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Nordrhein macht Apothekentests publik
Im Durchschnitt haben die Apotheken mit "befriedigend" abgeschnitten. Projektleiter war Professor Gerd Glaeske, Mitglied des Sachverständigenrats, und ein vierköpfiges Team seiner Arbeitsgruppe Arzneimittelanwendungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen.
Jede vierte Apotheke habe mit einem guten bis sehr guten Einzelergebnis abgeschlossen, allerdings erhielt ein Fünftel der Apotheken nur die Noten vier und fünf. Bei dem "Pro-Pharm-Projekt" fanden die Testkäufe im April und Mai statt, rund zwei Monate lagen zwischen der Anmeldung der Apotheke und dem unangekündigten Kommen der Pseudocustomer. Wegen der Vergleichbarkeit läuft der anonyme Besuch standardisiert ab, er hat als Pluspunkt die anschließende Analyse der Beratung durch den Pseudocustomer gemeinsam mit den Apothekenmitarbeitern. Die Testkäufer (ein Mann, drei Frauen) schilderten entweder Durchfallsymptome und baten um ein Arzneimittel dagegen oder sie nannten das johanniskrauthaltige Neuroplant als konkreten Präparatewunsch.
Gute Beratung bei Diarrhö
In 51 Apotheken wurde Diarrhö angegeben, hier erhielten 11 Apotheken ein "sehr gut", neun ein "gut", 15 ein "befriedigend", 12 ein "ausreichend" und vier ein "mangelhaft". Die Testkäuferin gab vor, seit mehr als zwei Wochen starken Durchfall zu haben, woraufhin die Mehrheit der Apothekenmitarbeiter sie zum Arzt schickten, weil die Grenzen der Selbstmedikation überschritten waren. Im zweiten Beispiel schnitten die getesteten Offizinen schlechter ab. Rund die Hälfte bot eine Beratung an, nachdem die "Kundin" das Neuroplant verlangt hatte.
Erst während der Beratung kam heraus, dass das Präparat gegen Depression für die Tochter war. Hier sollte geklärt werden, ob das Mittel für die "Kundin" selbst war und wegen der Wechselwirkungen nach weiteren Medikamenten gefragt werden. Beraten wurden die Testkäufer in 45 Fällen von einem Apotheker oder einer Apothekerin und in 47 Fällen von einer PTA, in einem Fall unzulässigerweise von einer PKA.
Mehrwert Apotheke
Glaeske nannte es richtig, dass sich die Kammer der früheren Kritik in der Öffentlichkeit an der Beratungsleistung in Apotheken stelle und diese freiwillige Selbstkontrolle publik mache. Da Arzneimittel beratungsbedürftig seien und der Anteil der nicht-verschreibungsfähigen Präparate steige, werde in Zukunft der Beratungsbedarf noch größer, weshalb der Distributionsweg Apotheke erhalten bleiben müsse. Blieben die Pharmazeuten allerdings den Beweis schuldig, dass sie die Patienten aktiv ansprechen, könnte in der Öffentlichkeit der gesellschaftliche Mehrwert der Apotheken hinterfragt werden, warnte der er.
Das Ergebnis sei "befriedigend mit der Tendenz zum Besseren" sagte Glaeske. Damit sei der überwiegende Teil der getesteten Präsenz-Apotheken besser als der größte Teil der vor kurzem überprüften Versandapotheken gewesen. Ziel sei nicht, die Apotheken "vorzuführen", sondern deren Leistungen zu optimieren. Daher vermied der Wissenschaftler die Nennung konkreter Apothekennamen. Seinen Worten zufolge gab es große Unterschiede, je nachdem ob nur das Symptom geschildert oder das konkrete Präparat gewünscht wurde. Während es im ersten Fall sehr viele Beratungen gab, entstand beim zweiten Szenario fälschlicherweise bei vielen Apotheken der Eindruck, die "Kundin" kenne das Präparat, mit der Folge, dass sich die Pharmazeuten mit Nachfragen zurückhielten.
Kosten des Projekts
Während jeder Teilnehmer, deren Zahl auf rund hundert (von 2500 nordrheinischen Offizinen) begrenzt war, nur 50 Euro bezahlen musste, trug die Kammer 31.000 Euro der insgesamt 36.000 Euro Kosten. Bei diesem Pilotvorhaben sollte zunächst geprüft werden, ob es konstruktiv die Beratungsleistung in Apotheken verbessern helfen kann.
Was die Kammer meint
Die nordrheinische Kammer ist davon überzeugt und will das wissenschaftlich begleitete Vorhaben fortsetzen. Ihre Präsidentin Anneliese Menge sprach von einer Momentaufnahme, die zum Beispiel die Kommunikation als wichtigen Ansatzpunkt für eine optimierte Beratung gezeigt habe. Die Qualitätssicherung der Beratungsleistung soll aktiv herbeigeführt werden. Kernfrage sei, wie die Pharmazeuten ihr vorhandenes Fachwissen unaufgefordert im Gespräch mit dem Patienten anbrächten. Mehr als die Hälfte der beteiligten Apothekenteams, darunter auch die schlecht bewerteten, hätten der Kammer ein positives Feedback gegeben und die unangemeldeten Besuche mit anschließender Analyse als vorteilhaft beschrieben.
Wie Menge weiter sagte, denkt die Kammer wegen der notwendigen Qualitätssicherung an Teamfortbildungen vor Ort in einem weiteren Schritt, um zum Beispiel den Wissensfluss vom Apothekenleiter bis hin zu allen Approbierten und PTA zu gewährleisten.
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