verantwortlich.
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